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Xamax – BSC YB 0:1 (0:0)

Gelbschwarz gegen Rotschwarz. Diese Begegnung ist für viele Spieler auf beiden Seiten eine spezielle: Raphael Nuzzolo, die Lebensversicherung der Neuenburger, spielte in seiner Karriere in der höchsten Liga für zwei Vereine, YB war der andere. Aussenverteidiger Seydoux gehört YB, genau wie der am Sonntag gesperrte Seferi. Bei YB hat Neuzugang Zesiger seine Jugendzeit bei Xamax verbracht und Nicolas Bürgy dürfte seit der in extremis verlorenen Barrage mit Aarau noch zwischendurch von den Neuenburgern träumen.

Die Ausgangslage vor dem zweiten Spiel der Saison war klar. Die Berner sollten nach dem Unentschieden zum Saisonbeginn den ersten Dreier einfahren, die Xamaxiens wollten nach dem Punktgewinn in Thun auch den zweiten Berner Verein ärgern.

Hatte Servette vor Wochenfrist noch mutig mitgespielt, wählte der langjährige YB-Spieler und Trainer Joël Magnin für Xamax gegen den Meister eine komplett andere Spielweise: Hinten mit 9 Spielern einigeln, auf einen Ballgewinn hoffen und Nuzzolo lancieren, der auf Höhe der Mittellinie auf die langen Bälle wartete. So entstand ein Spiel, das mehr an eine Cuppartie erinnerte, denn an einen Match zweier Teams der höchsten Spielklasse. Mal für Mal konnten sich die Berner an den Linien durchspielen und in den Strafraum flanken, Mal für Mal fanden die hohen Bälle aber nicht den gewünschten Abnehmer. Ja, das Tore schiessen auf der Maladière schien den Gelbschwarzen im Jahr 2019 äusserst schwer zu fallen. Dass die unglaubliche Dominanz des Meisters sich nicht im Resultat widerspiegelte, lag einzig am Abschlusspech der Gäste.

Die Berner Verteidigung war so unterfordert, dass phasenweise alle in die Angriffe involviert waren, das neu formierte Mittelfeld mit Pereira und Aebischer gefiel mit Druck auf die zeitweise überforderten Mveng und Corbaz, die Aussenläufer Spielmann und Ngamaleu waren viel anspielbar und extrem fleissig, einzig das Sturmduo Nsame und Hoarau war noch nicht der gewünschte Unruheherd. Dann kam es leider zu einer unschönen Parallele des Servette-Matchs. Nach 30 Minuten musste wieder ein Führungsspieler verletzt das Feld verlassen. Stürmergott Hoarau spürte ein Zwicken im Oberschenkel und wurde durch den starken Janko ersetzt. Damit wird die Verletztenliste langsam bedenklich lange, fielen doch mit Zesiger, Sierro, Sulejmani und Gaudino bereits vier weitere potentielle Stammspieler kurz vor dem Match aus.

Am Geschehen auf dem Platz änderte dieser Wechsel aber gar nichts. Die Berner dominierten weiterhin nach belieben, das Heimteam konnte sich kaum aus der Umklammerung befreien.

Das Gute an diesem einseitigen Gekicke war, dass die Spannung trotzdem nie verloren ging. Solange die Berner ihre Überlegenheit nicht in Tore umwandeln konnten, hatten die Neuenburger Chancen auf eine Überraschung. So brauchte es wenig überraschend eine Einzelaktion des weiterhin so unglaublich starken Ngamaleus, der nach einer Balleroberung im Mittelfeld die Xamaxer Hoffnungen zerstörte.

Dass das Heimteam aber eigentlich Fussball spielen könnte, so richtig, und nicht nur hinten reinstehen, bewies es in der letzten Viertelstunde. Hatten die Verteidiger des Meisters im Dauerregen bis dahin einen ruhigen Nachmittag erlebt, mussten sie ab der plötzlich wirbligen Xamaxiens aufpassen, sich nicht zu erkälten. Aber der Sport hat manchmal seine Gerechtigkeit und so wurden die Young Boys für 75 dominierende Minuten mehr belohnt, als die Erben Abegglens für 15 Minuten mitspielen.

Wie breit das Kader des Meisters diese Saison ist, beweist dieses Spiel eindrücklich. Natürlich greifen einige Rädchen noch nicht wie gewünscht in andere, noch sind die Zuspiele nicht ganz so genau wie ein Schweizer Uhrwerk. Aber wer acht verletzte (Stamm)Spieler hat und noch immer so dominant, so taktisch variabel (zwei Systemwechsel im Spiel) spielen kann, hat unglaublich viel Talent in seinen Reihen.

Die Noten:

von Ballmoos: 5 // wenig geprüft, aber zur Stelle wenn nötig

Garcia: 4,5 // nicht ganz so präsent wie Lotomba

Lustenberger: 5 // der Captain strahlt viel ruhe aus und ist läuferisch stark

Bürgy: 4,5 // Debüt in der Startelf, mit einigen Wacklern

Lotomba: 5 // aufsässig, fleissig, stark; einzig die ungenauen Flanken verhindern eine bessere Note

Ngamaleu: 5,5 // fleissig, technisch stark, überall anzutreffen – bester Mann auf dem Platz

Aebischer: 4,5 // bemüht, doch vom Ballverteiler dürften mehr spielgestaltenden Szenen ausgehen

Pereira: 5 // Startelf Debüt, körperlich präsent, bringt härte ins Mittelfeld, jedoch auch er mit zu wenig überraschenden Pässen, aber der kommt sehr gut

Spielmann: 4,5 // auch mit seinem Debüt in der Startelf, tauchte aber zu häufig und zu lange ab

Hoarau: 4 // noch nicht in der Form der letzten Saison

Nsame: 4,5 // «ein Stürmer wird an Toren gemessen» – nicht bei uns. Schämpu war enorm fleissig und bemüht, arbeitete für zwei, jedoch ohne Wettkampfglück

Janko (33’ für Hoarau): 5 // eine spannende Verstärkung

Mambimbi (67’ für Lotomba): 4,5 // machte seine Sache gut, mit Kopfballchance, aber auch er ohne Abschlussglück

Wüthrich (88’ für Spielmann): ohne Note

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