Udinese Calcio – BSC YB 2:3

Gomolis Reise nach Udine – Gedanken und Impressionen

Europapokal – das bedeutet auch immer wieder Reise in Städte, die man sonst nur vom Hörensagen her kennt. Diese Woche war es wieder einmal so weit. Die Reise führte ins Friaul, zu Udinese Calcio.

Anreise: Ich wählte die Reiseroute Bern – Milano Centrale – Venezia Mestre – Udine. Ideale Aufenthaltszeiten (zwischen 30 und 60 Minuten) an den Bahnhöfen machten das Umsteigen leicht. Auch kleinere Verspätungen, welche bei der Rückreise eintrafen, konnten perfekt aufgefangen werden.

Udine: Die Stadt selber bietet eine kleine, aber feine Altstadt und ansonsten sehr viel Einöde. Einen Tag Aufenthalt in dieser Stadt reichen aus meiner Sicht bestens, um wirklich alles gesehen zu haben.

Anreise zum Stadion: In Udine wählte ich die bequeme Variante und nahm vom Bahnhof her ein Taxi (12 Euro für ca. 15 Minuten Fahrt). Der Taxifahrer war sehr freindlich und findet Mario Balotelli nach Toto Schillaci den besten italienische Fussballer. Weiterer Kommentar überflüssig.

Das Stadion: Die imposante Haupttribüne, mit einem Rundbogen wie in Getafe, sieht ziemlich neu und modern aus. Der Rest des Stadions wirkt eher baufällig und die vermoderte Tartanbahn um das Feld ist auch da nicht stimmungsfördernd. Pläne für ein neues Stadion in Udinese liegen vor.

Stimmung: Die Stimmung der YB-Fans war fantastisch, was auch auf das Resultat zurückzuführen ist. Die Zuschauer von Udinese wurden mit fortlaufender Dauer des Spiels unzufriedener und ungeduldiger. Das Team wurde zu Teil gar ausgepfiffen (vom eigenen Publikum, Sachen gibts).

Matchbericht Udinese Calcio-BSC YB

Pünktlich zum Matchbeginn strömten die mitgereisten YB-Fans in Udine ins Stadion und sorgten sofort für tolle Stimmung. Tatsächlich schien dies die YB-Spieler stark zu beflügeln. Von Anfang an gingen die Berner konzentriert ans Werk. Doch dies war auch am Sonntag gegen Basel der Fall und so konnte der YB-Fan den Auftakt ins Spiel nicht ohne böse Hintergedanken verfolgen. In der 20. Minute wurde die YB-Verteidigung vom Tempo der Italiener ein erstes Mal überfordert. Mit Glück kam der Ball zu Di Natale und zum Glück flog sein Schuss nur an die Latte. Die YB-Verteidigung, in der Veskovac anstelle von Ojala spielte, sollte auch im weiteren Spielverlauf des Öfteren von den schnellen Vorstössen des Heimteams überfordert sein.

Der gute Start der Berner konnte vorerst nicht in Torchancen umgewandelt werden. Dies änderte in der 27. Minute als die Berner zu einer guten Freistoss Möglichkeit kamen. Doch wer wird schiessen? Costanzo auf der Bank, Farnerud ausser Freistoss-Form. Um den Ball stand neben dem Schweden das Gaucho-Duo und so war es Boba der schoss und wunderbar traf. Dass der Ball von der Mauer wohl noch leicht abgefälscht war, war jedem Gelbschwarzen so richtig egal.

Nun hiess es ein paar Minuten durchzuhalten und nicht direkt das Gegentor zu kassieren. Dies wurde tatsächlich erreicht, wenn auch mit etwas Glück. Nicht jedes Mal wird der Gegner zwei Meter vor dem leeren Tor über den Ball hauen. YB hatte noch vor der Pause mehrere Möglichkeiten gute Konter zu lanciere, doch sie scheiterten alle an Ungenauigkeiten. Besonders Schneuwly fiel in dieser Phase mit vielen Fehlern auf. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit war der Ausgleich fast schon beschlossene Sache. Der Schiri entschied nach einem Rempler von Nef auf Elfmeter. Naja, das kann man auch mal durchgehen lassen. Allerdings hatte Nef die Arme schon sehr weit oben. Item. Wölfli hechtete, Wölfli hielt, ich jubelte! Pause.

Kurz nach Wiederanpfiff stand Wölfli wieder im Mittelpunkt. Dieses Mal leider mit einem Patzer. Im Stile eines Volleyballspielers leitete er eine hohe (und missratene) Hereingabe weiter. Di Natale nahm das Geschenk an und skorte, obwohl er den Ball nicht richtig traf.

Ich war sehr skeptisch ob unser YB auf diesen Gegentreffer reagieren kann, aber ich wurde erfreulicherweise eines Besseren belehrt. Nach genau einer Stunde scheiterte Bobadilla zwar noch mit seinem Freistossversuch und zwei Minuten später stürmte Wölfli ungestüm aus seinem Tor und rettete in Extremnis, doch wieder zwei Minuten später kam der Ball plötzlich zu Farnerud, der aus ca. 25 Metern einfach mal schoss und das Leder wunderbar versenkte. Bei diesem herrlichen Treffer passte wirklich alles!

Es kam noch besser. Nuzzolo verwertete in der 73. Minute einen Abpraller. Der italienische Tormann konnte den Ball nach einem Zarate-Schuss nicht festhalten und der Bieler nahm die Einladung dankend an. Spätestens jetzt machte sich das Gefühl breit, dass es wohl heute wirklich gut kommt mit unserer Wundertüte! Und dies kam es auch. Allerdings musste der Sieg noch stark erzittert und erkämpft werden, denn in der 83. Minute gelang dem Heimteam der Anschlusstreffer und es folgten weitere grosse Chancen der Italiener. Doch Marco Wölfli machte seinen Patzer mehr als wieder gut und rettet so den Auswärtssieg! Come on!!

Nun hoffen wir doch, dass wird das „Donnstigs-Gsicht“ von YB auch in den nationalen Wettbewerben vermehrt zu sehen kriegen. Wäre dies bisher öfters der Fall gewesen, wären wir in der Tabelle sicher nicht dort, wo wir jetzt sind. Denn mit diesem Kampfwillen, dieser Motivation und diesem Engagement spielt man in der Super League um den Titel.

Die Noten:

Wölfli: 5.5. Ohne Patzer wäre er klar bester Mann auf dem Feld gewesen.
Verteidigungskollektiv: 4. Knapp genügend. Zu oft überfordert mit dem Tempo, zu viele Patzer. Es besteht Handlungsbedarf, dies hat Rueda aber auch eingesehen.
Zverotic: 4.5. Unauffällig aber sehr solid. Mausert sich immer wie mehr zu einem sicheren Wert auf der 6er-Position.
Schneuwly: 4. Ihm gelang sehr wenig. Vor allem gegen vorne mit mehreren dummen Ballverlusten und Fehlpässen.
Zarate: 4.5. War sicher nicht sein bestes Spiel in Gelbschwarz, trotzdem lief und rackerte er enorm viel. 50% des dritten Treffers gehören ihm.
Farnerud: 5.5: Seit langem das beste Spiel des Schweden. Und was für ein geiles Tor! Weiter so.
Nuzzolo: 4.5. Auch er kämpfte und lief viel. Auch er nicht mit seinem allerbesten Spiel bei den Bernern. Auch ihm gehören 50% des dritten Treffers.
Boba: 5. Schoss das 1:0 mit seinem Freistoss und löste so die Anspannung.

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