Merci Mändu!

Lieber Mändu,

Ich sehe das Foto auf der Sporttitelseite der BZ noch vor mir:
Du, im Thundress mit YB-Fähnli in der Hand auf einem Wankdorf-Balkon. So wurde Dein Wechsel damals verkündet.

Ein YB-Giel aus Oberdiessbach, der schon immer den Traum hegte für die Gelbschwarzen zu spielen. Heute heisst es ja oft „der Spieler hatte bei der Vertragsunterzeichnung Tränen in den Augen“ oder „der Spieler erklärte, bei YB etwas aufbauen zu wollen“. Dies sind in den meisten Fällen Worthülsen, auf welche man kaum mehr reagiert, da besagte Akteure im Normalfall nach 1-2 Jahren wieder weg sind.
Bei Dir ist das aber etwas anderes: 8 Jahre lang hast Du deine Knochen für uns hingehalten. 8 Jahre lang stand zumindest immer einer auf dem Platz, der seine Interviews im breitesten Berndeutsch gab und dem man es abnahm wenn er sagte, dass YB für ihn eine Herzensangelegenheit ist.

Sportlich wurdest Du zwar nie so umjubelt wie ein Doumbia und Du wurdest nur von wenigen so verehrt und als Kultfigur wahrgenommen wie Häbigou. Weder trat je eine Band unter dem Namen „The Raimondis“ auf, noch gab es ein T-Shirt zu kaufen mit einem Raimondi-Fallrückzieher-Sujet. An die Popularität eines Yakins kamst Du genau so wenig heran wie an die Medienpräsenz des Meistermachers aus Zürich Höngg (wobei es Dich wohl nie gestört hat, nicht wöchentlich von „fdr“ für ein 2-Seiten-Interview angefragt zu werden).

Ein YB-Abi kann ich mir erst seit der Errichtung des neuen Wankdorfs leisten und konnte in dieser Zeit trotzdem bereits etliche Spieler, Funktionäre und Trainer beobachten.
Aber im Gegensatz zu vielen anderen, die gekommen und gegangen sind, warst Du immer da. Ich verbinde viele schöne Erinnerungen mit Dir im YB-Dress – wahrscheinlich mehr als mit den meisten anderen die dieses je getragen haben.

Zwei meiner Lieblings Raimondi-Momente stammen aus derselben, deiner ersten, Saison:

– Das erste Spiel im Wankdorf (vorerst vor 14’000 Zuschauern) gegen Marseille (Uefa-Cup-Quali) ging zwar mit 2:3 verloren – doch das erste Pflichtspieltor im neuen Wankdorf markierte ein gewisser Raimondi.

– In der gleichen Saison hast Du mittels „Buebetrickli“ im Cup-Halbfinal gegen den FCZ (4:1), den Endstand besorgt und dabei die halbe Zürcher Hintermannschaft zu Statisten degradiert.

In den 8 Jahren warst Du oft Stammspieler– egal ob im 4-4-2, 4-2-3-1, 3-4-3 oder in irgendeinem anderen System: „Linksusse spiut dr Mändu“!
Angebote aus Italien hast Du abgelehnt und zeitweise fragte man sich, ob die Nationalspieler auf Deiner Position wirklich so viel besser sind als Du es zu dieser Zeit warst.

Es gab aber auch schwierige Situationen in den letzten Jahren: Du warst nicht mehr immer gesetzt und musstest hart für Deine Einsatzminuten kämpfen. Irgendwie hast Du es aber immer geschafft. Es war ein wenig wie bei Häbigou: In keiner Saisonvorschau fand man Euch in der Startaufstellung – aber bereits nach wenigen Spieltagen und diverser schwacher Leistungen von hochgelobten Neuzugängen, standet Ihr wieder auf dem Platz.

Du hast nie gejammert und Dich nie beschwert. Nicht mal in der letzten Saison, als dir der Stratosphärenpingpongtrainerhalbgott nur noch den Platz auf der Tribüne anbot. Niemand wäre Dir böse gewesen, hättest Du den Verein gewechselt um noch einmal richtig Freude am Fussball zu haben.
Doch du gingst nicht. Wahrscheinlich weil Du schon damals ahntest, das der Mentalitätswechsel im Wankdorf bald wieder abgebrochen werden würde.
Und so kam es auch. Unter dem Interimsduo Häberli/Piserchia kamst Du wieder zum Einsatz und in dieser Saison standest Du beachtliche 27mal auf dem Platz.

Dass dich einige Medien in den letzten 8 Jahren als zu nett beschrieben, hat Dich geärgert. Schliesslich ist ja nichts Schlechtes, wenn man nett und anständig sei, hast Du einmal in einem Interview gesagt. Da hast Du recht. Und auch deshalb wirst Du mir auch nicht als die grätschende Kampfsau Raimondi in Erinnerung bleiben sondern als der sympathische, technisch beschlagene Mändu.

Nun beendest Du Deine Laufbahn und wirst Juniorentrainer bei YB.
Einerseits schade, denn Du hättest noch eine Saison verdient gehabt im gelbschwarzen Dress. Schliesslich spielt der einzig bessere, linke Aussenverteidiger in unserem Kader meist im Zentrum. Ich hoffe man findet einen adäquaten sportlichen Ersatz für Dich. Denn viele werden erst richtig merken, dass Du fehlst, wenn auch von der linken Seite keine brauchbaren Flanken mehr kommen.
Andererseits spricht diese Entscheidung für Deinen Charakter und dafür, dass es sich bei Dir eben nicht um Worthülsen handelt wenn Du von „YB äs Läbe lang“ sprichts.
Schön das Du uns erhalten bleibst und Deine ersten Schritte als Trainer hier machst. Ob Du jemals beim „Eis“ an der Linie stehst, wissen die Götter. Aber das unsere Junioren des Thema Vereinstreue und Ehrlichkeit direkt vorgelebt bekommen, kann für deren Entwicklung nur von Nutzen sein.

Merci Mändu!
Merci für viu schöni Momänte, für viu gueti Spiu, viu schöni Gou u vorauem für Dini Tröii zu üsem BSC!

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