Cupsieg im Kino

Ein langer Pass auf Björn Nilsson. Der Schwede mit der wallenden Haarpracht lässt seinen Gegenspieler stehen und passt in die Mitte. Dort steht Reto Gertschen frei und schiesst das Tor. Das ist das 4:2. Das ist die Entscheidung. YB ist Cupsieger 1987. Die Zuschauer springen auf und jubeln. Das Kino ABC verwandelt sich ins Wankdorf.

Das Kino ABC? Richtig gelesen, der Kinosaal im Breitenrain war am Freitagabend Schauplatz des letzten YB-Titels. Dabei ist es alles andere als selbstverständlich, dass der Cupfinal 1987 überhaupt noch zu sehen ist. Das Schweizer Fernsehen verfügt nämlich nur noch über eine Kurz-Zusammenfassung mit den Toren. Aus Platzgründen wurden vor der Digitalisierung Fussballspiele nicht in voller Länge archiviert.

Halbzeit-Gründer Urs Frieden dagegen hat keine Platzprobleme. Wie viele andere Fusballspiele nahm er auch den Cupfinal 1987 inklusive Vor- und Nachprogramm auf VHS auf. Frieden selber war selbstverständlich im Stadion. Mit dabei sein damals zehn Jahre alter Sohn. «Die Videokassette habe ich in all den Jahren immer sorgfältig aufbewahrt», erzählt er.

Die Idee den Cupfinal zwischen YB und Servette noch einmal aufleben zu lassen, entstand nach einer Sitzung des Vorstandes der Halbzeit. «Wir sprachen über mögliche Aktivitäten im Jubläumsjahr», sagt Frieden. «Dabei erwähnte ich meine Aufnahme des Cupfinals, die man zeigen könnte. Dann schlug jemand das Kino vor, die Jungs von Radio Gelb-Schwarz boten sich für einen Talk an und plötzlich war die Idee geboren.»

Eine Idee, die sofort auf Begeisterung stiess. Die 280 Tickets waren innert wenigen Tagen ausverkauft. Wer im Besitz eines der raren Tickets war, enterte am Freitagabend die Halbzeit. Wahrscheinlich war die Stimmung vor einem Cupfinal noch nie so gelassen, obwohl man als YB-Fan natürlich immer eine Urangst vor der Niederlage in sich trägt. Dank Wetterglück konnte man Wurst und Bier draussen geniessen und sich mit dem Vorprogramm auf den Final einstimmen.

Richtig eng wurde es in der Halbzeit als Brian und Simon von RGS Lars Lunde und Martin Weber zum Talk auf die Bühne holten. Lars Lunde spielte damals zwar schon für Bayern, als einer der auffälligsten Spieler dieser Zeit, ist er aber ein willkommener Gesprächsgast. Noch interessanter war aber, was Weber über Lunde zu berichten wusste. Lunde sei ein Frauenheld gewesen, erzählte Weber freimütig.

Nach dem unterhaltsamen Talk war es dann soweit: Der Tross begab sich Richtung Stadion beziehungsweise Kino. Dank dem Telegramm auf der Rückseite des Tickets wusste man immer, wann man Bier holen durfte und verpasste kein Tor. Nicht nur aber auch dank des lautstarken Supports gestaltete YB das Spiel erfolgreich. Die nervenschonende Verlängerung brachte schliesslich den Sieg, welcher auf der Moserstrasse gebührend mit Pyro gefeiert wurde.

Wo gefeiert wird, darf Musik natürlich nicht fehlen. Oli Kehrli und Mani Porno erfüllten diese Aufgabe mit Bravour. Mit «Ig und mi Kater» erstellte Kehrli bereits eine zuverlässige Prognose für den nächsten Morgen. Das machte aber nichts. Im Unterschied zu anderen Cupfinals in den letzten Jahren schaut man hochzufrieden auf den Abend zuvor zurück.

 

An dieser Stelle noch ein herzliches MERCI an die Halbzeit und RGS für die super Idee und einen fantastischen Abend.

 

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