BSC YB – FK Qarabag Agdam 0:1

YB ist im Moment im fast freien Fall. Nicht einmal mehr auf den Europa-League-Heimspiel-Spirit ist Verlass. Die zweite Heimniederlage in Serie tut weh, die Leistung der Mannschaft auf dem Platz noch viel mehr.

Zum Spiel:
In der ersten Halbzeit war YB den Aserbaidschanern klar überlegen. Einziges Manko war (nebst der Chancenauswertung) der Raum zwischen dem Mittelkreis und dem eigenen 16ner. Da fanden die Karabacher etwas zu viel Platz vor. Allerdings wussten sie diesen erst in der 44. Minute zu nutzen, doch der vermeintliche Führungstreffer für die Gäste wurde wegen Abseits aberkannt. Den Ball im Tor unterzubringen, schaffte aber auch YB nicht. Einige gute Chancen konnten nicht genutzt werden. Wenn die Berner allerdings in der 2. Halbzeit noch ein Brikett nachlegen und etwas höher stehen würden, wird das bestimmt gut kommen, dachte sich so mancher YB-Fan.

Allerdings tat die Mannschaft genau dies nicht. Zwar war man optisch immer noch feldüberlegen aber es reihte sich Fehlpass an Fehlpass. Durch diese Ungenauigkeiten können keine Torchancen entstehen! Die Gäste hingegen versuchten weiterhin ihr diszipliniertes Spiel durchzuziehen. Und nach der Pause kamen sie auch etwas gefährlicher und erschreckend einfach vors YB-Tor. YB schien total verunsichert und mitten in diese Verunsicherung knallte Almeida den Ball ins Tor. Was für ein Tor und mitten in die gelbschwarze Fresse. 25 Minuten hatten die Berner nun Zeit, Moral zu beweisen und sich gegen die Niederlage zu wehren. Aber es scheint, als wäre dies dieser Mannschaft im Moment nicht möglich. Einerseits wurden die „Schiess!“-Rufe von der Tribüne konsequent ignoriert, andererseits wurde die Passqualität keinen Deut besser. So kann man kein Tor schiessen. Und die langen und immer länger gewordenen Bälle, führten auch nicht zum gewünschten Erfolg. YB reist also mit einem Nachteil nach Baku. Verloren ist für die Berner noch nichts, doch die europäische Gruppenphase ist nun weit weg und mit solchen Leistungen schlicht nicht zu erreichen.

 

Zu Karabach:

Der aserbaidschanische Meister war der erwartete starke Gegner. Es zeigte sich schnell, dass Karabach aus einer sicheren Defensive agieren und  sich dabei aber offensiv – sollten sich die Möglichkeiten bieten – auf keinen Fall verstecken will. Dieses Rezept ging auf. Zwar wurde das Abwehrkollektiv das eine oder andere Mal von den Bernern geknackt, doch bekanntlich ohne zählbaren Schaden für Karabach. Technisch solide, mit guten Pässen und schlauen Laufwegen stellten die offensiven Spieler Karabachs die YB-Verteidigung vor allem in der zweiten Halbzeit immer wieder vor Probleme. Die Diszipliniertheit behielten die Aserbaidschaner 90 Minuten lang von vorne bis hinten bei. Dazu ein Sonntagschuss und schon ist der Sieg im Trockenen. Genau so gewinnt man als Kollektiv!

 

Zu YB:

Die Lust über YB zu schreiben, ja sich mit YB zu beschäftigen, hält sich im Moment in engen Grenzen. Die Mannschaft ist schlicht und ergreifend am Boden. Mit den Transfers im Sommer und dem Titel-Geschwafel stieg man in der Sommerpause in Sphären auf, in denen man sportlich nichts zu suchen hat. Der Fall ist somit aber umso länger und der Aufprall umso härter. Die sportliche Talfahrt begann schon vor der Sommerpause und von den letzten sieben Heimspielen konnten geraden mal zwei mit Ach und Krach gewonnen werden. Die Gegner  (2xLuzern, Vaduz, Monaco, Thun, Lugano, Karabach) sind, bis auf den französische Vertreter, sicherlich keine Begründung für diese Baisse. Tore wollen im Moment keine einfach so fallen. Die Berner müssten für ihre Tore im Moment hart arbeiten, sie erknorzen, ja erzwingen. Müssten. Denn dazu sind die Spieler wie es scheint im Moment nicht im Stande und zwar vor allem im Kopf. Es herrscht die totale Verunsicherung. Kaum ist der Ball in der Nähe des gegnerischen Strafraums scheinen den Spielern die Ideen auszugehen und die Knie zu zittern zu beginnen. Schiessen? Passen? Dribbeln? Keiner weiss was er mit dem Ball tun soll und wenn er sich für etwas entscheidet, führt er es nur halbbatzig aus oder hat so lange überlegt, dass der Gegenstoss schon lange läuft. Ausserdem kann man bei den Berner kein gegenseitiges Aufbauen, kein kurzes Abklatschen nach gelungenen Aktionen , keine positive Körpersprache ausmachen. Sondern gegenseitiges Anmotzen, Händeverwerfen oder einfach nur Ignoranz. Dieser Effekt ist natürlich grösstenteils der sportlichen Krise verschuldet. Allerdings liegt es auch an der Führung der Mannschaft diese Grundstimmung gar nicht erst aufkommen zu lassen. Die Führungsspieler sollten als gutes Beispiel voraus gehen, die Jungen motivieren und nach Fehlern wieder aufbauen. Auch der Trainer hat grossen – wenn nicht gar den grössten Einfluss – auf die Stimmung und es scheint als könne Gämperle seinen Einfluss im Team nicht geltend machen. Ja man könnte gar die gewagte These aufstellen, die Mannschaft nehme den Übungsleiter nicht ernst. Für uns steht somit fest, Gämperle kann nicht die langfristige Lösung für YB sein und muss möglichst schnell von weg vom Cheftrainerstuhl. Wir sind überzeugt: Fredy wird bald den geeigneten Forte-Nachfolger präsentieren.

 

Am Sonntag geht’s weiter mit dem Spiel gegen Sion im Tourbillon, mit einem Punktgewinn im Wallis müsste man sich im Moment in Bern zufrieden geben. Allerdings wäre es verwegen, einen anderen Auftritt der Berner als gestern zu erwarten.

 

Die Noten:

Mvogo: 5. Tat was er tun muss.

Sutter: 3. Viele viele Fehlpässe, viele verlorene Zweikämpfe, die Flanken waren immerhin etwas besser als von seinem Gegenüber.

SvB: 5. Wie fast immer der einzige, auf den Verlass ist. Verlor aber auch mal den kühlen Kopf und haute die Bälle nur noch nach vorne in der Schlussphase.

Vilotic: 4. Defensiv ganz ok und vorne kam er zu einem gefährlichen Abschluss. Bei der IV happerts im Moment am wenigsten. Körpersprache Horror!

Lecjaks: 3. Flanken wie Ronny Hodel und defensiv hat er halt in jedem Spiel seine Schwächen.

Gajic: 4. Licht und Schatten, man ist geneigt zu sagen: wie immer. Er hatte zwar gute Pässe und gute Dribblings, jedoch schaffte er es alleine nicht, den Raum für die Karabacher eng genug zu machen.

Sulejmani: 3. Der Knopf will einfach nicht auf, Verunsicherung riesig, rechter Fuss Katastrophe.

Kubo: 3. Dank Kriens der Hoffnungsträger, hat jegliches Selbstvertrauen gestern wieder eingebüsst. Spiel doch einfach mal den Ball, Yuya!

Bertone: 3. Fiel eigentlich nur durch sein Foul, das mit gelb sanktioniert wurde, auf. Sinnbild für den fehlenden Biss, man trottet einfach etwas mit. Einem Hoarau gibt man verbal nicht so zurück!

Nuzzolo: 3. Von ihm kam sehr wenig und nach der Pause gar nichts mehr. Es fehlte der Drive.

Hoarau: 4. Auch wenn man sah, dass er noch nicht bei 100% ist, war er der wichtigste Mann in der Offensive. Erschreckend, dass ihm seine Ersatzleute auch in dieser Form nie und nimmer das Wasser reichen können.

 

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