BSC YB – FC Luzern 2:1

Die Vorfreude auf das Nachtragsspiel gegen Luzern hielt sich in Grenzen. Dies aber nicht wegen des miesen Wetters, das Bern im Moment heimsucht. Viel eher tragen die mehr als dürftigen Leistungen der Berner in der Meisterschaft wie zuletzt in Lausanne dazu bei. Die Stimmen, die eine Serie vor der Winterpause fordern, werden mit der schwindenden Anzahl verbleibender Spiele immer leiser. Kein Wunder also, dass in Bern deswegen keine Feststimmung herrscht.

Trotzdem sah man fast nur fröhliche, ja lachende, Gesichter vor dem Spiel im und ums Wankdorf. Einige lagen sich sogar den Tränen nahe in den Armen. Und auch wenn es aufgrund der oben beschriebenen sportlichen Situation überraschen mag, es waren Freudentränen.

Der Mann, der den YB-Fans diese in die Augen trieb, ist der aktuelle Sportchef des FCZ, Fredy Bickel. Bickel wird ab 1. Januar 2013 die vakante Stelle des Sportchefs bei den Young Boys einnehmen. Vor gut zehn Jahren wurde Bickel in Bern „gegangen“, doch bei den Fans behielt er seinen Platz im Herzen und es scheint, dass auch in seinem Herzen YB immer einen Platz hatte. Natürlich freute auch ich mich sehr über diese Nachricht. Nice to have you back, Fredy!!

Aber es ging heute auch ums Sportliche, um den 6. Platz in der Meisterschaft und den 5. Saisonsieg der Berner im aktuellen Championat. Beides wurde erreicht und wir durften seit langem wiedermal ein akzeptables Spiel unserer Mannen in der Meisterschaft sehen. YB versuchte von Beginn an, das Zepter an sich zu reissen. Dies gelang in den Startminuten ziemlich gut. Farnerud hätte schon nach einigen Minuten den Führungstreffer erzielen können. Aber auch Luzern kam zu seinen Möglichkeiten. Nach einem Hochstrasser Freistoss, konnte Raimondi zwar per Kopf zur Seite abwehren, allerdings flog der Ball Puljic vor die Füsse, der zog ab, traf Sutter, von dem der Ball direkt ins Berner Tor flog. Luzern führte 0:1. Wölfli hatte keine Chance, jedoch trifft Ojala, der Puljic energischer hätte angreifen müssen, eine Mitschuld. Und Raimondis Kopfabwehr war auch nicht über alle Zweifel erhaben. YB geriet also schon wieder in einem Meisterschaftsspiel in Rückstand. Die Reaktion folgte dieses Mal aber prompt. Farnerud zog aus 25-30 Metern ab und erwischte FCL Tormann Zibung. Und ja, er ist wirklich so schlecht und hält keinen Ball. Das Tor geht nur auf seine Kappe. Danach hatte der FCL einige gute Chancen, erneut in Führung zu gehen. Doch der bärenstarke Wölfli vereitelte jede Luzerner Chance. YB brachte in dieser Phase zwar einige gute Flanken, vor allem von der Eckfahne aus, vors Tor. Allerdings ergab sich dabei zu selten ernste Torgefahr. Nach 45. Minuten waren wir einigermassen zufrieden mit YB, man liess den Luzernern zwar viele Chancen zu, trotzdem waren die Berner bemüht, das Spiel an sich zu reissen. Dies gelang allerdings noch nicht vollends. Allerdings waren einige Berner Akteure noch zu wenig in Aktion getreten, wie zum Beispiel Zarate, den ich bis dahin als wohl schlechtesten YB-Akteur betitelte. Kaum war dies ausgesprochen, strafte er mich auch schon Lügen und versetzte mich in einen Freudentaumel. Zarate erzielte mit einer Direktabnahme das 2:1. Der Assist durfte sich Pechvogel Sutter zuschreiben lassen. Und dies sogar noch in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit. Man lerne: ziehe nie vor Abpfiff irgendein Fazit!

Nach dem Seitenwechsel kriegten die Berner das Spiel nun vollends in den Griff. Leider konnte die drückende Überlegenheit nicht umgemünzt werden. Zarate und Frey vergaben die besten Berner Chancen. Hinten hielt Wölfli die vereinzelten Luzerner Versuche allesamt sicher. Zehn Minuten vor Schluss liess Rueda defensiver spielen, so kam auch Luzern nochmal vors Gehäuse von Wölfli. Doubai erzielte dabei beinahe das zweite Eigentor des Abends. Aber auch aus den eigenen Reihen liess sich unser Torwart nicht mehr bezwingen. Schliesslich wurden drei Minuten nachgespielt, da diese mit einem Verletzungsunterbruch begannen, wurden vier daraus, die sich unendlich anfühlten. In der allerletzten Sekunde kamen die Luzerner tatsächlich noch zu einer grossen Chance. Ein langer Pass reichte, um die YB-Abwehr zu überlisten. Wölfli war auch hier zur Stelle. YB gewann schliesslich mehr als verdient 2:1. Die zweite Halbzeit der Berner war, trotz des fehlenden Torerfolgs, sehr stark. Genau so macht YB Freude!

Die Noten:

Wölfli: 5,5. War heute spielentscheidend. Klasse Partie!

Sutter: 4,5. Eigentor war nicht seine Schuld. Schöner Assist zum 2:1, aber auch einige Ungenauigkeiten.

Nef: 4,5. War solid, aber nicht mehr. Schade konnte er offensiv aus keinem der guten Eckbälle etwas rausholen.

Ojala: 3,5. Der Finne muss im Winter ersetzt werden. Licht und Schatten wechseln sich von Sekunde zu Sekunde ab, leider überwiegt der Schatten.

Raimondi: 4,5. Taktisch gut. Gute Eckbälle. Ansonsten wenig Zug nach vorne. Um Welten besser als Lecjaks.

Zverotic: 5. Konnte wieder an seine guten Leistungen anknüpfen. Allerdings mit mehr Ballverlusten als auch schon.

Schneuwly: 5. Eine der besseren Partien im YB-Trikot. Viel lief über ihn. Die letzte Konsequenz gegen vorne fehlt allerdings noch immer.

Farnerud: 5,5. Neben Wölfli bester Mann. Ackerte, kämpfte, lief, traf. So stellen wir uns das vor!

Zarate: 5. In der ersten Halbzeit war da nur das Tor. Danach besser mit einigen Abschlüssen.

Frey: 4. Noch kein Spieler für die Stammelf. Kann kaum Bälle halten im Zentrum. Und müsste eigentlich den Sack mit dem 3:1 zu machen. Einzig der Einsatz stimmte bei ihm.

Nuzzolo: 5. Erste Halbzeit in meinen Augen sehr stark. Viel lief über ihn. Baute allerdings ab, als Zarate besser ins Spiel fand. Trotzdem gute Leistung. Aus Sympathie rundete ich seine Note auf.

Doubai: Überzeugte mich in seiner kurzen Einsatzzeit nicht. Beinahe ein Eigentor.

Gonzalez: Wie immer, ziemlich planlos. Dies blieb aber ohne positive oder negative Konsequenzen.

Lecjaks: Wollte er möglichst viele Ballverluste in möglichst kurzer Zeit sammeln? Nice try, aber der Rekord bleibt (wenn auch knapp) bei Gonzalez. Keine Verstärkung für uns.

Bemerkungen: Die Verteidigung kriegte, aufgrund der vielen Luzerner Chancen, einen kleinen Pauschalabzug.

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