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BSC YB – FC Basel 1:1 (0:1)

Spitzenspiele nach europäischen Auftritten sind immer so eine Sache. Irgendwie ist es äusserst ungünstig, dass solch grossartige Spiele von möglicherweise kraftzehrenden internationalen Ausflügen tangiert werden müssen.

Nichtsdestotrotz war die Anfangsphase zwischen YB und Basel geprägt von Tempo und harten Zweikämpfen, welche in Spielen dieser beiden Teams immer eine Spur härter geführt werden. Schliesslich geht es auch darum zu zeigen, wer der Chef auf dem Platz ist. Und in den ersten Minuten zeigten beide Teams, wieso sie als die besten Mannschaften der Schweiz und Meisterschaftsfavoriten gehandelt werden: Es gab weder ein Abwarten noch ein Abtasten; schöne Kombinationen, schnelle Reaktionen, spielerische Lösungen und saubere Kämpfe um den Ball prägten die Anfangsphase – Fussballherz was willst du mehr!

Schnell schon schien der Berner Spielplan klar: Die Basler Verteidiger früh unter Druck setzen, hohes Pressing betreiben, zu Fehlern zwingen. Die Basler Antwort darauf: Das Mittelfeld ziemlich direkt überbrücken und mit Pässen in die Tiefe möglichst viele Berner überspielen. Dieses Rezept ging nach einem Ballverlust YBs tief in der Basler Hälfte auch ein erstes Mal perfekt auf. Janko verlor an der gegnerischen Grundlinie den Ball, fehlte auf seiner Position hinten rechts, was der Gast aus Basel mit drei schnellen Pässen erfolgreich ausnutzte. Ein hoher Ball auf den schnellen Bua, der nach einem der ganz wenigen Stellungsfehler Lustenbergers plötzlich sehr viel Rasen vor sich hatte, reichte, um einen ersten Eckball herauszuholen. Diesen konnte YB zwar relativ problemlos verteidigen, war danach aber unsortiert, sodass der zweite Ball, eine genaue Bua-Flanke, den Kopf Widmers fand. Dieser wurde elf Meter vor dem Tor viel zu wenig bewacht, sein Kopfball landete im Berner Tor.

Das schnelle Tor kam dem Game-Plan der Basler perfekt entgegen. Sie stellten sich hinten rein und verteidigten gegen teils kopflos anrennende Berner gut. So gut, dass Omlin im Gästetor in den ersten 45 Minuten keinen einzigen Ball abwehren musste. Doch auch sein Gegenüber war für den Rest der ersten Halbzeit quasi beschäftigungslos, wobei Rotblau dem zweiten Treffer näher war als Gelbschwarz dem Ausgleich.

Wenn sich eine Mannschaft so einigelt, wie es der FCB im ausverkauften Wankdorf getan hat, werden Räume eng und direkte Duelle unausweichlich. Diese Zweikämpfe wurden teils an der Grenze des Legalen geführt. Die Linie des dem Spitzenspiel würdigen Schiedsrichters Schärer liess beiden Teams viele Freiheiten, ohne dass dabei jemals die Gefahr aufkam, dass unfair gespielt würde. Die Basler Führung war zur Pause zwar nicht gestohlen, aber aus YB-Sicht äusserst ärgerlich und man durfte gespannt darauf sein, nach welchem Plan Gerry Seoane diesen Rückstand wettmachen wollte.

Er muss die korrekten Schlüsse gezogen und an den richtigen Schräubchen gedreht haben: Wie die Young Boys in Halbzeit zwei loslegten, war äusserst beeindruckend. Aktionen wurden nun konsequenter ausgespielt, die Abschlüsse früher und vehementer gesucht. Wichtig war, dass die beiden Aussenläufer etwas Offensiver werden durften und dadurch Bua und Zuffi, ihre direkten Gegenspieler, mehr Defensivarbeiten verrichten mussten. Ebenfalls einen wichtigen Anteil daran hatte der kurz vor der Pause eingewechselte Jean-Pierre Nsame, der Hoarau toll ergänzte.

Das Heimteam zog in der zweiten Hälfte ein tolles Powerplay auf, liess Ball und Gegner laufen. Die Basler kamen minutenweise nicht mehr aus der eigenen Hälfte raus, die YB-Schlinge zog sich sekündlich enger zu. Als Janko am gegnerischen Strafraum den Ball erkämpfte und eine scharfe Flanke in die Mitte spielen konnte, stand Nsame sträflich frei und traf herrlich direkt zum überfälligen Ausgleich.

Leider tat dieser Ausgleich dem Spiel eher keinen Gefallen. Das Heimteam, nach dem strapaziösen Auswärtsspiel in Portugal nicht mehr ganz frisch, gab sich eine schöpferische Pause, die den Baslern wieder etwas Luft zum Atmen gab. Wirklich gefährlich wurde es vor dem YB-Tor zwar nicht mehr, aber YB war selbst auch nicht mehr ganz so drückend wie vor dem Ausgleich.

Das sah auch der YB-Trainer so und wechselte mit Gaudino frische Impulse für die Schlussviertelstunde ein. In dieser hatte das Heimteam gleich drei Topchancen, um das Spiel zu entscheiden: Erst verpasste Fassnacht mit dem Kopf, dann traf Sörensen einen Ball nicht sauber und in der letzten Sekunde zirkelte Nsame eine Gaudino-Hereingabe um wenige Zentimeter um die falsche Seite des Pfostens. Obwohl man in der heimischen Meister schaft weiterhin ungeschlagen ist, endete das Spiel aus Berner Sicht mit einer leichten Enttäuschung.

Die Noten:

Von Ballmoos: 4,5, wenig geprüft, beim Gegentor machtlos

Lotomba: 5, stark wie er Stocker Mal für Mal (ur)alt aussehen lässt

Lustenberger: 5,5, unglaublich stark, kämpferisch top

Sörensen: 5, macht durch Antizipation und Stellungsspiel sehr viel sehr gut, seine ersten Pässe sind aber noch zu risikohaft

Janko: 4,5, verliert vor dem Gegentor den Ball, kämpft sich aber in die Partie und bereitet den Ausgleich stark vor

Ngamaleu: 4,75, der wohl beste Techniker der Schweizer Liga konnte seine Klasse nicht gewinnbringend einsetzen

Aebischer: 4,5, viele gute Szenen, taucht aber auch zu häufig ab

Sierro: 5, ein ganz starkes Spiel von ihm, aber noch mit einigen unnötigen Ballverlusten

Fassnacht: 4,5, fleissig, aber mit wenigen Szenen

Assalé: 4,5, probiert viel, kommt aber nur selten durch. Gute Besserung!

Hoarau: 5, hält viele Bälle, dirigiert und zeigt einmal mehr, wie wichtig er für YB ist

Nsame: 5,5, der Matchwinner, könnte am Schluss sogar den Sieg ins trockene bringen

Gaudino/Garcia: zu kurz für eine Note, beide aber mit guten Szenen

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