BSC YB – FC Zürich 1:3 (Cup)

„7“ stand auf der Leuchttafel des vierten Offiziellen an der Seitenlinie und sorgte für ein letztes verhaltenes „Hopp YB“ auf den Rängen. Nicht nur die meisten Fans sondern auch die Mannschaft war zu diesem Zeitpunkt bereits gebrochen und ein Aufbäumen war nicht mehr möglich. So pfiff Schiri Jaccottet nach sieben ereignislosen Nachspielminuten ab und besiegelte so das bernische Cupschicksal 2015.YB überwintert also erneut nicht im Pokalwettbewerb. Die Heimrevanche gegen Zürich gelang nicht. Wie schon beim letzten Berner Cupheimspiel musste YB als Verlierer vom Platz. Auf ein 1:3 nach 90 Minuten wies allerdings lange wenig hin.

Die erste Halbzeit war geprägt von Unsicherheiten hüben wie drüben. Für YB war es die schlechteste Halbzeit im Wankdorf seit Langem, zumal in dieser die Verletztenliste mit Sulejmani erweitert wurde. Gute Besserung, Miralem. Fehler und Ungenauigkeiten prägten das Spiel, Chancen waren Mangelware. Bei den einzig nennenswerten scheiterten Schneuwly an Mvogo und Kubo an Favre. Das war’s auch schon, ausgerechnet in diesem immens wichtigen Spiel gelang es den Berner scheinbar nicht, den Gegner zu Hause zu dominieren.

Doch beim Pausentee fand Adi Hütter die richtigen Worte. Seine Jungs versuchten nun das Spiel in der gegnerischen Platzhälfte stattfinden zu lassen, was ihnen gut gelang. Allerdings erst nachdem sie durch einen Gavranovic-Kracher, der das Tor nur knapp verfehlte, wach gerüttelt wurden. Doch danach konnten die Berner ihr Pressing aufziehen und der FCZ war kaum in der Lage, sich zu befreien. Das Hütter-YB war wieder da – nur leider gibt’s eben auch noch das Scheisse-am-Fuss-YB. So konnten die Berner die Feldüberlegenheit nicht in Zählbares ummünzen, wie bespielweise bei einer vergeben Doppelchance durch Nuzzolo und Kubo. Nach einem Schuss durch den sonst sehr unauffälligen Renato Steffen prallte der Ball an einen FCZ-Arm, doch Jaccottets Pfeife blieb stumm. Und der FCZ setzte direkt zum Konter über links und Bua an. Dieser flankte zur Mitte und tat dies dermassen ungenau, dass der Ball über Mvogo hinweg ins Tor flog. In der besten Phase von YB gelang dem Gast also das glückliche Führungstor. Doch die Berner spielten unbeirrt weiter. Nur drei Minuten später war es Zakaria – der zuvor Bua „flanken“ liess – der Gerndt wunderbar lancierte und der Schwede schob zum 1:1 ein. Endlich, da war das Tor und es ging weiter vorwärts. Doch Gerndt und Kubo verpassten eine YB-Führung. Letzterer schlug statt den Ball in die Maschen den gegnerischen Goalie KO. Favre musste runter, Brecher kam rein – eigentlich eine Randnotiz. Doch nach dem durch die Pflege und Auswechslung Favres entstandenen Spielunterbruch gelang es den Berner nicht mehr, den Druck auf Zürich aufrechtzuerhalten. Nicht nur das, es kam bekanntlich noch schlimmer. In der 83. Minute schoss Schneuwly den Führungstreffer, drei Minuten später sorgte Bua für die Entscheidung. Bei beiden Gegentreffern sah die YB-Defensive schlecht aus und beim letzten Gegentreffer liess sich Mvogo in der kurzen Ecke erwischen. Zum Aufbäumen durch YB kam es nicht mehr. Die sieben Nachspielminuten schürten nicht Hoffnung sondern verlängerten nur das Leiden der YB-Fans und die Gewissheit, dass der Cup erneut vorzeitig Geschichte ist, konnte sich schön langsam übers Wankdorf legen.

 
In der ersten Halbzeit konnte YB die Erwartungen nicht erfüllen, die Fans sowie Trainer und Staff an die Mannschaft zu Hause stellen dürfen. Zu ungenau waren die Zuspiele. So fand das Spiel auch kaum in der zürcherischen Platzhälfte statt und die Berner konnten ihr Pressing gar nicht erst aufziehen, denn dazu müsste sich der Ball vermehrt in der Defensivzone der Gäste befinden. Umgekehrt war dies eher der Fall und Hyypiä liess seine Mannen pressen, er begegnete also Hütter mit seinen eigenen Waffen. Besiegen konnte er ihn aber damit nicht – noch nicht. Die zweite Halbzeit war klar besser von YB, das Spiel fand weiter vorne statt, der Gegner wurde angepresst und die Überlegenheit schlug sich in Chancen nieder, doch leider nicht in Toren. Darin lag die grösste Differenz der beiden Teams. Der FCZ nutzte seine Chancen effizient, während YB damit fahrlässig umging. Zudem schlug der FCZ genau dann erstmals zu, als das Heimteam besonders am Drücker war und mit der Verletzungspause nach Favres Zusammenstoss mit Kubo war die YB-Hochphase vorbei. Das Timing stimmte für die Zürcher perfekt. So entschied der FCZ das Spiel paradoxerweise nach einer Leistungssteigerung der Berner zu seinen Gunsten. Über das ganze Spiel gesehen, gelang es den 13 YB-Akteuren gestern nicht ihr Potenzial abzurufen. Adi Hütter muss nun schauen, dass die neu gewonnene Spielfreude nicht direkt wieder flöten geht, sonst droht die Mannschaft in ein altes Fahrwasser zurückzufallen, auf das wir alle keine Lust haben. Dazu gehört auch, dass die Mannschaft an sich glaubt und nie aufgibt, was sie gestern nach dem 3:1 getan hat. Sowas darf in einem so wichtigen Spiel nicht passieren.
 
Das Cupspiel gegen den FCZ war das zweite immens wichtige Spiel innerhalb fünf Tagen. In beiden Spielen ging es um die (realistische) Wahrung einer Titelchance. Während diese im Cup nun sicherlich vergeben ist, besteht sie für die Meisterschaft rechnerisch noch. Doch Basel müsste stark abbauen und YB dürfte sich keine Aussetzer mehr leisten. Nun, im Hoffen sind wir YB-Fans stark. Im Glauben an die eigene Mannschaft scheinbar weniger. So fanden gestern nur 10‘010 Zuschauer den Weg ins Wankdorf. Nach Cupniederlagen in Le Mont oder Buochs Zetter und Mordio schreien sowie rollende Köpfe fordern ist einfach. Doch die Mannschaft im selben Wettbewerb im Achtelfinale gegen den FCZ im Wankdorf zu unterstützen scheinbar nicht. Die Kulisse war traurig und dem Spiel nicht würdig. Vor allem wenn man die Wichtigkeit der Partie für YB betrachtet, sehe ich kaum einen Grund, einem solchen Spiel fern zu bleiben.
 
Denn eigentlich wissen wir alle, dass diese Mannschaft viel Freude machen kann. Hoffentlich kann sie dies am Sonntag – mit stark dezimiertem Kader – wieder unter Beweis stellen. Zeigt’s uns!
 
 
Mvogo: 3.5. Unsicher von Beginn an (Doppelpass mit Bua). Dritter Gegentreffer sicherlich haltbar.
 
Hadergjonai: 4. In der ersten HZ oft ungenau, fand danach gut ins Spiel seine Flanken aber nur selten einen Abnehmer. Defensiv mit Mängeln bei den Gegentoren zwei und drei.
 
Vilotic: 4. Kam zu spät beim 1:2. Konnte seinen Abwehrverbund nicht wie gewünscht zusammenhalten, ihm fehlt das patronhafte eines SVB und so kann er nicht zum unbestrittenen Leader auf dem Platz werden.
 
Wüthrich: 4.5. Auch Gregy blieb nicht fehlerfrei und es gelang werden Hadergjonai noch ihm vor dem 2:1 zu befreien oder Schneuwly zu decken.
 
Benito: 4.5. Fasst weiter nur langsam Fuss in Bern. Defensiv sicher, offensiv oft noch etwas zu ungenau.
 
Steffen: 3. Die Anforderungen sind gestiegen und solche Leistungen wie gestern stellen keinen zufrieden. Ganz bestimmt auch Steffen selbst nicht.
 
Zakaria: 5. Griff beim 1:0 zu wenig konsequent an, machte dies aber kurz darauf mit einem Assist gut. War oft am Spielaufbau von YB beteiligt und sorgte für eine gewisse Robustheit im Zentrum.
 
Bertone: 4. Leo kam nie ins Spiel, versuchte es über den Kampf, doch auch dies gelang nicht wie gewünscht. Beim 3:1 liess er sich mit Hadergjonai von einem Doppelpass überlisten. Eine Auswechslung für einen allfällig fitten Sanogo kann im Nachhinein als angebracht betrachtet werden (hätti, wetti…).
 
Sulejmani: k.N.: Früh angeschlagen und hoffentlich nicht zu lange Out. Gute und schnelle Genesung!
 
Kubo: 4.5. Bester Mann in der ersten Halbzeit, führte die gewohnt technisch feine Klinge und hatte den besten Abschluss vor der Pause. Er braucht unbedingt ein Erfolgserlebnis.
 
Gerndt: 5. Kämpfer, Läufer, Scorer. Alex ist blendend drauf, gibt nie auf und war gestern der beste Mann auf dem Feld.
 
Nuzzolo: 4.5. Führte sich gut ein, hatte Abschlüsse (vergab diese leider) und kurbelte das YB-Spiel an. Das war ein Lebenszeichen von Nuzz.
 
Tabakovic: k.N.: Konnte nichts mehr ausrichten. Zeigte aber leider erneut, dass er im Moment keine wirkliche Alternative für Hütter ist.

 

 

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