Winterrampenverkauf

— Gastbeitrag von Nashimento —

nicht schon wieder eine Jammertirade… Deshalb lassen wir die fällige Einzelkritik bei Seite, suchen nicht nach dem Wieso und leuchten auch nicht den Weg aus, den wir in den letzten beiden Saisons beschritten oder besser gesagt betaumelt haben. Eigentlich reicht ein Blick auf die Tabelle vollkommen: Platz 5, punktemässig näher beim abgeschlagenen Schlusslicht als der Spitze. Also im absoluten Nirgendwo ohne Sichtkontakt zu Servette oder GC, umgeben von Thun und…. genau, dem FC Basel. Es lässt sich darüber streiten ob eine Euroleague-Quali erstrebenswert sei oder nicht. In Anbetracht, dass genau diese europäischen Spiele in der Folgesaison jeweils als Entschuldigung für Niederlagen vorgeschoben werden (sog. „Doppelbelastung“) komme ich zum Schluss, dass es in dieser Meisterschaft um nahezu nichts mehr geht. Dies ist für YB nicht neu und auch nicht weiter tragisch. Und ob im Oktober oder erst im März, mit dieser Situation kann ein erprobter YB-Fan umgehen.

 

Derzeit zeigen uns GC (mit einer U21-Equipe, ergänzt mit „Rückkehrern“ die im Ausland keine Verträge mehr erhielten) und ein Aufsteiger, wie man ohne grosse Namen und mit bescheidenem Etat vorne mitspielen kann. Auch ohne Einsicht in die Buchhaltung muss bei YB davon ausgegangen werden, dass Aufwand und Ertrag nicht übereinstimmen. Da sich eben dieser Ertrag seit einer gefühlten Ewigkeit nicht einstellt, sollten wir nun den Mut aufbringen und den Aufwand (in finanzieller Hinsicht) drastisch minimieren. Uns wurde vor noch nicht so langer Zeit ein grosses, pompöses und erfolgreiches YB in Aussicht gestellt. Dieses YB gibt es leider nur auf der PlayStation von Moreno Costanzo. In der Realität werden die hochgesteckten Ziele regelmässig nach unten korrigiert und die lauten Töne leiser und leiser. Konstant auf hohem Niveau sind einzig die Anzahl der Fehleinkäufe und das Lamentieren über Schiedsrichterentscheidungen. Die beiden leistungsstärksten YB-Spieler heissen derzeit übrigens Roman Bürki und Matar Coly. Beide, da chancenlos auf Einsatzminuten, ausgelehnt oder quasi abgeschoben. Dieser Umstand spricht Bände. Auch deshalb drängt sich eine massive Ausdünnung des Kaders auf. Da es scheinbar schwierig ist, in der Winterpause Einkäufe zu tätigen (was uns vor noch nicht allzulanger Zeit nicht davon abhielt, die halbe Mannschaft im Winter auszuwechseln), sollten ergo Verkäufe im Bereiche des Möglichen liegen. Und falls nicht, entlasten auch Schenkungen das Lohnbudget. Es ist an der Zeit, sich von einem Grossteil der aktuellen Mannschaft zu verabschieden. Und dies ersatzlos, auch wenn das Forum bei jedem Abgang nach Ersatz schreien wird. Sozusagen ein Rampenverkauf, wobei nicht ein einziges Objekt unverkäuflich ist. Konkret könnte dies für die Kaderzusammenstellung der Rückrunde heissen (Anschauungsbeispiele, Namen lassen sich fast beliebig austauschen): Benito/Mvogo für Wölfi, Affolter und M. Bürki für Ojala und Veskovac, Alioski für Sutter und Zverotic, Bertone für Costanzo, Sessolo für Vitkieviez und niemand für Gonzalez, Lecjaks, Martinez, Zarate und Bobadilla. Auch im Umfeld kann aus meiner Sicht abgespeckt werden. Ob beispielsweise ein Herr Känzig noch der richtige Mann für dieses „YB-light“ wäre, ist mehr als fraglich. Dieses Szenario entsteht nicht aus Frust sondern in der festen Überzeugung, dass sich auch so ein bedeutungsloser Mittelfeldplatz realisieren lässt. Da im Wankdorf sicherlich keine Gloryhunters ein Saisonabi (bzw. Jahreskarte) haben, muss auch nicht mit einem massiven Zuschauereinbruch gerechnet werden. Mit einem drastischen Kaderschnitt befreien wir uns zudem davon, ständig den Erwartungen hinterher jagen zu müssen.

 

Es wäre natürlich fatal davon auszugehen, auf das GC-Modell (der Star ist aus der Not geboren, vorzugsweise ein eigener Junior oder ein ablösefreier Spieler oder ein überzähliger Reservist einer anderen Mannschaft) zu setzen und auf Erfolg zu hoffen. Die Saison ist noch lange nicht fertig und die Möglichkeit eines GC-Absturzes in der Tabelle ist zweifellos gegeben. Ein abschliessendes Fazit (wie es beispielsweise Klaus Zaugg in jeder Drittelspause macht) ist noch vor der Winterpause verfrüht und meine Betrachtungen auf die jetzige Situation können durchaus falsch sein. Trotzdem erlaube ich mir folgende Aussagen: 1.) wir sind auf dem Holzweg, 2.) mit den derzeitigen Lohnempfängern lässt sich kein Blumentopf gewinnen und 3.) punkto Charakter, Einstellung auf und Auftreten neben dem Platz entspricht diese Mannschaft und dessen Umfeld nicht dem, was ich unter „YB“ verstehe. Ich bin seit langem der Meinung, dass die Grundvoraussetzung für einen Erfolg in der Meisterschaft eine Schwächephase des FC Basels ist. Wie eingangs erwähnt nutzen nun junge und/oder hungrige Mannschaften die Gunst einer solchen Schwächephase. Wir sind leider weder jung noch erscheinen wir hungrig. Wie am Sonntag leider festgestellt werden musste, werden wir von jungen hungrigen Mannschaften zu Weilen wie ein alter Ochse vorgeführt und widerstandslos abgeschlachtet. Ich denke es ist an der Zeit für einen Neubeginn. Ein Neubeginn, der mit einem ausführlichen Rampenverkauf im Winter startet.

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