BSC Young Boys – FC Basel 2:2

Hoarau herrlich zum 1:0 (Foto: Thomas Hodel)

Hoarau herrlich zum 1:0 (Foto: Thomas Hodel)

Das Stadion voll, die Ränge in ein gelbschwarzes Kleid gehüllt, die Mannschaft konzentriert, die Stimmung elektrisierend und die Erwartungen hoch – es war angerichtet für das Spitzenspiel der 27. Runde und die 31’120 Zuschauer, im ausverkauften Osternest Wankdorf sollten nicht enttäuscht werden. Es wurde ein Spiel mit herrlichen Toren, Spannung, Verzweiflung, Glückseeligkeit und der aufkommenden Gewissheit, dass sich dieses YB die Meisterschaft nicht mehr nehmen lassen will.

Mit dem Selbstverständnis eines Ligadominators legten die Gelbschwarzen gleich zu Beginn ein horrendes Tempo vor. Den Gästen aus Basel blieb dabei nichts anderes übrig, als sich hinten reinzustellen und zu hoffen, die Startphase unbeschadet zu überstehen. So waren es dann auch die Berner, die das Spiel bestimmten und zur ersten Chance kamen. Assalé, mustergültig vom bärenstarken Sanogo lanciert, konnte jedoch von Lacroix in letzter Sekunde entscheidend gestört werden. Zwar kam das Heimteam danach kaum zu zwingenden Abschlüssen, doch kannte der Ball in der ersten halben Stunde nur eine Platzhälfte: die vor dem Gehäuse des FC Basels.

Auch für das erste Ostergeschenk waren die Young Boys besorgt: Nuhu auf Assalé, dieser hoppelte allen davon bis zur Grundlinie, bediente im Zentrum Hoarau und AirFrance versenkte das Ei herrlich per Bicicletta zur verdienten Berner Führung. Der zehnte Saisontreffer des Franzosen war ein fantastischer Treffer der Marke «Tor des Jahres», dies vermochte auch Xhakas «Ostermontags-Schuss» nicht zu trüben und als der amtierende Meister kurz nach Wiederanpfiff, mit ihrer zweiten Möglichkeit, gleich auf 1:2 erhöhten, brachte dies das Heimteam keinesfalls aus der Spur. Zu souverän tritt YB in diesem Jahr auf. Es ist die Sicherheit der Unbesiegbaren – die Ruhe eines Meisters. Zudem kehrte im Zentrum Sekou Sanogo von seiner Sperre zurück und verlieh dem Mittelfeld eine Art chinesische oder in seinem Fall «Ivorische Mauer», an der die Stockers, Xhakas und Zuffis wie lästige Fliegen abprallten. Und im Sturm wirbelte erneut ein nicht zu bändigender Assalé, welcher auch für die Vorbereitung des Ausgleichtreffers durch Fassnacht besorgt war. Der Sonnyboy traf übrigens erstmals seit Oktober letzten Jahres wieder und stellte so das Endresultat auf 2:2.

Denn auch wenn hüben wie drüben der Ball an die Torumrandung prallte oder vom erneut starken YB Torhüter Marco Wölfli entschärft wurde, so blieb es beim letztlich verdienten Unentschieden. Nicht zuletzt auch weil der einst in der Super League so unterforderte Stocker lieber Von Bergen das Leder auflegte, als selber abzuschliessen oder auch den zweiten Matchball alleine vor Wölfli verstockerte.

Klar, nach gestern ist in der Meisterschaft noch nichts entschieden. Aber wer die Young Boys spielen sah, zweifelt kaum noch daran, dass sich diese Truppe unter der Leitung von Adi Hütter und seinem Team, die Schokolade noch aus dem Nest klauen lassen wird. Oder anders ausgedrückt: YB gewann ein unterhaltsames und spektakuläres Spiel gegen Basel 2:2 und machte einen weiteren Schritt auf seinem Weg, nach 32 Jahren den Titel zurück nach Bern zu holen.

Noten:

Wölfli 4,5 – War bei den beiden Gegentreffern chancenlos und rettete mit einer Glanzparade kurz vor Ende des Spiels den Bernern einen Punkt. War da, wann immer es ihn brauchte. Gute Abschläge, auch wenn er in der einen oder anderen Situation den Ball schneller wieder ins Spiel bringen dürfte.
Mbabu 4,5 – Offensiv gewohnt viel unterwegs und entsprechend viel lief über die rechte Seite. Defensiv solid mit wenigen «Stellungsfehler» bei Ballverlusten in der Vorwärtsbewegung, wie vor dem Gegentreffer zum 1:1.
Von Bergen 5 – Der Chef in der Verteidigung und das defensive Gewissen der Mannschaft. Vielleicht die eine oder andere Unsicherheit in der Spieleröffnung aber stets da, wenn es brennt. Bringt in dieser Saison eine unglaubliche Konstanz auf den Rasen!
Nuhu 4 – Erneut mit guter Spieleröffnung und magistralen Seitenwechseln. Gegen Ende etwas zu offensiv ausgerichtet, wodurch hinten Löcher entstanden.
Benito 5 – Eine weitere starke Partie des formstarken Benitos. Liess auf der linken Abwehrseite nichts zu und setzte sich offensiv immer wieder gut in Szene. Mit etwas mehr Gefühl im Fuss und Abschlussstärke, hätte er seine Leistung mit einem Treffer belohnt.
Sulejmani 4 – War defensiv zu sehr gefordert um offensiv Entscheidendes zu leisten. Hatte bei seinem Freistoss Pech, als sein abgelenkter Schuss knapp am Gehäuse von Vaclik vorbeischrammte.
Sanogo 6 – Bärenstark! Nicht vom Ball zu trennen und mit perfekten Pässen in die Tiefe!
Sow 4 – War immer anspielbar und hatte einige gute Momente in der Vorwärtsbewegung. Ging wohl leicht angeschlagen ins Spitzenspiel und liess die zuletzt konsequente Abwehrarbeit etwas vermissen. Doch dies wird im nächsten Spiel bereits wieder anders aussehen.
Fassnacht 4,5 – Endlich trifft er wieder. Traf er zunächst nur den Pfosten, jubelte er danach über seinen ersten Meisterschaftstreffer seit Oktober 2017. Viel unterwegs und gewohnt mannschaftsdienlich.
Assalé 5,5 – Man mag ihm die erste vergebene Chance zu Beginn des Spiels verzeihen: der ivorische Wirbelwind war auch gestern kaum zu stoppen und bereitete beide Treffer vor.
Hoarau 5 – Trotz Manndeckung liefen die meisten Angriffe über AirFrance. Gui liess sich auch vom tschechischen Rucksack nicht daran hindern, die Young Boys mit dem Tor des Jahres in Führung zu schiessen.
Ngamaleu für Sulejmani und Bertone für Assalé waren zu kurz im Spiel für eine Bewertung.

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