Spielbericht Juventus Turin – BSC YB 3:0

So fühlt es sich also an, wenn man gegen einen Anwärter auf den Champions League-Titel und einen der besten Clubs der Gegenwart spielen muss.

Wenn man die ersten 240 Sekunden nimmt, dann war das von YB eigentlich gar nicht mal so schlecht. Dass dann aber Juve gleich mit der ersten Chance ein solches Tor gelingt, war fürs Selbstvertrauen der Gelbschwarzen sicher nicht ideal. Klar kann man monieren dass Passgeber Bonucci zu viel Platz und Raum hatte, klar kann man Camara ankreiden, dass er den Ball unterschätzte. Man darf aber auch sagen: Wahnsinn, wie Dybala diesen Ball verwertet. Wenn schon der Millimeter genaue Pass eine Schokoladenmousse war, dann war der Abschluss der mit Schokospänen versüsste Schlagrahm obendrauf.

Dass man gegen Juventus Turin auswärts der Aussenseiter ist, geht nicht nur dem BSC YB so. Wir sprechen hier immerhin vom Champions-Leauge Finalisten von 2017, gegen eine Mannschaft, die Italiens Meisterschaft seit Jahren nach belieben dominiert. Was sollen wir hier Zahlenbeispiele nennen, die Statistik nach dem Spiel war bitter und deutlich. Um das Phrasenschwein mal wieder zu füttern: das Beste an diesem Abend war für YB noch das Resultat. Oder aber die mitgereisten Fans, die auch Minuten nach Abpfiff und alleine im Stadion ihre Mannschaft noch feierten. Die Stimmung im Berner Sektor war eine glatte 6.

Allein der omnipräsente Dybala machte am Dienstagabend den ganzen Klassenunterschied deutlich. Wer Junioren trainiert, sollte ihn als mustergültiges Schulungsbeispiel nehmen. Dass eine Aktion nach dem gespielten Pass oder dem abgegebenen Torschuss nicht vorbei ist, sondern man sich gleich wieder in der neuen Spielsituation anbietet, zeigte der treffsichere Stürmer mal um mal. Exemplarisch war dabei sein Abschluss der am Pfosten landetet, dem die gesamte YB-Abwehr nachstaunte, während der Argentinier dem Schuss nachging, den Ball wieder an seinen Füssen hatte und so gleich zu einer weiteren Chance kam. Und weil die Italiener gedanklich immer diesen Schritt voraus waren, konnten die Berner im ganzen Spiel bloss reagieren und kamen viel zu wenig ins agieren.

Die bittere Championsleauge-Auswärtsspiel-Premiere wurde noch bitterer, als Camara für ein übermotiviertes Einsteigen seine zweite gelbe Karte gezeigt bekam und so im nächsten Spiel gegen Valencia fehlen wird. Dem jungen YB-Verteidiger hier aber einen Vorwurf zu machen, ist meiner Meinung nach fehl am Platz. Er zeigte Präsenz, setzte den Körper ein und hatte dabei Pech, dass sein Gegenspieler einen Kopf kleiner und somit dessen Kopf auf Camaras Ellenbogenhöhe war.

Für die Berner wird nun wichtig sein, diesem Spiel nicht lange nachzutrauern und den Kopf wieder frei für das kommende Meisterschaftsspiel gegen Luzern zu kriegen. Wir trauen dem kompletten Staff rund um die erste Mannschaft aber zu, diese Situation antizipiert und die richtigen Schritte schon direkt nach dem Spiel in die Wege geleitet zu haben.

 

Die Noten:

von Ballmoos: 4.5 / schwieriger Abend für den Torhüter, sieht beim zweiten Tor unglücklich aus, aber ihm hier eine Mitschuld zu geben, wäre falsch

Schick: 4 / eine Lehrstunde für die Aussenverteidiger

Camara: 4 / wir lassen uns nicht von zwei misslungenen Aktionen blenden, das restliche Spiel war nicht schlecht

Von Bergen: 4 / auch dem Routinier ging es einige Male zu schnell, aber gegen Juve sahen Jüngere schon älter aus

Benito: 4 / eine Lehrstunde für die Aussenverteidiger

Sanogo: 3.5 / wurde in der Pause ausgewechselt um nach der gelben Karte Schlimmeres zu verhindern. Ist gegen Valencia wichtiger als gegen Juve.

Fassnacht: 3.5 / am Ball überhastet oder ungenau, gegen hinten dürften beide Flügel mehr machen

Bertone: 4 / machte seine Sache nicht schlecht, allerdings mit wenig Einfluss nach vorne

Sow: 4.5 / hatte einige gute Szenen

Sulejmani 4 / macht aus der ersten gefährlichen Aktion zu wenig, gegen hinten dürften beide Flügel mehr machen

Hoarau: 4 / so schwer es für von Ballmoos war, so schwer war es für Hoarau. Hatte als alleinige Spitze einen schweren Stand und hat glück, im nächsten Spiel nicht auf der Tribüne sitzen zu müssen.

 

Lauper (46’ für Sanogo): 4 / durfte sein Debut in der Champions League geben und fiel weder auf noch ab

Ngamaleu/Assalé (70’ für Fassnacht/Sulejmani): zu kurz, brachten aber etwas Schwung rein

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