Getackelt-Spezial: Scheinheiligkeiten

Frankreich hat sich gestern mit Ach und Krach für die WM 2010 qualifiziert.

Was auf dem Papier eigentlich eine klare Sache sein sollte, entwickelte sich während diesen beiden Barragespielen zu einer Schlacht. Die 0:1 Führung aus dem Hinspiel wurde bereits in der ersten Halbzeit verspielt – Robbie Keane schoss die Iren in Führung und krönte damit eine Halbzeit, in denen die Grünen (Weissen) die bessere Mannschaft waren. Die zweite Hälfte verlief dann grösstenteils aber in die andere Richtung: Frankreich riss das Spiel an sich und behauptete den Ball lange in den eigenen Reihen – ohne aber vor dem Tor permanent gefährlich zu sein. Die grossen Chancen gab es eher für die Iren, die zwar nur noch mit Kontern arbeiteten, diese aber sehr präzise vortrugen. So scheiterte Robbie Keane nur knapp – der Ball versprang ihm nachdem er bereits den Torhüter umkurvt hatte.

Dann die Verlängerung: Nachdem den Franzosen ein Penalty unterschlagen wurde (Ja, der Kontakt war klar ersichtlich und die Hand hat dort nichts zu suchen – es gab schon etliche Elfmeter für weniger Kontakt), lag der Ball plötzlich im Tor: Gallas hatte eine kurze Henry-Flanke eingeköpft. Wahrscheinlich ist dies eine der grössten Fehlentscheidungen der jüngsten Fussballgeschichte: Beim Freistoss kann man getrost auf Offside entscheiden, und Thierry Henry nimmt den Ball überdeutlich mit dem Arm an- und mit bevor er ihn zu Gallas spielt, der nur noch einzunicken braucht.

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Ein klarer Regelverstoss, ein „Bschiss“ der die „Grande Nation“ nun an die WM gebracht hat.

Der Aufschrei war gestern Abend und auch heute gross. „Scheiss-Franzosen“, „Beschiss“, „Verschwörung“, „Schämen solle man sich“, „mit Anstand auf die Endrunde verzichten“, etc sind nur einige der Wortmeldung zu diesem Fall.

Nun, Hand aufs Herz: Ob Fünftliga-Spiel oder WM-Final – ob Freundschaftsspiel oder Meisterschaftsrunde: Wo gibt es das nicht, dass sich ein Spieler mit unlauteren Mitteln einen Vorteil verschafft? Sei es eine Schwalbe, ein verstecktes Foul oder eben ein klares Handspiel – im Eifer des Gefechts kommt dies (leider) ab und zu vor. Die Grösse, so ein Vergehen zuzugeben, hat man vielleicht in einem Testspiel oder dann, wenn ein Spiel bereits klar entschieden ist. Doch um es kurz in Erinnerung zu rufen: Es ging gestern Abend um die Teilnahme an der WM (wohl ziemlich sicher auch die letzte WM von Thierry Henry, ein Stürmer der in den letzten 10 Jahre zur absoluten Weltspitze gehörte).

Kommt noch dazu: Hätten alle Zuschauer, die gestern Abend die Iren unterstützt haben, auch so reagiert, wenn Robbie Keane auf die gleiche Art und Weise sein Team an die WM gebracht hätte?
Angenommen, Doumbia schiesst YB per absichtlichem Handspiel zum Meistertitel: Stehen wir dann auch an den Zaun und beschimpfen ihn als einen „dirty Cheat“? Oder Alex Frei spuckt den Ball zum 1:0-WM-Halbfinalsieg über die Linie – schämen wir uns dann und hoffen, man würde uns disqualifizeren?

Es ist schade, wurde ein solch intensives Spiel durch einen krassen Fehler entschieden. Die Iren haben sich über 210 Minuten gewehrt und gekämpft und hätten die Qualifikation mindestens auch verdient gehabt.

Ein Trost für alle Irish-Fans: Treten die Franzosen an der Endrunde ähnlich auch wie in der Quali, wird wahrscheinlich nach den Gruppenspielen Schluss sein.

Dann wäre immerhin Domenech weg, was wiederum ein Trost für alle Franzosen wäre.

Zu guter Letzt:
Wie ist es möglich, dass ein Schiedsrichter-Trio (mittlerweile ja sogar Quartett) ein solch klares Vergehen nicht sieht? Solch krasse Fehler ist man sich ja nicht mal in der Schweiz gewöhnt…

Zu guter Allerletzt:
Ist Maradona eigentlich auch ein dirty cheat?

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