FC Thun – BSC YB 1:0

Wenn man Anfang Dezember bereits 31 Spiele in drei Wettbewerben bestritten hat, sind leichte Ermüdungserscheinungen keine Überraschungen. Wenn man dieses Pensum dann noch mit einem schmalen Kader und dem zweittiefsten Budget der Liga meistern muss, ist die Abnützung vorprogrammiert. Mit genau diesen Voraussetzungen ging der FC Thun ins Spiel gegen die Young Boys. Doch es waren nicht etwa die Thuner, die fehlerhaft und ohne Biss spielten, sondern YB. Obwohl Thun keine beeindruckende Leistung zeigte, waren die Stadtberner nie in der Lage, wirklichen Druck aufzubauen.

Symbolisch dafür war die Startphase. Beide Mannschaften erspielten sich gleich zu Beginn sehenswerte Chancen. Doch während Thun stets das Tor suchte, stellten sich Zarate und Nuzzolo auf der Gegenseite so ungeschickt an, dass ihre Aktionen jegliche Gefährlichkeit einbüssten. Das einzige Tor des Spiels war dann auch ein wenig sinnbildlich für das ganze Derby. Thun kombinierte nicht, sondern erzwang den Siegtreffer richtig. Spycher agierte bei der Abwehr unglücklich, er zeigte in Thun nicht seine beste Leistung. Wenig später folgte der nächste Tiefpunkt als sich Wölfli ohne Fremdeinwirkung an der Achillessehne verletzte. Noch ist ungewiss, wie lange er ausfällt. Doch auch ohne Wölfli im Tor braucht man sich um die Torhüterposition keine Sorgen zu machen. Mvogo kam direkt von der kalten Bank aufs Feld und zeigte eine starke Leistung. Viel mehr Ärger bereiteten die Feldspieler. Vom Zug nach vorne der letzten Spiele war nichts mehr zu sehen. Das YB-Mittelfeld musste viel Energie aufwenden, um verlorene Bälle zurück zu erobern und verhederte sich oft in der engmaschigen Thuner Abwehr.

In der zweiten Halbzeit schwanden zwar die Kräfte des Heimteams, erschreckenderweise konnte YB davon nicht profitieren. Gelbschwarz bestimmte zwar das Geschehen, doch Spielanteile schiessen keine Tore. Die Entschlossenheit aus dem Basel-Spiel war verschwunden. Statt wie gegen den FCB einfach mal abzudrücken, versuchte Kubo den Ball manchmal fast ins Tor zu tragen. Solche Situationen liessen den lautstarken Berner Anhang fast verzweifeln. Passend war auch der Pfostenschuss von Gerndt, der im Gegensatz zum Thuner Aluminiumtreffer nicht in einem Tor mündete. Es war keineswegs so, dass YB völlig unverdient verloren hat. Dafür trat der Favorit zu zögerlich auf. Doch mit einer besseren Chancenverwertung wäre ein 1:1 sicher möglich gewesen. Obwohl, das den Ansprüchen natürlich immer noch nicht genügt hätte.

Für die Schlussszene und ein bisschen Derby-Atmosphäre war Steffen verantwortlich, der Hediger rüde von den Beinen holte. Die rote Karte war verdient und Steffen, der bei Forte sowieso schon einen schweren Stand hat, dürfte wieder in der Versenkung verschwinden. Kann man das Foul von Steffen noch als dämlich taxieren, lässt sich Hedigers Reaktion nur noch als peinlich bezeichnen. Statt sich über den Sieg und die eigene Unversehrtheit zu freuen, startete er in bester Rumpelstilz-Manier einen persönlichen Rachefeldzug. Hediger, der seinen Fussballer-Lohn als Fitnesstrainer aufbessert, wollte laut Medienberichten noch der YB-Kabine einen Besuch abstatten. Die gelassene Reaktion von YB auf diese Trotz-Aktion war gehörte zu den wenigen positiven Punkten aus gelbschwarzer Sicht.

Noten:

Wölfli: 5

Glanzparade, unglückliches Gegentor und eine ärgerliche Verletzung. Gute Besserung!

 

Spycher: 4

Mitschuldig am Gegentor. Zeigte nicht sein bestes Spiel.

 

Von Bergen: 5

Gewohn solid. Könnte noch mehr Einfluss auf die Verteidigung nehmen.

 

Veskovac: 4

Viele Fehlpässe, ist manchmal ein Unsicherheitsfaktor

 

Sutter: 3,5

Hatte viele Ballverluste und liess sich zu oft übertölpeln.

 

Costanzo: 4,5

Zeigte eine gute erste Halbzeit. Nach der Pause verschwand er in der Versenkung.

 

Gajic: 4,5

Ruft wahrscheinlich noch nicht seine beste Leistung ab. Ein Hoffnungsträger für die Rückrunde.

 

Nuzzolo: 4

Wesentlich schlechter im Vergleich mit den letzten Spielen. Grosschance vergeben.

 

Frey: 3,5

War nach der Auswechslung gleich oft zu sehen, wie vorher.

 

Zarate: 4

Erarbeitete sich die beste Chance der 1. Halbzeit und vergab kläglich. Sonst wenig Zählbares.

 

Gerndt: 4,5

Ackerte und kämpfte und braucht wieder mal ein Tor.

 

Mvogo: 5,5

Kaltstart für den Ersatzgoalie. Hielt das Tor sauber und verströmte Sicherheit.

 

Kubo: 4

Zu kompliziert und zu umständlich. Hoffentlich findet er zur alten Leichtigkeit zurück.

 

Steffen: 4

Viel mehr als das Foul bleibt nicht haften.

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