FC St. Gallen – BSC YB 1:1

Cool bleiben. Unter diesem Motto fuhren die Berner in die Ostschweiz. Uli Forte forderte von seinen Mannen nebst mehr defensiver Stabilität auch mehr Cleverness, Abgebrühtheit oder  kurz gesagt eben Coolness. Dank Nieselregen und einer kleinen Kaltfront über St. Gallen war der Abend dann tatsächlich auch abgesehen vom Spiel eher kühl. Cool waren aber auch die AFG’schen Einlasskontrollen – man höre und staune! Ich wurde nicht mal abgetastet. Trotz meines freundlichen und ungefährlichen Gesichts ist dies zumindest auf Auswärtsfahrten doch eine Seltenheit. In diesem Sinne: grosses Lob an die neuen Verantwortlichen in St. Gallen!

Nun aber zum Spiel. Schon die Aufstellung überraschte. Nuzz und Kubo auf der Bank, Steffen und Zarate auf dem Feld. Wüthrich und Bertone ersetzten erwartungsgemäss die Rotgesperrten. Das Spiel begann ganz flott, beide Mannschaften wollten Akzente setzen und bei YB gefiel die neu zusammengesetzte Offensive mit Ideenreichtum, Positionswechsel und zum Teil gar schnellem und direktem Spiel. Aufgrund der zum Teil fehlenden Qualität (Zarates inexistenter rechter Fuss, Freys „überhaspeln“) resultierten jedoch keine klaren Torchancen. Auch die Espen spielten munter mit, aber blieben dank SVB und Mvogo vorerst ebenfalls ohne Torerfolg. Nach einem kurzen (!) und schön verlängerten Eckball konnte Wüthrich nach einigen Prellbällen zum 1:0 Einnicken, der junge Innenverteidiger traf das erste Mal für YB. Nur wenige Minuten später hob derselbe Wüthrich leider ein Abseits auf, Nater konnte so im Rücken von von Bergen entwischen und stand nach einem langen Zuspiel alleine vor Mvogo. 1:1. Zuvor konnte Frey den Ball nicht halten, Steffen liess sich überlaufen und Bertone ging nicht auf den Passgeber, im Gegenteil er drehte sich sogar noch ab. Wieder einmal hatte eine YB Führung also nur kurz Bestand. Doch der Ausgleichstreffer brachte die Mannschaft vorerst nicht aus der Bahn, die Berner blieben wie gefordert cool und kamen zu weiteren Abschlüssen. Martinez scheiterte aber zwei Mal an Daniel Lopar. Besonders aus der zweiten Chance muss Martinez mehr machen. Nach einem schönen Doppelpass mit Frey stand er völlig frei vor Lopar. Anstatt ins Tor, traf der Venezolaner aber nur den Keeper. Dieser Ball muss sitzen! So ging es mit einem 1:1 in die Pause.

Saibene stellte nach dem Wechsel seine Elf um, die Ostschweizer agierten nun vorsichtiger und stellten ihr Pressing ein. Mit dieser kompakten Spielweise bekundete YB Mühe, und es gelang den Jungs von Forte nicht mehr, den Gegner unter Druck zu setzen. St. Gallen hatte zwar nun mehr vom Spiel und kam durch Fehler und Unzulänglichkeiten der YB Spieler zu einigen Abschlüssen, wirklich gefährlich wurde es allerdings nie vor Mvogo. Erst kurz vor dem Abpfiff traf Mathys für die Ostschweizer die Latte, ein letztes Durchatmen ging durch die nun zu zehnt spielende YB Mannschaft. Einige Minuten zuvor hatte der Kapitän Costanzo die Ampelkarte gesehen. Er wurde des Feldes verwiesen und Wuschu kam so zu seinem Comeback. Danach war Schluss. Immerhin holte YB einen Punkt, dies ist bekanntlich in der AFG-Arena nicht immer einfach.

Fazit: Die erst Halbzeit lässt hoffen, die Berner waren bemüht das Spiel zu machen und hatten guten Ideen. An der Ausführung haperte es zum Teil noch. Die zweite Halbzeit war dann wieder ein Rückschritt. Sie brachte eine gewisse Unsicherheit zu Tage, die scheinbar in der Mannschaft vorhanden ist. Die nötige Coolness konnte also nur 45 Minuten lang bewahrt werden. Positiv gesagt, sie konnte immerhin 45 Minuten lang bewahrt werden.

Die Noten:

Mvogo: 4.5. Erst ist jung, ja. Er kann keine Fehler machen, ja. Trotzdem versprüht er eine gewisse Unsicherheit, Flanken werden spät und oft „unter der Gürtellinie“ gefangen, Abstösse segeln ins Aus. Yvon kann mehr, trau dir was zu Junge!

Sutter: 4. Sinnbildlich für das ganze Team, erste Halbzeit starke Aufwärtstendenz. Zweite Halbzeit Sion-Fahrwasser.

Wüthrich: 4. Das Tor soll belohnt werden. Doch das Abseitsaufheben sowie Stellungsfehler und Fehlzuspiele lassen keine bessere Note zu.

Von Bergen: 4. Kann seine Abwehr nicht mehr wie gewünscht zusammenhalten. Macht zwar nach wie vor wenig Fehler, aber mir fehlt sein souveränes Auftreten als klarer Patron.

Rochat: 2.5. Für mich schlechtester Berner. Langsam, lässt sich oft übertölpeln und gegen Vorne kommt kaum was.

Costanzo: 3. Leistung wie oft zu Verhalten. Am Samstag ohne Geniestreich dafür mit dummer Ampelkarte.

Bertone: 3.5. Viele Unsicherheiten und Fehlpässe auch in der ersten Halbzeit. Konnte sich immerhin im Laufe des Spiels etwas reinbeissen. Gegen GC wird er wohl für Costanzo spielen und muss mehr zeigen.

Zarate: 3. Schlechtester Offensivmann. Hatte kaum eine gute Aktion im Spiel. Aussenristflanke mit dem linken Fuss sinnbildlich. Ein Profi sollte den Ball auch mit dem schlechteren Fuss irgendwie in den Strafraum schlagen können oder müsste es immerhin probieren.

Martinez: 4.5. Bester und aktivster Berner. Gute Ideen, schnelles Spiel und Mut zum Abschluss. Muss vor dem Pausenpfiff das 1:2 erzielen.

Steffen: 3.5. Erhielt erneut das Vertrauen, versuchte erneut viel, es gelang ihm erneut beinahe nichts. Ich sehe lieber Nuzz von Beginn weg und Steffen als Joker, der nochmals Schwung ins Spiel bringen kann.

Frey: 4. Same as usual. Lief und arbeitete viel. War er jedoch am Ball und musste auch nur kurz überlegen was damit anzufangen wäre, verhaspelte er sich. Das Ballhalten und -abdecken klappte nicht wunschgemäss.

Forte: 4.5. Zeigte in der Offensive Mut zur Veränderung, untypisch für Uli. In der 1. Hz. ging dies auf. In der zweiten schaffte er es aber nicht, der Mannschaft die nötigen Impulse zu geben, um die kompakten Ostschweizer zu knacken. Für meinen Geschmack zu spät gewechselt.

Stimmen zum Spiel von RGS:

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