FC Lugano – BSC YB 1:3

Im Vorfeld der Partie im Tessin überraschte Adi Hütter mit einer neuen taktischen Ausrichtung. Statt wie gewohnt im 4-4-2 aufzulaufen, entschied sich der YB-Trainer für ein 4-3-1-2, in welchem vor der gewohnten Viererkette mit Zakaria, Bertone und Sanogo gleich drei Sechser aufliefen. Sulejmani rückte vom Flügel in die Zentrale und agierte leicht hängend hinter Hoarau und dem erstmals von Beginn weg eingesetzten Zulechner.

Punkto Ballbesitz änderte sich im Vergleich zu den sonstigen YB-Partien nichts. Die Berner monopolisierten das Spielgerät, allerdings zeigten sich gewisse Parallelen zum ersten Umgang gegen die St. Galler: Die zündenden Ideen und damit auch die klaren Torchancen fehlten.

Durch die Umstellung auf drei Mittelfeldspieler konnte zwar das Zentrum mehrheitlich geschlossen werden, doch beraubten sich die Gelbschwarzen damit auch ihrer eigentlichen Stärke, dem Spiel über die Flügel. Zwar wagten sich sowohl Lecjaks als auch Hadergjonaj mehrfach tief in die gegnerische Hälfte, gelingen wollte ihnen aber nichts Zählbares. Durch die fehlende Doppelbesetzung auf den Couloirs und dem (verständlicherweise) noch nicht optimalen Defensivverhalten in diesem erstmalig ausprobierten System, erhöhte sich nicht nur der Aufwand für die Aussenverteidiger, sondern es führte zeitweise auch zu viel Raum für gegnerische Konter. So war es der ehemalige YB-Junior Alioski, der von Bergen austanzte und zur Führung traf.

Im Anschluss daran verstärkte YB den Druck auf die gegnerische Abwehr, war allerdings um den Strafraum zu unpräzise und im Abschluss zu harmlos. Sowohl Hoarau als auch zweimal Bertone brachten den Ball nicht im Tor unter. Leider gar nicht gesehen wurde Zulechner der heute seine erste Chance von Beginn weg erhielt. Bemüht und engagiert versuchte er zwar im Pressing Fehler zu provozieren, leider ohne Ertrag. Zu einer Torchance kam er nicht und in der Pause wurde er ausgewechselt. Die Verlängerung seines Leihvertrages dürfte spätestens jetzt kein Thema mehr sein.

Adi Hütter wechselte in der Pause zweimal und beendete die taktischen Versuche. Neben Gerndt, der für Zulechner ins Spiel kam, durfte nun Ravet auf der rechten Seite wirbeln und ersetzte Zakaria. Das gewohnte 4-4-2 verlieh YB deutlich mehr Sicherheit und Zielstrebigkeit. Dabei zeichnete sich vor allem die Hereinnahme von Ravet als matchentscheidender Schachzug aus. Der Franzose bereitete zwischen der 50. und 57. Minute gleich drei Möglichkeiten vor, die die beiden Stürmer Gerndt (2x) und Hoarau kaltblütig verwerteten.

Nach einer Stunde war diese Partie also nicht nur gedreht, sondern auch entschieden.

Die Tessiner kamen nur noch vereinzelt zu Entlastungsangriffen, und erst kurz vor Schluss durch einen Lattenknaller Alioskis zu einer Chance.

YB spielte in der Zwischenzeit solide und unspektakulär, verzeichnete den einen oder anderen Abschluss und liess kaum etwas zu. Damit siegte Gelbschwarz zum zwölften Mal in vierzehn Rückrundenspielen und übernimmt zumindest in der „Tabelle 2016“ den ersten Rang des FCB, der heute in Luzern gleich mit 4:0 verlor.

Es zeigte sich erneut, dass unter Hütter punkto Philosophie und Selbstverständnis einiges passiert ist. Ein Rückstand führt nicht zu kollektiver Ratlosigkeit und nach einem Anschlusstreffer wirkt die Mannschaft kaum mehr panisch und planlos. Bereits in den letzten Spielen schien diese Einstellung zumindest phasenweise auf die Ränge einzuwirken.

Wir hoffen, dass dies auch in den letzten beiden Spielen der Fall sein wird und ab der kommenden Saison besagte Zuversicht und Überzeugung von (hoffentlich) gut gefüllten Rängen auf die Mannschaft zurücktransportiert wird. Die YB-Mannschaft 2016 hat ein grosses Potential und es macht enorm Freude, diesen Jungs zuzuschauen. Bleibt zu hoffen, dass alle Leistungsträger gehalten werden können und nur punktuell Veränderungen nötig sein werden.

Die Noten:

Mvogo 4.5/ Wurde nicht geprüft und hat beim Gegentreffer keine Chance. 2-3 gute Angriffsauslöungen und in einzelnen Situationen stark mitgespielt.

Hadergjonai 4/ Versuchte in der ersten Halbzeit einiges, hatte aber durch die taktische Umstellung mehr zu tun als gewohnt, was an die Substanz ging.

von Bergen 4/ Sieht beim Gegentor ungewohnt hüftsteif aus, ansonsten aber souverän und umsichtig.

Vilotic 4.5/ Ohne Fehler und phasenweise mit guten Angriffsauslösungen.

Lecjaks 4.5/ Etwas produktiver als Hadergjonaj. Defensiv besser als auch schon, zudem mit 1-2 gut antizipierten Szenen.

Zakaria 4/ Wirkt physisch noch nicht 100%ig fit und wurde zudem einmal unglücklich am Kopf getroffen. Blieb nach der Pause in der Kabine.

Sanogo 4.5/ Kommt mit jeder Minute Spielpraxis besser in Fahrt. Seine physische Präsenz ist Gold wert. Braucht noch zuviel Zeit bei seinen Entscheidungen und verschleppt dadurch das Spiel ab und zu unnötig.

Bertone 4.5/ In der ersten Halbzeit der offensiv auffälligste aus dem Zentrum, vergibt aber einmal kläglich. Im zweiten Umgang deutlich defensiver, aber solide und fehlerlos.

Sulejmani 4.5/ Als hängende Spitze mit diversen guten Ideen, allerdings oftmals etwas unpräzise. Auf der Seite weniger präsent als Ravet, dennoch mit guten Aktionen.

Hoarau 4.5/ Wurde besonders in den ersten 45 Minuten viel gesucht, als es kaum möglich war, durch Kombinationen zum Erfolg zu kommen. Beendete seine Mini-Flaute mit einem Tor in Getter-Manier.

Zulechner 3.5/ Zugegeben: Er erhielt wenig brauchbare Bälle und kam dadurch nie richtig in Abschlusspositionen. Lieferte aber unter dem Strich zu wenig Argumente um ihn weiterhin im YB-Dress zu beschäftigen.

Gerndt 5.5/ Kam in der Pause und traf erneut doppelt. Schraubt damit sein Trefferkonto auf 12.

Ravet 6/ Grossartiger Auftritt des Wintertransfers (Merci Fredy!).

Nuzzolo keine Note/

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