Ist in Bern der Teufel los?

fragt der heutige Blick (Link). Damit findet eine Kampagne seinen Fortgang, die Wahnsinns „Yapi verhandelt mit Basel“ Geschichte. Als hätte der Blick eben ein streng gehütetes militärisches Geheimnis geknackt, brachte er eine Geschichte gross raus, die eigentlich weniger Zündstoff in sich birgt, als man auf den ersten Blick gewahr wird. Und zudem seit längerer Zeit in Berner Fankreisen ein Thema war.

Fassen wir kurz zusammen. Gilles Yapi spielt seit vier Jahren für die Berner Young Boys. Er tut dies mit Übersicht, Spielwitz und Abgeklärtheit. Kaum ein anderer Mittelfeldspieler in der Schweiz kann ein Spiel derart lesen. Zudem ist Yapi in seiner Zeit in Bern noch reifer geworden. Während er noch vor einiger Zeit in entscheidenden Momenten nervös und fahrig wurde, sich verdribbelte und den Ball verlor, spielt er heute auch in solchen Situationen wesentlich abgeklärter. Es ist klar, dass ein solcher Spieler die Aufmerksamkeit des Ligakrösus weckt und ein Angebot (es gab übrigens vor einiger Zeit schon solche aus Zürich) war nur eine Frage der Zeit. In Bern wusste man von Anfang an davon, dass Basel Interesse hat und Yapi kommunizierte, dass er den Vertrag nicht verlängern wolle. Dass er nun die „Option Basel“, nota bene eine Option mit mehr als dem doppelten Salär (wir sprechen also von deutlich über einer Million Jahresgehalt), prüft, ist schmerzhaft, kommt zu einem dummen Zeitpunkt, aber ist letztlich verständlich. Yapi ist nicht gerade Bernburger und seine Familie stammt auch nicht aus ehemaligen Untertanengebieten. Er hat hier in Bern stets seine Leistung gebracht und wird, sollten wir es dieses Jahr schaffen, ein entscheidender Faktor in der Meisterschaft sein. Nach seinem Abgang – und hoffentlich bereits früher – wird Thierry Doubai seine Rolle übernehmen. Bis auch er das Interesse eines finanziell potenteren Klubs weckt. So geht das Geschäft.

Eigentlich sollte man sich über solche Artikel, wie sie der Blick regelmässig bringt, weder aufregen noch sollte man sie überhaupt beachten. Aber in Bern ist man nervös. Man sieht die Möglichkeiten, hat aber Angst am Schluss erneut mit leeren Händen dazustehen. Ein idealer Nährboden für Emotionen irgendwelcher Art. Und der Blick schürt brav weiter: Kein Wunder verweist der Blick in seinem Artikel auf einige Hitzköpfe im Fanforum und erwähnt sie besonnenen Stimmen nicht. Braucht er nicht. Er ist der Blick. Wir haben unlängst in diesem Blog geschrieben, dass Boulevardjournalismus wie Kotze am Strassenrand sei: ekelhaft und trotzdem schaut man hin. Wir müssen jetzt einfach aufpassen, dass wir nicht noch rein treten.

Denn eines ist klar: Bei allem Zorn und aller Enttäuschung trägt Yapi am Sonntag den Dress der Berner Young Boys und er wird, wie man ihn kennt, alles geben. Sollte aber die Blickkampagne dazu führen, dass Unruhe in die bisher erstaunlich gefestigte Mannschaft kommt, dann könnte uns das (entscheidend?) schwächen. Und die treuen Anhänger, die nach Basel reisen werden müssen sich bewusst sein, dass jeder Pfiff gegen Yapi die Mannschaft verunsichern und schwächen wird. Der Blick hätte wieder was zu schreiben. Denn er ist nicht gegen uns, wie er nicht für uns ist. Er schürt Emotionen und versucht – auf seine Weise – Pfeffer in die Meisterschaft zu bringen. Und offenbar gelingt ihm das immer wieder.

Noch etwas: Lieber Blick, ja, der Teufel ist los in Bern. Aber erst im Mai, wenn wir hier einen Titel feiern werden. Wetten du bist dann wieder dabei und hast es schon immer gewusst?

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