BSC YB – FC St. Gallen 2:2

Was soll man nach so einem Spiel schreiben? Da vergab YB zuerst während 89 Minuten in regelmässigem Abstand Möglichkeiten, welche zum Gewinn von zwei oder drei Spielen reichen würden. Und als dann das Tor endlich gelang, verschenkte man den Sieg doch noch. Manch einer dürfte sich im falschen Film gewähnt haben, als der unterirdische Schiedsrichter die Partie kurz nach halb vier abpfiff. Die Sonne, welche mit dem Führungstor hervorgekommen war, schien immer noch.

Vor dem Spiel gab es zwei viel diskutierte Fragen. Würde es YB heute wieder einmal gelingen, ein Tor zu erzielen und – das war die erfreuliche der beiden – schafft es YB erneut, „zu null“ zu spielen. Eine der beiden war nach drei Minuten beantwortet, leider war es die Falsche. Nachdem Michi Frey bereits in der ersten Minute mutterseelenalleine vor Lopar gescheitert war, liess sich die YB-Verteidigung zwei Zeigerumdrehungen später übertölpeln, die Gäste aus der Ostschweiz führten mit 0:1. Was folgte machte grundsätzlich Freude. YB drückte, war klar überlegen und kam zu weiteren Möglichkeiten. In der 11. Minute war es dann bereits so weit, endlich wieder einmal Torjubel. Leo Bertone dreschte den Ball nach einem Ravet-Corner auf den nahen Pfosten in die Maschen. YB drückte noch einen Moment lang weiter, die beste Chance hatte erneut Frey, er scheiterte aber mit seinem Kopfball an Gästehüter Lopar. Danach folgte die lauste Phase des Spiels, YB nahm etwas Tempo weg und St. Gallen schien nicht fähig, wirklich etwas kreieren zu können. Vielleicht war es auch nicht das Ziel. Jedenfalls plätscherte die Partie nun so ziemlich vor sich hin, bis die Platzherren fünf Minuten vor der Pause das Gaspedal wieder fanden. Ein weiteres Tor indes erzielten sie nicht. Insgesamt war es eine gute Halbzeit der Berner gewesen, einzig in Sachen Zielstrebigkeit, respektive Effizienz, waren sie einmal mehr ungenügend gewesen.

In der zweiten Halbzeit waren es die Gäste, die durch Bunjaku die erste grosse Chance hatten. Danach kannte das Spiel grösstenteils wieder nur eine Richtung, den Ball im Tor unterzubringen gelang den Young Boys aber auch aus aussichtsreichsten Positionen weiterhin nicht. YB-Trainer Adi Hütter versuchte es ab der 66. Minute mit Kwadwo Duah für den glücklosen und zusehends frustrierten Frey. Duahs erste Aktion war – richtig – die klägliche Vergabe einer sogenannt „Hundertprozentigen“. Es war zum Verzweifeln. Und weil damit nicht genug sein konnte, kam dann auch noch Pech dazu, als zuerst Kubo und später der für Schick eingewechselte Sulejmani nur den Pfosten trafen. Die Zeit verrann, es drohte ein weiterer unnötiger Punktverlust. Dazu kam, dass nun auch St. Gallen per Konter zur einen oder anderen guten Chance kam. Doch Mvogo verhinderte, dass YB sogar noch in Rückstand geriet.  Und siehe da: In der 90. Minute brachte Yoric Ravet einmal mehr einen Ball zur Mitte, wo es Kwadwo Duah war, welchem es tatsächlich gelang, das Leder an Lopar vorbei über die Linie zu schieben. Sein erster Treffer in der NLA und die spürbare Erlösung für Fans und Mannschaft. Diese aber wähnte sich wohl bereits als Sieger, anders ist das dilettantische Verhalten in der vierminütigen Nachspielzeit nicht zu erklären. OK, vielleicht noch mit Unerfahrenheit. Aber bei allem Respekt: Diesen Sieg noch aus den Händen zu geben ist nicht entschuldbar. YB bettelte förmlich darum, dass St. Gallen noch einmal zu einer Chance kam – und so war es dann auch. Oder schlimmer: Bunjaku, zugegeben schön freigespielt, liess Mvogo diesmal keine Chance. Zwei weitere Punkte waren flöten, das ungläubige Schweigen auf den Rängen wurde erst durch die Pfiffe, welche den Schiri in die Garderobe begleiteten, unterbrochen. Eigentlich hätte es da seit zwei Minuten wieder aus Kübeln regnen sollen.

 

Die Noten:

Mvogo 5,5:              Bei den Gegentoren chancenlos, verhinderte mit ein paar sehr starken Paraden den St. Galler Führungstreffer.

Von Bergen 4:       Nicht immer ganz stilsicher, verschätzte den einen oder anderen Ball und musste sich öfter als gewohnt überlaufen lassen.

Rochat 4,5:             Sieht anfangs 2. Halbzeit alt aus, sonst ok. Wieso man aber in der Nachspielzeit, in Führung liegend, ohne Not einen langen Ball spielt ist nur schwer verständlich.

Lecjaks 5:               Mit gewohnt viel Zug nach vorne und auch ohne Ball deutlich besser als auch schon. Bester YB-Verteidiger an diesem Nachmittag.

Sutter 4,5:               Zu wenig entschlossen beim St. Galler Führungstor, sorgte im Anschluss mit Ravet für Dampf über rechts.

Bertone 5:               Stark in den Zweikämpfen und vor allem in der ersten Halbzeit sehr präsent und fast immer anspielbar. Hatte Glück, dass ihm der Schiri für sein rüdes Einsteigen Anfangs 2. Halbzeit nur die gelbe Karte zeigte.

Zakaria 4,5:            In der ersten Hälfte im Vergleich zu Bertone unauffällig, steigerte er sich in Umgang zwei und zeigte einmal mehr, dass er im Normalfall eine grosse Zukunft vor sich hat. Brillante Aktion vor der Grosschance von Duah.

Schick 3:                 Gegenüber dem Auftritt in Sion verbessert, allerdings auf sehr tiefem Niveau. Weiterhin keine valable Alternative.

Ravet 4,5:               Sehr aktiv, auch wenn ihm nicht alles gelang. War praktisch an jeder YB-Chance irgendwie beteiligt. Abzug gibt es dafür, so kurz vor Schluss noch eine solche Flanke zu schlagen.

Kubo 4:                   Der Japaner scheint verunsichert, traf erneut viele falsche Entscheidungen. Tolle Aktion bei seinem Abschluss, welcher leicht abgelenkt am Pfosten landete.

Frey 3,5:                  Es will einfach nicht, ihm würde ein Erfolgserlebnis sichtlich gut tun. Zeigte seine gute Kinderstube, als er das im Frust malträtierte Werbe-Banner wieder herrichtete.

Duah 5:                   Belohnte sich für seinen engagierten Auftritt mit dem vielumjubelten Führungstor. Hätte vorher aber schon einmal treffen müssen, als er nach Ravets perfekter Vorlage die nötige Souveränität vermissen liess.

Sulejmani/Mbabu: Der Serbe brachte noch einmal Dampf und zeigte seine Klasse, bevor er dann am Pfosten scheiterte. Mbabu hingegen sah beim Ausgleich der St. Galler nicht gut aus.

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