Champions League Finale 2013

Gastautor Vögtu verfasste einen kleinen Bericht zum Champions League Finale in Wembley. Endlich durfte er sich mit seinen Bayern über den Henkelpott freuen.

Football is coming hoam

Bloss kein innerdeutsches Finale, bloss nicht gegen Dortmund. Meine innigste Hoffnung zerplatzte leider so wie die Meisterhoffnung von Schalke anno 2001, als Anderssons Patrick einen unmöglichen Freistoss in die Maschen donnerte.  Eine erneute Finalniederlage, ausgerechnet gegen Dortmund, das alle gefühlten 37 Jahre zufällig ein europäisches Finale spielen darf, würde eine grandiose Saison einfach zunichte machen. Alle Rekorde für die Katz, alle Siege wertlos. Meister? Wen interessierts. Das Pokalfinale eine Woche später? Völlig unwichtig und ein Sieg kein Trost. Ja, dieses Finale in Wembley würde eines der wichtigsten der Vereinsgeschichte sein.

Immerhin musste ich mir um die Reiseplanung keine Sorgen mehr machen. Am Tag nach dem 4-0 gegen Barzelona wurde der Trip eingetütet. Arrogant wie nume öppis, so wie wir Bayern halt sind. Mit dem Zug sollte es via Paris nach London gehen und mit dem Flieger zurück in die Partystadt München ­­– und zwar nach einer durchzechten Nacht am Sonntag morgen um sieben Uhr. Die gewählte Variante sorgte nicht unbedingt für eine geringere Nervosität. Wie sollte man bei einer Niederlage die Nacht durchbringen? Und erst die mühselige Rückfahrt von München überstehen? Die Gedanken kreisten während Wochen nur noch um dieses Spiel. Die Angst vor einer Niederlage wurde immer grösser…

Die Reisen zu den Auswärtsspielen in Barcelona, Dortmund (!!) und Gladbach wurden noch im Vorbeigehen mitgenommen. Besonders das Spiel beim künftigen Gegner war ganz schlimm zu überstehen. Deshalb widmete ich mich auf dieser Tour in erhöhtem Masse den Hopfenkaltschalen, so dass die Zeit zumindest rückwirkend gesehen a bissl schneller vorbeiging.

Schliesslich war es dann doch so weit. Tag der Abreise. Ich kam mir vor, wie eine junge Frau vor dem ersten Date. Was sollte ich anziehen? Was muss ich unbedingt einpacken? Was darf ich keinesfalls vergessen? Ich entschied mich fürs absolute Minimum. Alles was zu viel ist, geht eh nur verloren. Nochmal ein paar Stunden zur Arbeit und dann zum Bahnhof auf den Trääää a Grawitess – bewaffnet mit ordentlich Bölkstoff. Die Reise wurde entsprechend kurzweilig und schon bald hiess es Umsteigen in Frankreichs Metropole. Problemlos fanden wir den Nordbahnhof und liessen das Sicherheitsgedöns über uns ergehen. Im überfüllten Örostar unterquerten wir den ollen Kanal und kamen pünktlich am Freitag Abend in diesem London an.

Überraschenderweise konnte ich gut einschlafen. Die Nervosität kam am nächsten Tag früh genug zurück. Die Schwarzgelben wurden in der Stadt so gut es ging gemieden und stattdessen die Stimmung in der Finalstadt mit guten Freunden eingesogen. Eintrinken war natürlich Pflicht, aber ab 16 Uhr ging gar nichts mehr bei mir. Ich wollte nur noch zum Stadion und auf den Anpfiff warten. Obwohl sämtliche Beteiligten inklusive Fernsehstationen, Printmedien etc. die letzten Wochen komplett durchdrehten, und die Uefa eine oberdämliche „Choreo“ vor dem Kick organisierte, ist selbst ein so grosses Spiel nix anderes als zwei mal 45 Minuten Fussball und dann weisste Bescheid. Das Spiel hat jeder gesehen. Rote Karten hin, Dortmunter Torchancen  her: Wir haben den Pott geholt.

Der Jubel im Block hätte beim 2-1 von Robben nicht grösser sein können. Alle fielen übereinander her und holten sich wohl diverse rote (nicht blaue) Flecken. Bis zwei Stunden nach Schlusspfiff blieben wir im Stadion und liessen die Jungs auf dem Rasen und uns selbst hochleben. Danach zogen wir weiter ins Pub „Thirsty Eddies“, bis dieses schloss bzw. keinen Alkohol mehr zu verkaufen hatte. Kurz beim Off-Licence gegenüber mit ein paar Dosen eingedeckt und den nächstbesten Nachtbus geentert. Auf dem Oberdeck nur Bayernfans, die sich singenderweise durch das nächtliche London kutschieren liessen.

Irgendwann wurde es vier oder fünf Uhr. Ein Rikschafahrer fuhr uns durchs kalte London (ich hatte die Jacke verloren). Ab auf den Flieger Richtung München. Wie ihr alle wisst, wird Sonntags um 11 Uhr immer der Doppelpass aufgezeichnet. Pünktlich gelandet stürmten wir das Kempinski und stürzten uns wieder ins Bier… Irgendwann wurde es Abend und ich schlief beim Basketball-Spiel in der Rudi-Sedlmayer-Halle ein. Das flaue Gefühl im Magen wurde durch das Hochgefühl im Herzen gewaltigstens überstimmt. Wir sind die Champions von Europa. Wir haben den Henkelpott. München regiert.

Tags: Keine Tags

Eine Antwort

Schreibe einen Kommentar zu lugi Antworten abbrechen

Your email address will not be published. Required fields are marked *

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.