BSC YB – FC Basel 2:0

Brummender Schädel, pelzige Zunge, brennender Hals und flauer Magen… Nicht selten schwört sich der gemeine samstägliche Trinker beim sonntäglichen Aufwachen: Das will ich nie mehr erleben! Auch heute pocht’s mächtig im Oberstübchen und an feste Nahrung ist noch nicht zu denken, doch dieses Lächeln auf dem Gesicht und diese innere Zufriedenheit zeigt, dieser Kater ist anders!

Kein Wunder, schliesslich wurden die YB-Fans gestern Abend euphorisiert wie seit letztem August nicht mehr. Es war schon früh angerichtet für einen grossen Abend. Spitzenspiel, das Wetter passte, die letzten Tickets gingen über die analogen und digitalen Verkaufstheken, der Quartierplatz füllte sich früh und der Stadionspeaker meldete ausverkauft. So nahmen über 30’000 im Wankdorf Platz und eine biedere Eröffnungszeremonie mit einem etwas gar übermotivierten Claudius Schäfer später ging’s los. Anpfiff. Neue Saison. Neues Glück.

Auf den ersten Blick wurde klar, dass die Berner engagiert in die Partie starten wollten. Auf den zweiten Blick wurde aber auch klar, dass dies kein einfaches Unterfangen werden würde. Die Basler stand sehr solid, rückten in der Defensive konsequent raus und machten so die Räume eng. Zudem versuchten sie spielerisch das Heft in die Hand zu nehmen und hatten in der Folge leicht mehr Spielanteile. Dass dabei – ausser den von von Ballmoos abgewehrten Abschlüssen von Steffen und Lang – keine Torchancen resultierten, war der Verdienst der robusten und kampfbetonten Spielweise der Berner. Konsequent ging YB in die Zweikämpfe und scheute sich nicht, den Baslern auch mal auf den Fuss zu stehen. Gegen vorne war aber nicht wirklich an ein gepflegtes Aufbauspiel zu denken und so wurde mit langen Bällen versucht, Hoarau in Szene zu setzen, der die Bälle ablegen sollte. Doch wie auf der Gegenseite resultierten auch daraus kaum Torgefahr und wenn, dann war Vaclik kurz vor Ravet am Ball. Statt Chancen gab es der ersten Halbzeit viel harten und engagierten Kampf zu sehen in, in der beide Teams austeilten und auch einstecken mussten.

Die zweite Halbzeit wurde aus Berner Sicht mit einem langen Sanogo Ball so richtig lanciert. Perfekt kam er bei Adressat Ravet an, der flankte zur Mitte, wo Assalé den Ball direkt abnahm, aber leider nur das Aussennetz traf. Nun war die Berner Offensive in Schwung. Besonders schwungvoll vernaschte Ravet kurz darauf den Schulbuben Luca Zuffi und haute den Ball aus gut 20 Metern ins tiefe Eck. Das ausverkaufte Wankdorf explodierte! Und Torchancen gab es nach wie vor nur vor dem Basler Tor. Die überragenden Aussenverteidiger Mbabu und Benito hatten viel Zug nach vorne und eine Hereingabe des Erstgenannten führte kurz nach dem Führungstreffer zur nächsten grossen Chance, die Sulejmani aber mit seinem starken linken Fuss vergab, dies hätte der Doppelschlag sein müssen. Die Basler scheiterten weiterhin beim Versuch, sich auch nur eine Torchance herauszuarbeiten, dies obwohl sich YB nun deutlich zurückzog und Raphael Wicky mit einer Umstellung auf eine Dreierkette versuchte, mehr Mannen für die Offensive zu mobilisieren. Die schnellen Berner Aussenläufer nahmen den sich öffnenden Raum dankend an und versuchten weitere Torchancen für ihr Team einzuleiten. Und als die Berner nur noch durch einen Regelverstoss zu bremsen waren, gab es dafür den Freistoss, den Sulejmani in der 80. Minute wunderbar via Lattenunterkante in die Maschen haute. Das ausverkaufte Wankdorf explodierte ein zweites Mal! Ganz zum Schluss, man glaubt es kaum, kam der FCB tatsächlich noch zur Möglichkeit, den Anschlusstreffer zu erzielen. Langs strammer und gut platzierter Schuss streifte aber auf der falschen Seite des Pfostens vorbei. Dies dank dem Debütanten von Ballmoos, der sich mit einem Über-Reflex seinen ersten Shutout gleich selber sicherte. Der Sieg war eingetütet und die Nacht noch jung. Kein Wunder also, pocht der Kopf heute. Ein Pochen, das schöner nicht sein könnte.

Von Ballmoos: 6. Was für ein Einstand! Sicher, souverän, starke Reflexe und gute Abstösse (mit rechts).

Mbabu: 6. Ständiger Aktivposten nach vorne und hinten haute er alles raus was kam. Dazu einige sehenswerte Grätschen und die Höchstnote war perfekt.

Nuhu: 5. Machte seine Sache gut, wirkte aber jeweils zu Beginn der Halbzeiten sehr nervös.

Von Bergen: 5.5. Trocknete den hochgelobten van Wolfswinkel sowas von ab.

Benito: 5.5. Dank ihm entstand auch über die linke Seite viel Druck. Beindruckend war auch sein sicheres Passspiel.

Ravet: 5. Gefiel mir in der ersten Halbzeit bedingt. Der Führungstreffer war dagegen sensationell und stellte die Weichen auf Sieg.

Aebischer: 4.5. Rannte, ackerte, hielt seine Knochen hin. Viel Aufwand aber doch wenig Ertrag. War nach rund einer Stunde platt.

Sanogo: 5.5. Der Mann ist ein Fels und spielte einige gute Pässe nach vorne.

Sulejmani: 5. Holte mit seinem Tor Verpasstes nach. Denn er hätte schon viel früher das Skore erhöhen sollen. Sein inexistenter rechter Fuss zwingt ihn immer wieder zu etwas komischen Pässen, die auch mal den Adressaten nicht fanden.

Assalé: 4.5. Kein einfaches Spiel für ihn, hatte aber nach dem Seitenwechsel etwas mehr davon. Das Tor sparte er sich hoffentlich für Kiew auf.

Hoarau: 5. Der Turm ist zurück, konnte aber die Bälle in der ersten Halbzeit zu selten an seine Mitspieler bringen. Ansonsten eine mannschaftdienliche starke Leistung.

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