Der Stinkefinger

**************geschrieben von Wahliassinho******************

Der Stinkefinger (aus „aktuellem“ Anlass)

Definition
Als Stinkefinger bezeichnet man eine obszöne Geste mit der Hand, bei der die geballte Faust mit ausgestrecktem Mittelfinger einem Individuum oder einer Gruppe entgegengestreckt wird. Sie kann als Beleidigung gemeint sein und/oder als solche aufgefasst werden.

Herkunft
Die Herkunft dieser Geste ist unklar; es ist wahrscheinlich, dass sie ein Phallussymbol darstellen soll, um den Gegner einzuschüchtern (Anm. der Red.: wenn der „Zeiger“ einen kleinen Mittelfinger hat, kann dies wohl kaum als Beleidigung aufgefasst werden; insbesondere wenn der Adressat der Geste den grösseren Mittelfinger hat…). Das Symbol war als digitus (Anm. der Red.: lat.: der Finger) impudicus (Anm. der Red.: impudens lat.: schamlos, unverschämt) schon im antiken Rom und Griechenland bekannt. Dort symbolisierte es ein erigiertes Glied (Phallus). In einem Gedicht des römischen Dichters Catull rät dieser Dieben, das Symbol als Gegenzauber gegen Hermeskopfstatuen zu benutzen. Diesen war die Aufgabe zugedacht, die Häuser reicher Römer vor Eindringlingen zu schützen (Anm. der Red.: passt ja eigentlich gut in den Fussball, wo Verteidiger das eigene Tor schützen…). Im Mittelalter konnte die Geste des erhobenen Mittelfingers eine Drohung sein, den anderen zu erschießen.

Sozialpsychologie
In der sozialpsychologischen Forschung konnte belegt werden, dass Personen, die die Stinkefinger-Geste zeigen, selbst davon beeinflusst werden. Sie neigen dazu, ambivalent aggressives Verhalten einer anderen Person als feindlich zu interpretieren.

Strafrecht
Wer jemanden in anderer Weise durch Wort, Schrift, Bild, Gebärde oder Tätlichkeiten in seiner Ehre angreift, wird, auf Antrag, mit Geldstrafe bis zu 90 Tagessätzen bestraft. Hat der Beschimpfte durch sein ungebührliches Verhalten zu der Beschimpfung unmittelbar Anlass gegeben, so kann der Richter den Täter von Strafe befreien. Ist die Beschimpfung unmittelbar mit einer Beschimpfung oder Tätlichkeit erwidert worden, so kann der Richter einen oder beide Täter von Strafe befreien.

Beispiele
Massimo Busacca
hatte am Cup-Spiel zwischen dem Zweitligisten Baden und den Young Boys Zuschauern im YB-Fansektor den «Stinkfinger» gezeigt, als er aus deren Sektor mit abschätzigen Sprechchören beschimpft wurde. Nun hat die Schiedsrichterkommission des Schweizerischen Fussball-Verbandes (SFV) den Tessiner Schiedsrichter trotz Entschuldigung für drei Spiele gesperrt. Gemäss Urs Meier, dem Chef der Schweizer Fussball-Schiedsrichter, wollte die Schiedsrichterkommission mit der Strafe aber ein Zeichen setzen und Busacca gleich behandeln wie einen Spieler, der durch Provokationen auffällt.

Seydou Doumbias
Dummheit gegen GC wird mit einer Spielsperre bestraft. Allerdings hätte man, vor allem nach den drei Spielsperren gegen Massimo Busacca, mit einer härteren Strafe gerechnet. Der Grund für die Milde durch den Stellvertretenden Disziplinarrichter Marc Juillerat liegt darin, dass Doumbia provoziert wurde. Die Swiss Football League (SFL) schreibt in einer Medienmitteilung: „Aufgrund einer angenommenen Provokation reduziert sich die Mindeststrafe von zwei Spielsperren um ein Spiel.“ Gegenüber gaeubschwarz rechtfertigte sich Doumbia nach dem Vorfall so: „Er hat mich beleidigt. Er hat Hurensohn zu mir gesagt.“
Natürlich, so etwas will keiner hören. Aber dass Massimo Busacca ebenfalls durch Fans provoziert wurde, scheint nebensächlich.

Ottmar Hitzfeld
wird von der Disziplinarkommission der Fifa für zwei WM-Quali-Spiele aus dem Verkehr gezogen. Zur Sperre kriegt der Nati-Coach auch noch eine Busse von 7000 Franken aufgebrummt. Dazu kommen Verfahrenskosten von 1000 Franken Der Grund dafür ist seine abfällige Geste mit dem ausgestreckten Mittelfinger gegenüber dem spanischen Schiedsrichter Fernandez Borbalan im Spiel gegen Norwegen (1:1) vom 12. Oktober. Damit habe Hitzfeld gegen Artikel 57 des Fifa-Disziplinarreglements (Ehrverletzung und Fairplay) verstossen. Ein Rekurs gegen das Urteil ist nicht möglich, wie die Fifa mitteilt. Das Urteil erreicht Hitzfeld in seinen Ferien in Afrika. „Dieses Urteil ist sehr hart und für mich enttäuschend“, so der Nati-Trainer. Auch der Nati-Delegierte für die Nationalmannschaften des Schweizerischen Fussballverbandes (SFV) Peter Stadelmann zeigt Unverständnis: „Das Urteil ist an der oberen Grenze.“ (Anm. der Red.: Wie war das bei Busacca?! Wer hat da entschieden?! Und bei Doumbia?!)

Tip In englischsprachigen Ländern, besonders in Großbritannien, hat das umgedrehte Victory-Zeichen die gleiche Bedeutung wie der Stinkefinger. Beim korrekten Victory-Zeichen (steht für Sieg, Jubel, Freude) muss der Handballen vom eigenen Körper abgewandt sein. Dreht man die Hand um und hält sie wie beim Stinkefinger, so gilt das als schwere Beleidigung, was gelegentlich zu Missverständnissen mit Urlaubern führt (z. B. beim Bestellen von zwei Gläsern Bier per Handzeichen).

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