FC Lozärn – BSC YB 2:3

„Es isch Lozärn!“ lautet die Standardantwort eines Redaktionskollegen auf die Frage, wie ein Spiel gegen die Innerschweizer wohl ausgehen wird. „Es isch Lozärn!“ soll klar und deutlich zum Ausdruck bringen, dass alles andere als ein Sieg gegen die Leuchtenstädter einen kleinen bis mittleren Skandal darstellen würde. Woher diese Überzeugung kommt und weshalb diese ausgerechnet dem doch einigermassen konstant-soliden FCL gilt, weiss niemand so recht.

Item. YB hatte in Luzern noch eine Rechnung zu begleichen: Kurz vor den Weihnachtsferien zog man an gleicher Stätte in einem schwachen Spiel eine empfindliche und klare Niederlage ein. Dies sollte nicht noch einmal passieren, entsprechend motiviert starteten die Berner ins Spiel. Trotz einiger Änderungen (Sanogo, Gerndt, Vilotic und Sutter neu in der Start-11) begann YB druckvoll und fulminant. Bereits nach fünf Minuten lancierte Gerndt mit einem tollen Pass den aufgerückten Lecjaks, der aus spitzem Winkel mit einem satten Schuss sein erstes Saisontor erzielte.

Auch danach blieb YB dominant und spielbestimmend. Mit der nötigen Härte wurden die Zweikämpfe bestritten und in der Vorwärtsbewegung agierte man zielstrebig und temporeich, verpasste aber die 2:0 Führung mehrmals.

Quasi mit der ersten Möglichkeit, kam das Heimteam zum Ausgleich. Die beiden ex-YBler Chrigu Schneuwly und Michi Frey spielten sich (zu) herrlich durch die YB-Hintermannschaft und Letzterer traf zum 1:1.

Der Gegentreffer, der YB den Wind aus den Segeln nahm? Mitnichten – „Es isch Lozärn!“ Direkt im Anschluss erkämpfte sich der sehr starke Bertone den Ball und bediente mit einem hervorragenden Ball Kubo, der Zibung zur erneuten Führung bezwingen konnte.

Mit diesem Resultat ging es zwar in die Pause, doch bereits hier liess sich erahnen, dass die Messe noch nicht gelesen war. Luzern wurde nach der erneuten Berner Führung stärker und druckvoller, YB hatte deutlich mehr Mühe und zog sich zwangsläufig mehr zurück.

Sowohl kurz vor als auch kurz nach dem Pausenpfiff ereigneten sich zwei Szenen, in denen man durchaus Elfmeter gegen YB hätte pfeifen können.

Luzern war bemüht und engagiert, allerdings bei den letzten Pässen zu unpräzise. Deshalb gelang es der Verteidigung um von Bergen und Vilotic meistens, die Angriffe bereits im Keim zu ersticken. Hier machte ein weiterer Ex-Berner den Young Boys einen Strich durch die Rechnung: Marco Schneuwly setzte sich gegen Jan Lecjaks stark durch und setzte zu einer Flanke an. Doch just in dem Moment rutschte ihm der Ball über den Rist, der Ball wurde länger und länger – und schlug hinter Mvogo im Tor ein. 2:2!

„Es isch Lozärn!“ schien sich heute nicht zu bewahrheiten, zu sehr hatten sich die Kräfteverhältnisse ausgeglichen und zu sehr schien das Momentum nun auf die Seite der Gastgeber zu schlagen.

Kurz nach dem Ausgleich drosch Gui Hoarau den Ball hoch und weit in die Spitze wo sich Kubo und Thiesson ein Laufduell lieferten. Der Japaner nahm den Ball technisch überragend an, liess Thiesson und Zibung keine Chance und traf zum 3:2! Wieder hatte der Luzerner Ausgleich nur kurz gedauert, wieder traf Kubo kurz nach dem Gegentreffer zur erneuten Führung! „Es isch Lozärn!“

Die Schlussphase war geprägt von eher schwachen Konterversuchen der Young Boys (besonders unglücklich agierte dabei der eingewechselte Zulechner) und einem druckvollen aber ineffizienten Anrennen der Innerschweizer. Die letzte grosse Chance verzeichnete Yesil, der aber am grossartig reagierenden Mvogo scheiterten.

In einem Spiel, das in der Regel Remis endet, obsiegte die Mannschaft mit dem aktuell besseren Lauf und dem nötigen Wettkampfglück – in diesem Fall klar YB.

Für andere war dies hingegen schon vor der Partie klar, denn „es isch Lozärn!“!

 

Noten:

Mvogo 5.5/ Rettete den Sieg mit einigen Paraden. Bei den Gegentoren machtlos, auch wenn er beim 2:2 nicht glücklich aussieht.

Sutter 5/ Ein bemühtes, fleissiges und aggressives Comeback von Scott, der für den gesperrten Hadergjonaj auflief. Zeigte deutlich, dass er allzeit bereit ist.

Von Bergen 4.5/ Grundsätzlich solide Partie, rieb sich oft an Michi Frey auf. Sein Abwehrverbund lässt sich aber aktuell zu schnell ausspielen.

Vilotic 4.5/ Gemessen an der Wettkampfpause eine starke Leistung mit sehr aggressivem Zweikampfverhalten. Teilweise etwas über dem Limit.

Lecjaks 5/ Sein erstes Saisontor, inkl. Jubelohrfeige von Ravet. War nach dem Treffer einen Moment lang etwas übermotiviert.

Ravet 4/ Fleissiger Auftritt, allerdings für einmal etwas glücklos.

Bertone 5.5/ Erstaunlich starke Leistung von Bertone, besonders in der Vorwärtsbewegung.

Sanogo 4/ Solide und unauffällige Partie des Ivorers. Strahlte zu Beginn eine grosse Sicherheit aus, vermochte aber  (wohl auch wegen der mangelnden Spielpraxis) dem Spiel im Zentrum nicht seinen Stempel aufzudrücken.

Kubo 5.5/ Doppeltorschütze und Interviewgott!

Gerndt 4.5/ Sehr, sehr, sehr viel unterwegs und mit einem Traumpass auf Lecjaks zum 1:0. Allerdings auch mit einigen Missverständnissen im Angriffsspiel.

Hoarau 5/ Für einmal nicht Torschütze, aber wiederum Assistgeber und allzeit anspielbarer Prellbock. Wie so oft in engen Spielen auch ein hervorragender Innenverteidiger für die letzten 10 Minuten.

 

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