Liverpool FC – BSC Young Boys 2-2

Die Young Boys spielen keine gute Saison, da sind sich alle einig. Das Kader ist für das in der Meisterschaft Gezeigte zu teuer und Nebengeräusche auf dem Platz (Unbeherrschtheiten, unerklärliche Aussetzer einiger Leistungsträger, konsequentes Verschlafen erster Halbzeiten) und neben dem Platz (Entlassung Känzigs, an Satire grenzende Auftritte gewisser Herren) sind ständige Begleiter. Man ist froh, sich bald in die Winterpause retten zu können.

Wie wohltuend war deshalb der sportlich zwar nicht unbedingt wichtigste, aber dennoch bedeutsamste Auftritt der ersten Saisonhälfte gestern in Liverpool. YB konnte für einmal die Alltagssorgen vergessen und durfte im zweitletzten Gruppenspiel in Liverpool weiterhin um die Qualifikation für die Sechzehntel Finals der EL spielen. Welche Bedeutung insbesondere auch die Fans diesem Spiel zumassen zeigte die stattliche Zahl von 2’500 mitgereisten Supportern. Es war auch zuhause vor dem Fernseher eine grosse Freude, den lautstarken Support zu hören. Und zudem sorgte das „In memory of Hillsborough“-Transparent und die Reaktion der knapp 40’000 Gästefans im Stadion für Gänsehaut.

Der Auftritt der gelb-schwarzen Akteure auf dem Platz selber war sicher nicht der beste der letzten Jahre. Aber dennoch stimmte wie selten in einem Spiel der Young Boys derart viel Beeinflussbares und Unbeeinflussbares zusammen: Man steckte eine schwer wiegende Verletzung weg und liess sich durch zweimaligen Rückstand nicht verunsichern, unterlief einem Spieler ein Fehler, so machte diesen umgehend ein Mitspieler wett und wenn es eine Chance auf einen Ball gab, dann wurde darum gekämpft. Kurz: YB fightete aufopfernd und hatte das Glück des Tüchtigen. Dass Suarez zweimal das Tor knapp nicht traf und Nuzzolo einen Ball von der Torlinie kratzte, gehörte zur Dramatik des Abends. Als Zverotic schliesslich den späten Ausgleich erzielte, standen zwar die YB-Supporter, nicht aber die Fussballgötter Kopf. Denn diese lächelten schon lange vorher milde gestimmt über der Anfield Road.

 

 Zu den einzelnen Spielern:

Wölfli, 5,25: Bis auf eine unterschätzte Flanke und eine Unsicherheit bei einem hohen Ball eine tadellose Leistung des Captains.

 Nef, 4,75: Gute Leistung des Innenverteidigers.

 Veskovac, keine Note: Zeigte bis zu seinem unglücklichen Ausscheiden eine sehr gute Leistung. Aber warum musste es unbedingt ein Absatztrick sein? Diese kleine Überheblichkeit hätte spielentscheidend sein können.

 Ojala, 3,75: Zugegeben, „ins kalte Wasser werfen“ ist nur ein Hilfsausdruck um zu beschreiben was es heisst, im ersten Spielviertel ohne grosse mentale und physische Vorbereitungszeit auswärts gegen Liverpool eingewechselt zu werden. Entsprechend hölzern war sein Start, steigerte sich dann aber mit dem Rest der Mannschaft. Trotzdem, er stand bei beiden Gegentoren unglücklich.

 Sutter, 4,75: Gute Leistung, konzentrierte sich zu Recht vor allem auf seine defensiven Arbeiten.

 Lecjaks, 3,75: Auch er hatte sicherlich seinen Anteil am Erfolg. Schade aber, wenn man bei so einem Spiel nicht auf der Höhe ist, denn er kann deutlich mehr als er gestern gezeigt hat.

 Zverotic, 6: Man of the match. Ackerte, kämpfte, grätschte und hatte nicht nur wegen des Tors einen grossen Anteil am YB-Erfolg. Seine Einsätze als Verteidiger (unter anderem gegen den gleichen Gegner an anderer Spielstätte) sind vergessen.

 Farnerud, 5,25: Erneut lief sehr viel über den beweglichen und willigen Schweden

 Nuzzolo, 5: Gute Leistung, rettete spektakulär auf der Linie

 Schneuwly, 4,5: Licht und Schatten, guter Anfang, dann teilweise wieder zum Haare raufen. Steigerte sich aber wieder.

 Zarate 4,5: Spielte im Zentrum hielte Bälle und arbeitete gut gegen den Ball. Ansonsten eher blass.

 Bobadilla, 5,5: Steter Gefahrenherd, tolles Tor und liess für einmal Hände verwerfen, Diskussionen mit dem Schiri und abfällige Gesten Richtung Mit- und Gegenspieler sein. Wenn es doch nur immer so wäre!

 Frey und Vitkieviez zu kurz im Einsatz, um benotet zu werden. Bei Frey ist sein Doppelpass mit Zverotic erwähnenswert, der dem 2-2 Ausgleich voranging.

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