BSC YB – Borussia Mönchengladbach 1:3

Da war endlich wieder so ein Tag! Ein Tag, an dem wir YB-Fans Fingernägel kauend im Büro sitzen, die Uhr nur so vor sich hin schleicht und der Kaffeeautomat zu Höchstleistungen auflaufen muss. Ein Tag eines grossen Spiels also. Der Feierabend und das damit verbundene Einstimmen mit einigen Gerstensäften konnte kaum erwartet werden, wie der rege Aufmarsch auf dem Quartierplatz vor dem Spiel zeigte. Kein Vergleich mehr zum Heimspiel gegen Donezk als es für einen internationalen Auftritt erstaunlich geräumig war – und dies lag nicht nur an den in Scharen gekommen weissgekleideten Gladbachern. Die Championsleaguehymne scheint halt doch eine magnetische Anziehungskraft zu haben. Seit rund sechs Jahren wurde sie nicht mehr im Wankdorf gespielt, nun aber war es wieder soweit. Die Spieler waren auf dem Feld, die Einlaufkids schwenkten die riesige Sternenfahne und die Fans heizten ihrer Mannschaft ein erstes Mal ein.

Schon in den ersten Minuten zeigte der Bundesligist dem Superligisten, dass dieser kaum viel Zeit und Raum vorfinden wird. Die Gladbacher standen hoch, pressten früh und liessen den Bernern bei der Ballannahme keine Millisekunde Zeit. Es fiel auf, dass besonders das zentrale Mittelfeld mit Gajic und Bertone Mühe hatte mit dem Gegner. Trotzdem war es Sulejmani, der zu einem ersten etwas überhasteten Abschluss kam. Als sich kurze Zeit später Hazard erfolgreich gegen Angriffe von Rochat, Bertone und Lecjaks wehrte und den Ball auf den von Sutter vernachlässigten Raffael flankte, gingen die Deutschen in Führung. Zwar musste Raffael dafür noch eine halbe Runde um Sutter drehen und zwischen vielen YB-Beinen hindurch zielen, doch das hinderte den Ex-FCZler nicht daran, den Ball einzunetzen. Das wichtige Auswärtstor hatten die Fohlen damit schon erzielt, sehr zum Leidwesen von YB. Die Berner aber kamen nach dem Gegentreffer besser mit den Gladbachern zurecht. Einerseits nahm das gegnerische Pressing etwas ab, andererseits fand YB nun Wege, den Gegner in Verlegenheit zu bringen. Immer öfter kam der Ball in die Gefahrenzone vor Yann Sommer jedoch fehlten noch die letzte Zentimeter Präzision und die zweite Reihe versagte – übrigens in den ganzen 90 Minuten. Den besten Abschluss vor dem Pausenpfiff konnte Hoarau verzeichnen, doch sein Schuss zischte auf der falschen Seite des Pfostens durch. Und der Bundesligist? Der hatte noch einen gefährliche Torchance durch Hazard Weitschuss, ansonsten waren die Gladbacher aber oft zu ungenau, um sich weitere Torchancen zu erspielen.

Es war also wieder die zweite Halbzeit, die es richten musste. Und tatsächlich, YB kam nach der Pause gar noch besser ins Spiel, lief den Gegner sehr früh an und war nun klar die bessere Mannschaft auf dem Feld. So war es insbesondere die rechte Seite mit Sutter und Ravet, die die Deutschen nun vor Probleme stellte. Und als ebendieser Sutter ebendiesen Ravet lancierte, legte der Franzose den Ball so schön auf den Fuss von Sulejmani, dass dieser nur noch ins leere Tor einzuschieben brauchte. Jubel, Euphorie, Ekstase! Das Wankdorf bebte! Und YB pushte weiter, das Spiel ging nur in eine Richtung. Und es gab weitere Chancen, doch Hoarau köpfte aus bester Position erneut auf der falschen Seite des Pfostens durch. Die zu diesem Zeitpunkt glorreiche Stimmung versauten danach Hahn, Stindl und der Fähnlimann. Der eine traf, der andere assistierte und der dritte schlief. 1:2. Als wäre dies  nicht schon genug, klärte Vilotic kurz darauf viel zu passiv, stand Ravet viel zu offensiv, flankte Wendt viel zu präzise, war Raffael viel zu frei und Rochat viel zu unglücklich. 1:3. Nun war die Stimmung bei den Zuschauern endgültig im Keller. Nicht so aber auf dem Rasen, die Spieler liessen sich von der Tristesse auf den Rängen nicht beeindrucken und spielten weiter forsch nach vorne. Mit Zakaria kamen auch neue Ideen ins Spiel und tatsächlich hatte Vilotic nach einem Eckball das leere Tor vor sich, doch der Ball sprang an ihm vorbei, ohne die nötige Richtungsänderung. Das war’s dann auch.

YB verfehlte sein Ziel, dass im Rückspiel noch alles offen sein soll. Denn das ist es mit Sicherheit nicht. Die Leistung stimmte, die Einstellung ebenso. Es waren Nuancen, Pech und ein Fehlentscheid, die das Schicksal der Berner besiegelten. Gepaart mit einigen Fehlern in der Defensive, der Unterlegenheit im Zentrum und der Effizienz der Gladbacher wurde daraus diese bittere Niederlage. Das Positive: alles aus ist erst mit dem Schlusspfiff in Gladbach.

Mvogo: 5. Ihm kann nichts angekreidet werden. Eine schöne Parade, einige schöne Auswürfe. Machtlos bei den Gegentoren.

Sutter: 5. Starkes Spiel! Sah zwar beim ersten Gegentor unglücklich aus, danach der beste der vier Verteidiger defensiv wie auch offensiv.

Vilotic: 4. Defensiv erledigte er seine Arbeit ordentlich, die Spielauslösung allerdings bleibt bis auf ein, zwei Ausnahmen die Schwachstelle. Wie gegen Basel mit einer grossen Torchance.

Rochat: 3.5. Hatte öfter Mühe mit dem Tempo wie schon in Donezk. Internationales Niveau erreicht Alain scheinbar nur noch an guten Tagen.

Lecjaks: 4. Auf und ab innerhalb Minuten. Eigentlich ist es einfach: offensiv sehr wertvoll, defensiv immer anfällig und für Aussetzer gut.

Ravet: 4.5. Schöner Assist und auch sonst gute Rushes. Beim 3:1 pennte Ravet und stand viel zu weit vorne. Wirkte gegen Schluss sehr ausgepumpt.

Gajic: 3.5. Im Zentrum war der Ligenunterschied wohl am deutlichsten zu spüren. Gajic sich bei den Abschlüssen aus der zweiten Reihe wieder etwas mehr am Riemen reissen, er könnte es.

Bertone: 3.5. Konnte Sanogo nicht ersetzen, besonders in Halbzeit eins mitverantwortlich, dass wir im Mittelfeld den ominösen Zugriff nie wirklich hatten.

Sulejmani: 5.5. Torschütze und Aktivposten, hatte gute Ideen und die Flanken und Pässe kamen an.

Hoarau: 4. Enorme Präsenz in der Offensive, hielt und verteilte die Bälle. Aber er muss Tore schiessen! Ohne seine Treffer wird jedes Spiel per se schwieriger.

Kubo: 4. Sehr bemüht, doch fehlte es ihm an Durchsetzungsvermögen, so dass der schmächtige Japaner der robusten Fohlen-Verteidigung kaum etwas entgegenzusetzen hatte. Im Abschluss ohne Glück.

Frey: k.N. Kam für Kubo ohne Wirkung.

Zakaria: k.N. Kam für Gajic und fachte das YB-Spiel neu an. Einen fitten Zak können wir dringend gebrauchen.

Schick: k.N. Kam für Sulejmani zu seinem ersten YB-Einsatz.

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