Michi Frey / FC Basel – BSC YB 3:1

Eigentlich sollte der Spielbericht zum 1:3 in Basel gestern online gehen, doch die Tagesaktualität hatte diesen Vorgang irgendwie ad absurdum geführt. Zuviel wurde über den drohenden Abgang von Michi Frey spekuliert, zu sehr rückte das Spiel in Basel dadurch in den Hintergrund.

Es war eigentlich wiedermal ein typisches YB-Wochenende mit Hochs und Tiefs: Mit Hoarau konnte ein toller Transfer getätigt werden, welchen man sich mit der Qualifikation für die Gruppenphase redlich verdient hatte. Anschliessend folgte ein Dämpfer gegen Basel, und mitten in der Aufarbeitung des Geschehenen folgte ein unerwarteter Tiefschlag, welcher am Montag kurz vor Mitternacht in einem mentalen Fan-K.O. endete.

Gewiss: Es ist legitim Herausforderungen zu suchen und diese anzunehmen. Ebenso ist klar, das Michi durch seinen Biss und den unbändigen Willen den einen oder anderen talentierteren Konkurrenten in die Schranken weisen kann. Ebenso ist eine solche Chance für einen Fussballprofi nicht vergleichbar mit anderen Arbeitnehmern, da man nie weiss ob nochmals ein Angebot in dieser Grössenordnung kommt – geschweige denn ob man sich im nächsten Spiel verletzt und möglicherweise nie mehr ein Profiniveau erreichen kann. In Freys Umfeld gab es leider zuletzt viele derartige, eventuell abschreckende Beispiele (Doubaï, Simpson, mit Abstrichen Gerndt und Bürki) die ihm die gesundheitliche Abhängigkeit als Profi vor Augen führten.

Das Problem ist meiner Meinung ein Anderes:

Würde sich die ganze Geschichte von gestern um Flo Hadergjonaj, Gregory Wüthrich oder Leo Bertone drehen, wären ebenfalls alle enttäuscht und würden sich dahingehend äussern, dass der Schritt zu früh kommt und der Spieler selber schuld ist. Das Ganze würde aber nach ein paar Tagen unter „war mal bei YB“ verbucht und wohl bald einmal vergessen werden.

Das Problem bei Michi waren und sind die etlichen Bekenntnisse eines Berner Giels, aus Münsingen, der für den Herzensverein spielt und dies auch immer betont hat. Frey gab den jungen Anhängern aber auch den alten, bereits abgestumpften Fans ein Stück Hoffnung zurück, dass in der modernen Football/Business/CoreCompetitions- Welt doch noch ganz, ganz vereinzelt treue und natürliche Figuren zu finden sind. Im Gegensatz zu allen anderen blumigen Söldner-Versprechungen, nahm man es Michi ab, dass er bei YB etwas aufbauen will, dass er „irgendwann mal“ wechseln werde, aber dass es nicht eile.

Dieses bisschen Hoffnung wurde nun jäh zerstört, und das ist auch der Grund, weshalb die Emotionen dermassen hoch kochen. Sportlich wird der Abgang bis Winter kompensiert werden, sollte Afum seine Leistungen aus dem Basel-Spiel regelmässig bestätigen können und Hoarau nur einen Bruchteils seiner Fähigkeiten einzusetzen vermag. Und finanziell schaden uns die „Frey-Millionen“ bestimmt nicht.

Michi Frey wünsche ich dennoch alles Gute und viel Erfolg – leicht gefallen ist ihm diese Entscheidung sicher nicht. Und auch wenn ich aktuell noch nicht daran denken mag, freue ich mich darauf, Michi in ca. 8-10 wieder im Wankdorf beklatschen zu können.

Aber der naive Glaube an den treuen „Fan-Profi“ und die „Herzensangelegenheiten“ ist seit gestern Abend wohl für immer gestorben.

Hopp YB!

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Ah ja, das Basel-Spiel! YB spielte wohl eines der besten Spiele im Joggeli seit Ewigkeiten. Leider führten 3 individuelle Fehler zu unglücklichen Gegentoren, welche mit viel Pech und Unvermögen nicht aufgeholt werden konnten. Mehrmals zwangen die Gelbschwarzen das Momentum auf Ihre Seite – leider ohne dieses dann auch auszunützen. Kann man diese Leistungen aber beibehalten und darauf aufbauen, stehen wir vor einer schönen Saison.

Die Noten:

Mvogo 4.5/ Das ewige Goalie-Lied: Kaum Möglichkeiten sich auszuzeichnen und dennoch 3 Tore gefressen.

Rochat 4.5/ läuft beim 1:0 leider nicht mit, daher der Abzug. Ansonsten eine sehr engagierte Leistung mit überraschend vielen (aber sehr unglücklichen) Offensivaktionen.

Wüthrich 4.5/ Streller hatte Mühe gegen den jungen aber unerschrockenen Abwehrhühnen.

Von Bergen 3,5/ Grundsätzlich eine gute Partie des Chefs – aber leider mit 1,5 Fehlern die gleich zu Gegentoren führten.

Sutter 4.5/ solide Leistung, betrieb viel Aufwand.

Hadergjonaj 4.5/ dito. Erstaunlich wie abgeklärt der Jungspund manchmal schon wirkt.

Gajic 3/ Den Penalty verzeihe ich ihm, passiert den Besten. Aber trotz der 1-2 schönen Offensivaktionen, agiert er zu fehlerhaft im Aufbau und seine Zweikampfführung ist und bleibt lasch.

Sanogo 5/ Eine Maschine, ein Motor, ein toller Spieler!

Steffen 4/ für einmal nicht so auffällig wie zuletzt aber dennoch mit der einen oder anderen starken Aktion.

Afum 5/ Bestes Spiel seit langem im YB-Dress – nicht zuletzt wegen dem Last-Minute-Abgang von Frey bleibt zu hoffen, dass er nun den Knopf aufgemacht hat.

Nuzzolo 5.5/ Bester YB-Spieler.

Lecjaks/Frey/Kubo -/ keine Noten

Uli 4.5/ gut aufgestellt, leider bzgl der Zuteilung von Gashi etwas spät reagiert. Die Leistung trotz frühem 2-Tore-Rückstand spricht aber sowohl für das Team als auch für den Trainer und Staff. Der Geist im Team stimmt, genauso wie die Moral.

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