FC Sion – BSC YB 0:1

Herrlich warmes Wetter begleitete den Auftritt der Young Boys im Sittener Tourbillon – ein Fuchs, wer sich für kurze Hosen entschieden hatte. Beste Voraussetzungen für ein tolles Fussballspiel also, doch zu einem solchen kam es je nach Sicht der Dinge nicht. In der ersten Hälfte neutralisierten sich die beiden Teams mit defensiv disziplinierten Leistungen weitgehend und liessen nur wenig (Sion) oder quasi gar nichts (YB) zu. Die einzig richtige Chance auf einen Treffer hatte Moumi Ngamaleu, er scheiterte aber nach einem tollen, von ihm selber fein eingeleiteten Angriff, alleine vor dem hervorragend reagierenden Mitryushkin. Ansonsten fehlten YB die zündenden Ideen, um die gute Sion Defensive zu knacken. Während es im Spiel mit dem Ball also Steigerungspotential gab, agierte YB in der Defensive sehr souverän und diszipliniert. Einmal mehr zeigte Gelbschwarz, dass eine gute Verteidigung halt doch bereits ganz vorne beginnt. Stürmer und Flügel zeigten sich fleissig, das Jungspund-Mittelfeld mit Aebischer und Sow hatte die Angelegenheit soweit im Griff und hinten spielte die von Captain Von Bergen organisierte Verteidigung souverän und abgeklärt. Das Ergebnis daraus war, dass David von Ballmoos keinen einzigen Torschuss abwehren musste. Und dennoch musste er einiges an Glück in Anspruch nehmen: Nach einer mutigen Intervention auf eine Hereingabe, verfehlten ihn die Stollen von Sions Bamert nur denkbar knapp.

Die zweite Hälfte startete für Sion verheissungsvoll und für YB ideal. Das Heimteam kam bereits nach einer Minute zum ersten Eckball. Nachdem Nsame den Ball zuerst verfehlte, konnte er die Situation dann doch bereinigen. Nach ein paar grossen Schritten lancierte er mit einem brillanten Zuspiel (und etwas Glück, dass Sion-Verteidiger Lenjani den Ball nicht abzufangen vermochte) Roger Assalé. Begleitet von Zverotic lief der Ivorer auf der linken Seite in den Strafraum, liess Zverotic mit einem feinen Dribbling alt aussehen und versenkte die Kugel via Innenpfosten im Walliser Tor. YB führte und brachte den Vorsprung ins Ziel – und damit drei Punkte aus dem Tourbillon nach Bern. Während man in der ersten Hälfte aber nie Angst vor einem Gegentreffer haben musste, schrammte Gelbschwarz in Halbzeit zwei doch das eine oder andere Mal knapp an einem solchen vorbei. So beispielsweise nach gut einer Stunde als Marco Schneuwly völlig freistehend den Ball nicht richtig traf. Oder dann in der 84. Minute. Es war ein weiterer Corner, welcher für viel Wirbel vor dem Tor von David von Ballmoos sorgte. Dieser hielt zuerst fantastisch gegen Mboyo, danach klatschte der Ball, nachdem er eine gefühlte Ewigkeit vor dem Tor herumgeflogen war, an die Latte. Am Ende konnte Zverotic den Ball nicht mehr aufs Tor bringen, durchatmen war angesagt. Insgesamt agierten Adi Hütters Mannen in dieser zweiten Hälfte weniger konsequent als noch im ersten Umgang. Sie kamen aber mit einem blauen Auge davon, auch weil Sion nicht genügend zu bieten hatte. Dass man bis am Schluss zittern musste, lag aber auch daran, dass YB es verpasste, die Partie mit einem zweiten Treffer zu entscheiden. Assalé (erneut rettete Mitryushkin stark) und Mbabu (im letzten Moment am Abschluss gehindert) hätten die Möglichkeiten dazu gehabt.

So gewann YB am Ende vielleicht auch etwas glücklich, aber aufgrund der gezeigten Leistung sicher verdient mit 1:0 im Tourbillon. Natürlich sind Siege im Wallis immer schön, doch dieser hatte doch irgendwie etwas Besonderes. Trotz so vielen doch nicht unwichtigen Absenzen drei Punkte im Wallis zu holen, ist auch in unserer aktuellen Situation nicht selbstverständlich. Und es zeigt das Potential, welches in dieser Mannschaft steckt.

Mit dem Spiel in Sion ging auch das erste Viertel der Meisterschaft zu Ende. Natürlich reicht ein Blick auf die Tabelle (YB hat 6 Punkte Vorsprung auf den FC Basel, anm. d. Red.), um ein positives Zwischenfazit zu ziehen. Noch erfreulicher als die Tabelle an sich, ist die Art und Weise, wie diese zu Stande gekommen ist. YB macht seine Sache bisher besser, als man sich dies erhoffen durfte. Die Mannschaft ist bestens organisiert und gefällt mit einem guten Spirit. Ausfälle konnten bisher ohne grossen Qualitätsverlust kompensiert werden, bestes Beispiel dafür ist das gestrige Spiel in Sion, wo plötzlich zwei Zwanzigjährige das defensive Mittelfeld bildeten und Bertone sowie den gefühlt unersetzbaren Sanogo gut vertraten. Die nur sieben Gegentore zeugen von einer soliden Basis und wenn man bedenkt, dass YB bisher eigentlich komplett auf seinen Topstürmer verzichten und Ende August mit Ravet seinen Offensivmotor ersetzen musste, sind auch die 19 erzielten Treffer bemerkenswert. Jedenfalls macht YB aktuell gerade sehr viel Freude. Adi Hütter hat die Mannschaft auf einen sehr guten Weg geführt, welchen es nun unbeirrt weiter zu schreiten gilt.

 

Die Noten:

Von Ballmoos 5,5: Rettete mit einem Riesenreflex den Sieg, zudem sehr souverän bei Flanken. Sein wohl bestes Spiel bis dahin.

Von Bergen 5,5:         Befindet sich in einer glänzenden Verfassung. Auch in Sion mit einer vorzüglichen Leistung, gewann wohl alle Zweikämpfe

Nuhu 5,5: In der ersten Hälfte ganz kurz mit Anzeichen von Nonchalance, doch was auch er abräumte war Wahnsinn. Stand so gut, dass er in der zweiten Hälfte einmal sogar kniend mit dem Kopf klären konnte, nachdem er zuvor ausgerutscht war.

Mbabu 5: Defensiv solid mit einer gesunden Härte, hatte auch er grossen Anteil daran, dass Sion nicht viele Chancen kreieren konnte. Hätte kurz vor Schluss den Deckel draufmachen können, doch fehlte am Ende wohl etwas die Kraft, um seinen Lauf mit einem Tor zu krönen.

Lotomba 5: Völlig unaufgeregt, erneut mit einer mehr oder weniger tadellosen Leistung.

Sow 5: Versuchte, die Fäden im Mittelfeld zu ziehen, was ihm nicht schlecht gelang. Zuckerpass auf Assalé, der das Zuspiel leider nicht in eine Torvorlage verwandelte.

Aebischer 4,5: Weniger präsent als Sow, doch wenn man bedenkt, wie lange er nun auf einen Einsatz warten musste, hat er gebracht, was man erwarten durfte.

Ngamaleu 5: Wird immer wie besser und dürfte uns noch einige Freude bereiten. Super Aktion als er dann leider an Mitryushkin scheiterte.

Fassnacht 4,5: Wurde nach 83 Minuten platt ausgewechselt. Erneut mit einem grossen Laufpensum, störte aufsässig und war extrem wertvoll im Spiel gegen den Ball. Sonst vergleichsweise unauffällig.

Assalé 5: Ward in der ersten Hälfte kaum gesehen, nach der Pause dann ein Paukenschlag von ihm. Sensationelles Tor. Hätte noch ein zweites erzielen dürfen.

Nsame 5: Auch er vorbildlich im Spiel gegen den Ball. Kriegte selber höchstens eine Halbchance kurz vor seiner Auswechslung. Ermöglichte das 1:0.

Sulejmani (für Nsame), Schick (für Fassnacht) und Wüthrich (für Assalé) ohne Note.

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