Sportunion Neckarsulm – SSV Ulm 1846 5:4 n. P.

Beim Lesen des Titels dürften sich einige verwundert die Augen reiben. Den SSV Ulm kennt man als Fussballfan noch einigermassen, immerhin spielten sie vor gut zehn Jahren in der Bundesliga mit einem gewissen Martin Andermatt an der Linie. Mittlerweile sind die „Spatzen“ nach zwei Konkursen in der Regionalliga Südwest angekommen und streben in absehbarer Zeit nach dem Aufstieg in die 3. Bundesliga. Diese Saison wird dies allerdings noch nichts. Neckarsulm hingegen ist weniger bekannt. Die Sportunion spielt drei Klassen tiefer in der Landesliga, in der sie ihre Gruppe souverän anführt. Am 9. April 2013 trafen die beiden Mannschaften im Rahmen des wfv-Pokal-Halbfinals aufeinander. Dem Sieger des wfv-Pokals ist die Teilnahme in der 1. Runde des DFB-Pokals gewiss, was natürlich nicht nur die Kassen füllt, sondern für jeden Nicht-Bundesligisten eine Seltenheit darstellt. 

Fünf junge Männer machten sich also am Dienstagmorgen auf, um von Bern nach Neckarsulm zu reisen. Alle mit schwarz-weissen Ulmer Fanutensilien, genug Bier, ungesundem Essen und viel Zuversicht bepackt. Schon oft war man in Ulm gewesen oder mit den Spatzen an ein Auswärtsspiel gefahren, doch noch nie an einem Pokalspiel. Da lohnte es sich doch, auch mal frei zu nehmen oder die Uni mal Uni sein zu lassen.

Nach den ersten Schäumen auf dem Weg nach Karlsruhe ging es von dort weiter mit einer tramähnlichen S-Bahn (notabene ohne WC!) nach Heilbronn und dann nach Neckarsulm. Beim Sportplatz angekommen, gab es erstmals ein freudiges Wiedersehen mit den Ulmer Jungs und ein Bier in der Sportgaststätte. Danach gingen wir ins „Stadion“ rein. Und siehe da, kurz vor Spielbeginn lachte die Sonne über dem kleinen aber feinen Gästeblock. Von Stadion zu sprechen, wäre in der Tat vermessen, immerhin gab es eine kleine Betonrampe und auf der Gegenseite schien das ganze Dorf auf der Terrasse des Klubhauses, Platz gefunden zu haben.

Anpfiff.

Der SSV wurde seiner Favoritenrolle schnell gerecht. Massig Ballbesitz, viele gute Spielzüge, doch der letzte Zug zum Tor fehlte. Grosschancen konnten kaum raus gespielt werden und die Neckarsulmer waren mit ihren Konter stets gefährlich. Wir Berner kamen uns also sofort wie zu Hause vor.

Als der Bierbecher wieder voll und die (erste) Wurst gegessen war, war auch schon Wiederanpfiff. Nach der ersten torlosen Halbzeit, folgte die zweite torlose Halbzeit. Am Bild änderte sich dabei nicht viel. Ulm machte weiterhin das Spiel und die Sportunion versuchte mit Kampf, Wille und Einsatz kein Gegentor zu erhalten und lancierten ab und an einen gefährlichen Konter.

So war es also die Verlängerung, die die Entscheidung bringen musste. Oder auch nicht… Denn auch in den 30 Zusatzminuten änderte sich wenig bis gar nichts. Die Spatzen fast permanent in Ballbesitz, aber Zählbares schaute nichts heraus. Der Neckarsulmer Abwehrriegel hielt dich.

So kam es zum befürchteten Elfmeterschiessen. Plötzlich spielten die drei Ligen unterschied keine Rolle mehr. Holger Betz, der Ulmer Torwart, wurde nun lautstark aus dem Gästeblock angefeuert, doch bringen sollte es, wie wir uns das gewohnt sind, natürlich nichts. Neckarsulm verwandelte alle fünf Elfer, während ein Ulmer verschoss. Verdammt. Aber irgendwie fühlten wir Berner uns immer wie mehr wie zu Hause. Pokalniederlagen gegen Unterklassige, es scheint als können wir nie genug davon kriegen. Was wir schon lange vermutet haben, bewahrheitete sich nun also. YB und der SSV, das passt irgendwie.

Danach nahmen wir denselben Rückweg allerdings mit etwas hässigerem Bahnpersonal. So werde ich aber die Stunde nie vergessen, die wir zusammen am Bahnhofsteig stehend, in Eppingen verbrachten. Und das alles nur weil wir Bier tranken in diesem Tram/Zug. Zum Glück fuhr dann doch noch so ein Gefährt eine Stunde später und wir kamen mehr oder weniger wohlbehalten in Karlsruhe (und nein, das liegt nicht in Burkina Faso) an. Nachdem wir verifiziert hatten, dass alle Taxifahrer Millionäre sind, ging es auf dem kürzesten Weg ins Bett. An dieser Stelle grossen Dank an L. für die wunderbare Gastfreundschaft!

Fazit: Super Reise. Freudiges Wiedersehen. Scheiss Spiel. Als Berner fühlte man sich also rundum wohl.

Tags: Keine Tags

3 Antworten

Add a Comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.