Matchbericht FC Basel – BSC YB

Wer sich ein Bild von der Verunsicherung des FC Basels machen wollte, musste sich nur die Pressekonferenz im Anschluss an das Spiel anschauen. Wie ratlos Trainer Marcel Koller den Journalisten Red- und Antwort stand, sprach Bände. Verwundert darüber darf man nach diesen neunzig Minuten vom eigentlichen Spitzenspiel der sechzehnten Super League Runde nicht sein. Denn es war eine Machtdemonstration im St. Jakob-Park. Nicht etwa vom Heimteam, dem entthronten Meister vom Rheinknie, nein, es war eine Demonstration des Gastes von der Aare.

Noch selten hat man den FC Basel vor heimischem Publikum so sehr schwimmen sehen, noch seltener wurde der einst so dominante Club zuhause dermassen vorgeführt. Die Young Boys waren das bessere Team, hatten mehr Präsenz, waren physisch bereiter und fussballerisch besser. Die Berner kamen vor der Pause zu mehreren aussichtsreichen Halbchancen, aber die letzte Konsequenz fehlte in der ersten Halbzeit. Der FC Basel seinerseits hatte während den ganzen neunzig Minuten zwei Abschlüsse; und selbst die sind noch grosszügig gezählt.

Doch es passte zur Dramatik des Spiels, dass trotzdem die Basler zur Pause in Führung lagen; und dies tatsächlich mit ihrem einzigen Schuss aufs Tor. Der Gegentreffer war aus Berner Sicht komplett unnötig, denn eigentlich waren sie in dieser Situation im eigenen Strafraum in Überzahl. Trotzdem konnte Kalulu ungestört flanken, trotzdem konnte Frei seinen Kopfball auf Ajeti spielen, trotzdem stand ebendieser alleine vor von Ballmoos und gab dem Ball die entscheidende Richtungsänderung.

Ebenso passte zum Spiel, dass genau dieser Gegentreffer der Genickschlag für die Basler war. Verunsichert – oder überheblich – wie sie sind, hielten sie es für eine vielversprechende Idee, sich nach diesem Tor komplett zurückzuziehen und die Führung dank Mauertaktik über die Zeit zu bringen. Notabene gegen das Team, welches in 15 Spielen bereits 47 Tore erzielt hatte.

Es kam dem spielstarken Gast also entgegen, dass sich das Heimteam in der eigenen Platzhälfte einigelte, so konnten die Berner ihre ganze Klasse ausspielen. Der omnipräsente Sulejmani kam zu einem wahren Standardtraining auf Wettkampfniveau, er durfte zwölf Eckbälle zur Mitte schlagen. Im Anschluss eines dieser Eckbälle kam der Ball zurück zum serbischen Zauberfuss. Dass man einem Sulejmani keinen Platz zum Flanken geben darf, müsste in der Super League eigentlich bekannt sein. Dennoch gaben ihm die Basler in der 69. Minute alle Zeit der Welt. Seine Hereingabe fand den Kopf von Ali Camara, der den Ball ungestört in die Maschen köpfelte.

Wer nun erwartete, dass vom Heimteam irgendeine Reaktion kommen sollte, sah sich getäuscht. Es waren nur die Berner, die weiter spielten, nur die Berner, die etwas ausstrahlten, nur die Berner, die den Sieg wollten. All dies wurde zehn Minuten nach dem Ausgleich mit dem Führungstreffer belohnt. Natürlich war es Sulejmani, der einmal mehr den Unterschied ausmachte. Sein scharf getretener Freistoss flog an Freund und Feind vorbei und landete in der weiten Torecke.

Dass der Gast aus der Hauptstadt erstmals seit über sechs Jahren die volle Punktzahl aus Basel mitnehmen sollte, daran gab es ab diesem Moment keine Zweifel mehr. Selbst der grösste Optimist der Muttenzer-Kurve musste dies eingesehen haben, verliessen doch bereits etliche Zuschauer vor Abpfiff das Stadion-Oval. Und verpassten so das Berner Schluss-Bouquet. Der eingewechselte Garcia, ebenfalls mit unglaublichem Gefühl im Fuss gesegnet, durfte ungestört in den Basler Strafraum flanken wo Fassnacht komplett vergessen gegangen war. Dessen Kopfball in den Torhimmel hatte mehr Wucht, als das ganze Basler-Spiel. So verkam der vermeintliche Spitzenkampf zu einer Kapitulation vor der Stärke des Berner Leaders.

(Anmerkung der Redaktion: allfällige Tätlichkeiten, Schiedsrichter-Fehlentscheide oder falsch gewählte Kartenflut wurden in diesem Text absichtlich ausgeklammert.)

Noten:

von Ballmoos: 5 / die grösste Gefahr für den Torhüter war, sich eine Erkältung einzufangen

Mbabu: 5.5 / er ist zurück, diese Stärke, diese Kampfkraft, diese Power, dieser Jubel – wow!

Lauper: 5 / einige Stellungsfehler am Anfang, danach stark, mit Magistralen Auslösungen

Camara: 5 / dieses IV-Duo macht spass, auch wenn Steve definitiv noch gebraucht wird

Benito: 5.5 / welche Präsenz auf den Aussenbahnen

Sulejmani: 6 / der Serbe war der Leader auf dem Feld

Sanogo: 5.5 / die Käptenbinde schien seine Brust noch breiter zu machen

Aebischer: 5 / musste Sow ersetzen, machte seine Sache als Ballverteiler in der Mitte stark

Fassnacht: 4.5 / rettete seinen Auftritt mit dem schönen Kopfballtor

Assalé: 5 / wirbelte gewohnt, kam zu Abschlüssen, zeigte starke Leistung

Nsame: 5 / er ersetzte Hoarau wieder stark, konnte Bälle halten und wagte sich immer, selbst in den Abschluss zu gehen

 

Wechselspieler:

Bertone (84′ für Sulejmani) / Garcia (88′ für Assalé) / Ngamaleu (93′ für Nsame): zu kurz für eine Benotung

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