BSC YB – FC Basel 4:3

Die Freude auf den gestrigen Knüller war bereits einige Stunden vor dem Anpfiff zu spüren. Im Breitenrain setzten sich die Fans in die üblich-verdächtigen Kneipen und stimmten sich aufs Spiel ein. An sich nichts Besonderes, allerdings war von Angst vor dem grossen FCB nichts zu spüren. Die letzten beiden Spiele taten zu Recht ihre Wirkung und das neue Spielsystem unter Adi Hütter stimmte die Fans optimistisch, ein frech und aggressiv auftretendes YB zu sehen.

Was sie dann in 94 Minuten im Wankdorf zu sehen bekamen, sprengte die Vorstellungskraft jedes Einzelnen. Hütter – der vor dem Spiel in der Presse sagte, dass er lieber 4:3 als 1:0 gewinne – musste im Zentrum auf Notnagel und Allrounder Rochat zurückgreifen, der mutigen und offensiven Ausrichtung seiner Mannschaft tat dies aber keinen Abbruch.

Der FC Basel trat mit der breiten Brust eines souveränen Leaders auf. In der Startviertelstunde hatte YB den Gästen dann auch nur wenig entgegenzusetzen, doch dieses Wenige hatte es in sich. Nach einem Freistoss der Basler in den YB-Sechzehner, befreite Rochat mit einem langen Ball, der in Richtung Sulejmani und Schuljunge Xhaka flog. Sulejmani hatte kein Mitleid mit dem armen Kleinen, verarschte ihn aufs Äusserste und nach der Flanke kam der Ball wieder zum Serben, der ihn zum 1:0 über die Linie haute. Ein erstes Mal fuhr dem Fan dieses ekstasische Gefühl durch den Körper, für das man ins Stadion fährt. Die Diskussion zwischen Schiri und seinem Assistenten dauerte zwar eine gefühlte YB-Viertelstunde, brachte aber keine Änderung am Entscheid. YB führte. In der Folge kamen beide Mannschaften zu Abschlüssen. YB mit Kubo, der das Aussennetz traf und Basel vor allem durch Standards. Ein solcher führte dann auch zum Ausgleich. Delgado schlug den Eckball, der via Suchy zu Embolo kam, 1:1. Die YB Verteidigung machte dabei einen schlechten Eindruck, Rochat stieg nicht ins Kopfballduell gegen Suchy und Lecjaks wandte sich einfach von Embolo ab. Die Partie blieb weiterhin auf einem sehr intensiven Niveau. Viele Zweikämpfe und ein hohes Laufpensum, doch die grossen Torchancen blieben auf beiden Seiten aus. Kurz vor der Pause folgte dann der zweite grosse Auftritt Sulejmanis am heutigen Abend. Mit der Brust nahm er einen langen Ball an, setzte sich gegen Aliji durch und traf das Leder aus gut 20 Metern optimal, diesmal zappelte es gar im Netz. Mit der Führung gings kurz darauf in die Pause, der Zeitpunkt von Sulejmanis zweitem Treffer hätte also kaum besser sein können.

Nach dem Seitenwechsel änderte sich nicht viel. Das Spiel blieb auf dem enorm hohen Intensitätslevel, grosse Tormöglichkeiten gab es vorerst nicht. Basel kam immer wieder durch Standards gefährlich vors YB Tor. Wenn man dem FCB so viele Eck- und Freistösse zugesteht, muss man diese besser verteidigen. Gegen vorne blieben die Berner aber weiterhin sehr aufsässig. So gelang Lecjaks nach einer guten Stunde ein Ballgewinn gegen Embolo, der Ball kam nach einem Seitenwechsel zu Steffen, dieser umtanzte Aliji und sein Pass zur Mitte netzte Gerndt mit der Hacke ein. Wahnsinn, YB führte 3:1 und das oben beschrieben ekstasische Gefühl überschwemmte den Körper des YB-Fans. Doch ein FC Basel ist damit noch nicht besiegt. Eine Viertelstunde vor Schluss markierte Suchy den Anschlusstreffer. Er wurde nach einem stehenden Ball im Strafraum vergessen, schon wieder ein Standardgegentor. YB reagierte aber auch auf den erneuten Anschlusstreffer. Ein langer Befreiungsschlag von Vilotic schien eine sichere Beute für Vaclik zu werden, doch Gerndt hatte da was dagegen. Entschlossen rannte er auf Ball und Torhüter zu, stieg zum Kopfball und kam tatsächlich an den Ball. Dieser kullerte Richtung Tor und Hoegh kam immer näher aber nicht nahe genug. 4:2! Gerndt musste nach dem Duell mit Vaclik raus, damit steht er so symbolisch für das YB unter Adi Hütter wie sonst keiner. Unglaubliches Laufpensum, Entschlossenheit, Wille dahin zu gehen, wo es weh tut und die Chancen nutzen. Doch auch jetzt war Basel noch nicht geschlagen. Kurz vor Schluss sah Lecjaks die Ampelkarte. Den folgenden Freistoss von Zuffi klärte Mvogo brillant! Die Zweitore-Führung hatte trotz dieser Parade nur noch kurz bestand. Der eingewechselte Janko wurde von Zuffi wunderbar angespielt, Vilotic stand zu weit weg und der Österreicher vollzog, wie es sich für einen Topstürmer gehört. Nun war zum ersten Mal heute Abend im Stadion Angst zu spüren. Anstatt eines vorwärtspeitschenden „Hopp YB“ kehrte Stille ein im Wankdorf, die sich nach einem letzten Freistosspfiff Klossners geradezu in Starre verwandelte. Mvogo stellte vier Mann in die Mauer, Xhaka nahm Anlauf, der Ball kam aufs Tor und Mvogo wehrte das Ding ab! Schluss, Aus, YB siegte in einem fesselnden Spiel 4:3. Die zweite rote Karte des Spiels war nach dem Schlusspfiff noch das Sahnehäubchen auf das Spiel. Ein an Lächerlichkeit kaum zu überbietendes Würstchen verliess unter lauten Pfiffen den Platz… Das geilste Team der Welt unter tosendem Applaus!

Seit Adi Hütter das Zepter übernommen hat, tritt eine komplett andere Mannschaft auf. Die Laufintensität ist klar höher, die letzten Meter werden konsequent gegangen und die Chancen genutzt. Ausserdem war eindrücklich, wie YB den Baslern auf die Socken stand. Die FCB-Spieler hatten bestimmt schon lange nicht mehr so viele blaue Flecken wie heute. Ohne diese Aggressivität ist der FC Basel kaum zu besiegen. Einziges Manko bei YB waren die auffälligen Schwächen bei Standards in der Verteidigung. Sicherlich schlägt Basel die besten ruhenden Bälle der gesamten Liga, trotzdem müssen die Berner hier an ihrem Abwehrverhalten arbeiten. Doch erstmal dürfen sie und auch wir einfach nur geniessen. YB macht seit drei Spielen wieder richtig Freude. Mit einer solchen Spielweise werden sich in Zukunft sicherlich wieder öfters über 20‘000 Zuschauer im Wankdorf einfinden und es wird noch einige hochemotionale Abende wie gestern geben. HOPP YB!

Die Noten

Mvogo: 6. No comment! Eifach nume Merci, Yvon!

Hadergjonaj: 5. Assist zum 2:1, lief viel und fightet. Gutes Spiel.!

Vilotic: 5. „Assist“ zum 4:2 und solide defensive Arbeit. Beim letzten Tor nicht nahe genug bei Janko.

von Bergen: 5.5. Viele viele gewonnen Zweikämpfe. Führt die Mannschaft auf und neben dem Platz. Ein Chef, wie wir ihn schon lange nicht mehr hatten bei YB.

Lecjaks: 4. Sieht bei den ersten beiden Gegentreffern nicht gut aus, dazu gelb-rot. Dank vielen Balleroberungen (u.a. von dem 3:1) trotzdem wichtig heute.

Steffen: 5.5. Lief, ackerte und ärgerte die Basler immer wieder. Tolle Vorarbeit des 3:1. Tipp: Das nächste Mal nach dem Abpfiff einfach den Sieg geniessen.

Zakaria: 5. Der Junge bewies sich auch gegen Basel, konnte meistens entgegenhalten.

Rochat: 5. Ein Raunen ging durch die Reihen als sein Name bei der Mannschaftsaufstellung ausgerufen wurde. Er strafte die Kritiker – bis auf das Kopfballduell vor dem 1:1 – lügen. Gutes Spiel von Rochat.

Sulejmani: 6. Brauchte Zeit, bekam Zeit und zeigt nun, war er drauf hat. Sackstarker Auftritt und ein herrlicher Doppelpack.

Gerndt: 6. Zweiter Doppelpack innert weniger Tagen. Enormes Laufpensum, absoluter Vorbildkämpfer, passt perfekt in Hütters Spielsystem.

Kubo: 4.5. Etwas glücklos in seinen Aktionen, seine Bemühungen waren aber klar ersichtlich.

Gajic, Nuzzolo, Sutter: k. N.: Wurden eingewechselt.

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