BSC YB – GC – 0:4

0:4 zuhause gegen GC. Ein heftiges Verdikt, eine Klatsche, ein Resultat das jegliche Träume auf eine Platzierung ganz vorne platzen lässt. Der Ärger auf den Rängen und vor allem auch auf dem Platz entlud sich in erster Linie gegen den Schiedsrichter, welcher gestern ganz und gar keinen guten Tag einzog. Doch sollte man sich, ungeachtet der teilweise spielentscheidenden Pfiffe, nicht auch an der eigenen Nase nehmen?

Der Reihe nach. YB begann solide und lies kaum etwas zu. Der wiedergenesene Spycher schien in punkto Ruhe und Souveränität auf die ganze Mannschaft Einfluss zu nehmen. Besonders die Viererkette machte einen besseren Eindruck als zuletzt. Vorne war man bemüht, doch es fehlte an gelungenen und vor allem an zusammenhängenden Aktionen: Frey wie immer fleissig und bemüht, doch ist er eben kein Gerndt. Steffen fleissig und etwas übermotiviert, doch er kann nicht verheimlichen, dass er oftmals überfordert ist. Und Zarate scheint sein grundsätzlich vorhandenes Potential viel zu selten abzurufen – auch wenn er gestern punkto Einsatz leicht verbessert auftrat. Lichtblick im Angriff ist Josef Martinez, der die nötige Qualität mitbringt, sich allerdings noch zu oft fallen lässt. Im Zentrum fehlten die offensiven Impulse von Costanzo merklich, auch wenn defensiv gut gearbeitet wurde.

Eine einstudiert (!), gut ausgeführte (!!) Cornervariante hätte zur Führung führen müssen, doch Scott Sutter vergab diese Möglichkeit. Ein frecher Eckball von Bertone von der anderen Seite, konnte nur knapp von Lang auf der Linie gerettet werden. Über die weiteren Standardsituationen hüllen wir den Mantel des Schweigens (nur soviel: Wenn mir als Profi die Kraft fehlt, mehrere stehende Bälle brauchbar vors Tor zu schlagen, sollte ich mir eventuell Gedanken machen, ob ich bei der Berufswahl nicht daneben gegriffen habe.)

Als man sich schon mit dem 0:0 zur Pause und der guten kämpferischen Leistung der Gelbschwarzen abgefunden hatte, flog plötzlich Steffen mit Gelb/Rot vom Platz. Es ist müssig, eine weitere endlose Diskussion anzufangen, da die Meinungen gemacht sind. Doch genau so unnötig und übertrieben es ist, in dieser Szene einen Platzverweis auszusprechen, ist die Aktion von Steffen dort auch nur in die Nähe des Balles zu laufen – notabene vorbelastet!

Die Aufgabe wurde für YB in der zweiten Hälfte dadurch nicht einfacher – und doch schlug man sich wacker. Mit einem 4-4-1 mache man die Räume eng und konnte GC somit daran hindern, die Überzahl auszunutzen. Mit einzelnen Nadelstichen konnte man sogar ab und zu für Entlastung sorgen und nach einem Fehler von Bürki hatte Martinez die grösste Chance auf dem Fuss. Doch so gut der Abschluss auch war – die Parade war noch besser und so blieb es beim 0:0. GC konnte also aus dem Spiel heraus nichts mit der Überzahl anfangen – doch leider einmal mehr auf die Stärke bei den Standards verlassen: Nach einem Corner setzte sich Caio gegen Bertone durch und köpfte zur 0:1 Führung. Ein Fehler, den man dem jungen Bertone verzeiht, spielte er doch ansonsten ein solides Spiel – und dass der Bundesliga-erprobte Brasilianer sich gegen den unerfahrenen Neo-Profi behaupten kann, liegt in der Natur des Spiels.

Dennoch gab YB nicht auf – es waren auch erst 65 Minuten gespielt und bis auf diese Situation hatte GC kaum gute Aktionen. Die Einwechslung von Nuzzolo brachte neuen Schwung in die Offensive. Nuzz wirkte frisch und spielfreudig und stellte die GC-Abwehr vor Probleme. So gelang es Grichting nur mit Mühe, den YB-Flügel vor dem Strafraum zu stoppen. Doch leider konnte auch diese Standardsituation nicht genutzt werden. YB gelang es also nicht schlecht, den ersten spielbeeinflussenden Entscheid von Schiri Jaccottet zu kompensieren. Solidarisch stemmte man sich gegen die drohende Niederlage – dennoch konnte die fehlende Qualität im Aufbau nicht kaschiert werden: Es fehlten Ideen und Spielwitz um die verbleibenden Offensivakteure einzusetzen.

Gegen den zweiten Entscheid des Schiri-Gespanns war man dann aber machtlos: Ein glasklares Offside-Tor von Dabbur wurde gegeben, 2:0 -> „Dr Mischt isch gcharrlet gsi“.

Danach entlud sich der Frust der Young Boys in diversen Aktionen und man stellte sich sehr ungeschickt an. Frey bremste wohl nicht ganz unabsichtlich etwas spät ab und rempelte durch Bürki an. Dieser liess für einmal sein provokatives Gehabe sein, doch statt eines strengen Blickes und einer deutlichen Ermahnung musste Schiedsrichter Jaccottet sich doch noch einmal kurz im wärmenden Licht der Scheinwerfer sonnen und verwies Michi Frey mit einer höchst unnötigen und fragwürdigen Ampelkarte des Feldes. Daraufhin brachen auch noch die letzten Dämme und YB fing sich noch zwei weitere Treffer in doppelter Unterzahl ein. Diese fielen anhand des vorher gebotenen aber kaum noch ins Gewicht.

Es gilt nun spätestens ab morgen, das (teilweise berechtigte, aber auch oftmals mühsame) Gejammer einzustellen und sich auf die verbleibenden Spiele zu konzentrieren. Der zweite Platz ist noch theoretisch, der dritte Platz ganz sicher machbar sofern man sich zusammenreisst und jedes Spiel konzentriert und seriös angeht.

Dieser Rang würd in etwa auch der Qualität der Mannschaft entsprechen, welche ganz sicher nicht nur Mittelmass darstellt, aber leider auch nicht ganz für die Spitze genügt. Die Absenzen von Gerndt und Wölfli fallen deutlich ins Gewicht – und wie gross der Leistungsunterschied zwischen Rochat und Spycher ist, konnte gestern bestaunt werden. Wo es aber am allermeisten an Qualität fehlt, ist das Zentrum. Neben Costanzo und hinter Martinez braucht es einen Leader, einen klaren Chef, einen Abräumer, Wasserverdrängung, Routine und was halt alles dazugehört. Weder Bertone noch Gajic können dieses Vakuum füllen und sich auf Wuschus weiteren Karriereverlauf zu verlassen, wäre zu riskant. Besonders Gajic scheint bis auf seine Stärke bei Penalties keinen Mehrwert in diese Mannschaft zu bringen, die nicht bereits durch Costanzo oder Bertone abgedeckt werden – und von den Defiziten mag er ebenfalls keines beheben.  Hier gilt es im Sommer unbedingt den Hebel anzusetzen, ansonsten wird auch in der kommenden Saison keine Steigerung zu erwarten sein.

Hier ist die sportliche Führung gefragt und gefordert, denn mit Spielern wie Wölfli, von Bergen, Vilotic, Spycher, Martinez und Gerndt kann das Saisonziel im kommenden Sommer nicht wieder „Rang 4, respektive Europa“ sein.

Zu den Noten:

Mvogo 3,5/ Sieht beim 3:0 nicht gut aus, was aber nicht mehr gross ins Gewicht fiel. Strahlt aber noch nicht die Sicherheit aus, die es braucht. Ist noch jung, muss und wird noch viel lernen.

Sutter 4,5/ Verbessert im Vergleich zu den letzten Spielen.

Von Bergen 5/ Wir bewerten heute bis nach dem Frey-Platzverweis, und bis dahin war die Abwehr gut organisiert.

Vilotic 4,75/ Ebenfalls eine solide Leistung von Vilotic bis zum 3:0.

Spycher 5/ Der Qualitätsanstieg ist augenfällig und es bleibt zu hoffen, das Wuschu noch ein Jahr anhängt.

Bertone 3,5/ Leider schuldig am Führungstreffer der Zürcher, kann Caio nicht am Kopfball hindern. Ansonsten eine solide Leistung.

Gajic 2/ Sollte sich um den Spielaufbau kümmern und schlug die Standards. Mit beiden Aufgaben hochgradig gescheitert.  Besonders die Freistösse waren katastrophal. Costanzo hätte man bei einer gleichen Leistung verrissen.

Steffen 2,5/ So streng der Platzverweis, so dumm die Aktion. Entweder wird jetzt auch im Kopf die Mutation zum Profi vollzogen, oder die Wege trennen sich im Sommer.

Martinez 4,5/ Der beste Offensivspieler, hat die Führung auf dem Fuss und war viel unterwegs. Seine Fallsucht gehört aber per sofort behoben!

Zarate 3,5/ War auch schon schlechter aber auch schon besser. Die Lücke zwischen Erwartung und Ertrag wird immer grösser und es wäre kein grosser Verlust, wenn man sich im Sommer von Zarate trennen würde.

Frey 3,5/ Fand nie richtig ins Spiel, wurde aber auch kaum eingesetzt. Ist kein Gerndt – wird er aber auch nie werden. Der Platzverweis war komplett übertrieben.

Nuzzolo 4,5/ Brachte viel Schwung und sorgte für mehr Gefahr als die restliche Offensive während des ganzen Spiels.

Afum/Kubo keine Note/

Uli 3,5/ Die Mannschaft war gut eingestellt und begann auch in Unterzahl sehr konzentriert und kompakt. Die Wechsel kamen allerdings viel zu spät und bezüglich des Jammerns müsste man einen grossen Teil auf die Fans oder den restlichen Staff delegieren – machts der Chef, wird’s irgendwann unglaubwürdig.

 

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