Cup: BSC YB – FC St. Gallen 2:1

Geschrieben von Questra

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Giorgio Contini schien seine Mannen in der Garderobe richtig heiss für diesen Cup Viertelfinal gemacht zu haben: gleich die Hälfte der St. Galler Feldspieler lief in kurzärmligen Shirts auf. Wenn die Espen damit ein Zeichen in Richtung der Gelbschwarzen haben schicken wollen, ging die Rechnung nicht auf. Von solchen Kleinigkeiten lässt sich das YB Ausgabe November 2017 nicht beeindrucken. Den St. Gallern wehten im winterlichen Wankdorf nicht nur die Schneeflocken ums Gesicht, auch die Berner Wirbelwinde sprühten vor Spielwitz und Lauffreude. Sie sorgten dafür, dass die Ostschweizer trotz der kurzen Shirts gehörig ins Schwitzen kamen.

Der Leader trat zuhause auf, wie man es sich von ihm erhoffen durfte. Dominant, überlegen, stark. Als der erste, nennen wir ihn Abschluss, auf das Berner Tor kam, führten diese längst und hatten dazu bereits einige der besten Möglichkeiten ausgelassen. Denn das St. Galler Tor wurde von der ersten Minute an unter Beschuss genommen. Sow scheiterte bereits nach wenigen Sekunden mit einem Weitschuss an Cup Goali Stojanovic. Nsame lief alleine auf ebendiesen zu, doch vergab. Lotomba wurde nach tollem Zusammenspiel Sulejmanis und Assalés freigespielt, sein Abschluss aber vom Arm eines St. Gallers abgelenkt. Und die beste Chance bot sich Fassnacht, der, von Nsame perfekt eingesetzt, plötzlich keinen Gegenspieler mehr vor sich hatte. Fassnacht, Assalé und Sow konnten unbehindert aufs St. Galler Gehäuse zurennen und schafften es, das Tor nicht zu erzielen. Einerseits parierte Stojanovic stark, andererseits verpasste Fassnacht den Moment des Abspiels. Und trotzdem führten die Young Boys: Assalé fand zum Toreschiessen zurück. Der kleinste Berner erzielte den Führungstreffer nach einer perfekten Mbabu Flanke per Kopf.

Doch nicht nur die Offensive glänzte, auch der Abwehrverbund um die erneut überragenden von Bergen und Nuhu liess in der ersten Hälfte nichts zu. Und selbst das ist noch untertrieben. So waren die einzigen Gefahrenmomente übelste Foulspiele der St. Galler. Wie Lüchinger nach zwei solchen Grätschen die erste Hälfte beenden durfte, weiss allein Schiedsrichter Klossner.

Wer fürchtete, dass sich die vergebenen Chancen in Hälfte zwei vielleicht rächen könnten, dass die St. Galler vielleicht doch bereit sein könnten mitzuspielen, dass es vielleicht doch noch ein Cup Fight geben würde, sah sich so was von getäuscht. Von den Ostschweizern kam lange nichts. Auch, weil die Hausherren nichts zuliessen. Es war beeindruckend zu sehen, wie reif sich diese junge Mannschaft in diesem Viertelfinal präsentierte.

So war es nur eine Frage der Zeit, bis die Führung der Berner ausgebaut war. Und wieder war es Assalé, der traf. Diesem Tor ging ein weiterer klasse lange Ball von Lotomba voran, dieses Mal lancierte er den unermüdlichen Sulejmani. Obwohl der Ball etwas zu lang schien, gab ihn der Serbe nicht auf. Der aus dem Tor eilende Stojanovic war an der Grenze des Torraums zwar knapp vor Sulejmani am Ball, konnte mit dem Fuss aber nicht befreien, sondern schoss Sulejmani ab. Der Prellball landete im Sechzehner, wo Assalé keine Mühe hatte, ihn ins verlassene Tor zu schieben.

Gefährlich waren die St. Galler bis dahin nur durch einen Aleksic Freistoss geworden, den David von Ballmoos aber sicher über die Latte lenkte. Aus dem Spiel heraus konnten  die Ostschweizer keine Chancen kreieren. Und doch wurde es kurz vor Schluss noch einmal spannend. Nach einem Eckball stimmte die Zuordnung in der YB-Defensive für einmal nicht, Haggui profitierte von einer abgelenkten Flanke und konnte am weiten Pfosten einnicken. Obwohl die St. Galler in den Schlussminuten anrannten, wirklich in Gefahr kam dieser verdiente YB-Sieg nie. Die Young Boys qualifizierten sich erstmals seit 2009 wieder für einen Halbfinal und empfangen im 2018 den FC Basel.

Die Noten (der erstmalige Halbfinaleinzug seit 2009 gibt jedem +0,5 Notenpunkte)

von Ballmoos 6/ Wie bewertet man einen Torhüter, der nichts zu tun hat? Man würdigt seine bisherigen Leistungen. Ganz stark was er in seiner ersten Saison auf höchstem Niveau bisher abliefert.

Lotomba 5/ Hinten sicher, nach vorne manchmal zu ungestüm oder nicht clever genug. Toller Ball auf Sulejmani vor dem 2:0.

von Bergen 5,5/ Der Chef im Abwehrzentrum. Liess nichts zu.

Nuhu 5,5/ Seine ersten Pässe und Seitenverlagerungen waren überragend.

Mbabu 5,5/ Perfekte Flanke zum 1:0. Auch wir haben Aussenverteidiger, die Spiele entscheiden.

Sulejmani 5,5/ Der einstige Schönwetterspieler ackerte im winterlichen Schneetreiben unermüdlich. In dieser Form enorm wertvoll.

Sow 5,5/ Hat körperlich zugelegt, arbeitete stark defensiv, gewann viele Bälle, verteilte diese umsichtig.

Aebischer 5/ War nicht ganz so stark wie Sow, aber half überall aus. Ein wichtiger Arbeiter.

Fassnacht 4,5/ Kämpfte, rannte, schoss, versuchte viel und scheiterte oft, traf falsche Entscheidungen.

Assalé 5,5/ Schoss die Tore, war viel unterwegs, fleissig. Eigentlich hätte er für seinen Torjubel Abzüge verdient.

Nsame 4,5/ Er war stets bemüht, trifft es nach diesem Spiel. Vergab eine Grosschance, war aber immer anspielbar. Liess seine Kaltblütigkeit etwas vermissen.

Schick 4,5/ Kam in der 70. Minute für Sulejmani. Klebte mehr an der Seite. Opferte sich in der Schlussphase, als er fürs Zeitspiel gelb sah und nun gesperrt fehlt. Nicht ganz so schick gemacht.

Hoarau 4,5/ Wurde in der 72. Minute für Nsame eingewechelt. Noch nicht in alter Form, aber er ist wieder da und kämpft sich zurück. Hob beim Gegentor aber das Offside auf.

Ngamaleu 4,5/ In der 82. Minute für Nsamé. Eigentlich zu kurz für eine Benotung, aber was solls. Wir stehen im Halbfinal, heute war jeder wichtig.

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