FC Thun – BSC YB 2:1

Matchbericht von Jänu

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Es ist Donnerstag kurz nach dem Mittagessen. Noch immer ringe ich mit der Entscheidung, ob ich das heutige Klassentreffen wieder absagen soll, um mit YB in die Berge zu fahren. Jeder gelesenen Forumseintrag, jede gedruckter Matchvorschau im hiesigen Blätterwald und jedesgeschriebene Mail an Pele über YB machte mir die Sache einfacher.

Früh genug war ich also bei der ARENA in Thun, nach wie vor ein potthässliches Ding in meinen Augen. Aber dies nur am Rande, denn heute geht es um Fussball, um unser YB, ums Derby! Aufgeregt wurde der letzte (nicht der erste) Schaum getrunken und ab ging es ins Stadion. Die Spieler wurden mit viel Beifall und einer kleinen aber feinen Pyroshow begrüsst. Der Speaker forderte sofort zu „intelligenterer Unterstützung auf… Aber fehlte da nicht einer bei den Gelbschwarzen? Und was soll diese Nummer 13 auf dem Feld? Spycher wurde als verletzt gemeldet, Zverotic der logische Ersatz. Wenn das nur gut geht…

Mit den ersten 20 Minuten konnte man als YB Fan zufrieden sein. Die Mannschaft fand gut ins Spiel, die ersten Pässe kamen an und erste Chancen wurden auch schon vergeben. So waren es erst Nuzzolo und Raimondi, dann Bobadilla, die scheiterten. Aber auch Thun hielt gut mit, hatte ebenfalls Chancen (besonders Reinmanns Kopfball, den Wölfli mit einem Blitzreflex parierte) und stand sehr gut im Mittelfeld, so dass für die Stadt Berner die Räume immer enger wurden. Fazit nach der ersten Halbzeit, Thun knapp feldüberlegen aber auch YB mit guten Spielzügen. Es waren sicher nicht die besten 45 Minuten der Saison dafür auch nicht die schlechtesten. Ich war auf jeden Fall sehr positiv eingestellt für die 2. Halbzeit.

Wieder wurden einige Bengalos beim Einlauf der Spieler gezündet, Flutlichtspiele sind halt schon toll. Auch wenn der Speaker erneut der Meinung war, dass „intelligentere Unterstützung“ besser wäre. Das Feuer übertrug sich auf den Rasen. So ging die zweite Halbzeit los mit einem Sturmlauf. Schon zwei Minuten nach Wiederanpfiff krachte das Leder an die Latte. Spielfreude, Spielwitz und Tempo waren die Elemente, die den Gegner total überforderten. Der Gegner, das waren die Gelbschwarzen, unsere Gelbschwarzen… Die Heimfans in der ARENA hatten grosse Freude an ihrem Team. Unsere Zuversicht hingegen schwand, aber die Hoffnung stirbt (auch resp. besonders bei YB) bekanntlich zuletzt. Dies dachte sich wohl auch Nuzzolo. Der eingewechselte Frey erkämpfte (!) sich den Ball, Boba deckte das Spielgerät wunderbar ab und leitete weiter zu Nuzz. Dieser brauchte „nur“ noch einzuschieben. 0:1, Torjubel in der YB-Kurve, völlig entgegen dem Spielverlauf aber das interessierte nun wirklich keine Sau. Nun sind wir eigentlich an diesem Zeitpunkt eines Spiels angelangt, an dem jeder auf dem Platz Vollgas geben muss. Die berühmten 110%. Man führt glücklich 1:0, Derby, Anschluss an die Tabellenspitze bewahren, Sieg. Also mehr als genug Gründe um jetzt einen Gang höher zu schalten und das Spiel in die Hand zu nehmen. Das dachten wir zumindest in der Kurve. Auf dem Rasen jedoch sah das anders aus. Nichts war es mit einer Steigerung, es war schlicht katastrophal. Die Konsequenz lautete, Marco Schneuwly mit einem weiten Pass auf Anatole (wo war Sutter?), Nef der mehr Statist als Gegenspieler war und schon stand es 1:1. Aber nun müsste es wirklich jedem auf dem Feld klar sein, dass es Kampf und Wille braucht um hier drei Punkte mitzunehmen. Spätestens jetzt und wirklich jedem! Doch von einer Reaktion keine Spur. Und so kam es, wie es kommen musste. 2:1 durch Salamand. Zuvor lag ein Thuner am Boden und die Oberländer spedierten den Ball ins Aus, damit ihr Mitspieler gepflegt werden kann. Dem Fairplay verpflichtet, spielte YB den Ball wieder den Roten zu und zwar dem Torwart. Dann ging es schnell: Die ganze linke Seite von YB pennte total und wurde schlicht überfahren, als wäre man nach dieser Rückgabe einfach noch nicht bereit ins Spiel einzugreifen. Die letzten zwei Szenen sind sinnbildlich für das ganze Spiel der Young Boys. Eckball, kurz ausgeführt, vertändelt. Einwurf auf Höhe Elfmeterpunkt der Thuner, Fouleinwurf. Und das in der Nachspielzeit. Da fehlen einem echt die Worte…

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die 1. Halbzeit gar nicht mal so schlecht war. Trotzdem konnte YB nie das Spieldiktat übernehmen. Die zweite Halbzeit war wie Studer in der 89. Minute am letzten Sonntag.

Was mich besonders störte, war die Lustlosigkeit. Keine Freude, kein Feuer, einfach gar nichts. Es scheint so, als hätten einzelne Spieler keinen Spass Fussball zu spielen, geschweige denn so etwas wie Stolz für YB spielen zu dürfen. Auch kam es mir vor, als wären die Spieler negativ eingestellt im Kopf, kein Optimismus, kein Glauben an den Sieg, kein Wille auch ohne Ball rauf und runter zu laufen, Räume zu schaffen und Löcher aufzureissen. Das war schlicht und ergreifend eine verdammte Blamage gegen den Kantonsrivalen! Schämt euch!!

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, lautet ein bekanntes Sprichwort. Dieser Weg sieht im Moment für YB sehr sehr düster aus, denn von einem Willen sah ich gestern keine Spur.

Noten möchte ich keine verteilen, trotzdem ein paar Einzelkritiken:

Wölfli: Eigentlich gut, bei den Toren machtlos und einige starke Paraden. Aber die Abstösse, „Auskicks“ und Auswürfe… unter aller Sau.

Sutter: Beide Gegentore über seine Seite, positives gibt’s leider nicht zu berichten.

Nef/Ojala: Dieses Duo funktionierte einigermassen, lag sicher nicht an unseren IVs. Trotz Nefs katastrophalem Fehlpass in Halbzeit eins.

Raimondi: Das war nichts Mändu! Fehlpässe, kein Einsatzwille, nichts.

Schneuwly/Zverotic: Katastrophe! Auswechslung Schneuwlys völlig zu Recht! Mit diesem DM wäre es auch dem FC Allmendingen gelungen, das Mittelfeld zu dominieren.

Farnerud: Immerhin ein wenig bemüht, gelungen ist aber nichts. Ständig am rummotzen. Standards immer noch sehr schlecht.

Nuzz: Tor. Kam sonst noch 2-3-mal zum Abschluss. Leistung Meilenweit vom Basel Spiel entfernt

Zarate: Bester Mann in der 1. Halbzeit. Lief, kämpfte. In der 2. Halbzeit ein absoluter Totalausfall.

Boba: Ausser dem Assist gelang ihm nichts. Motzen, Hände verwerfen… Bringt nichts!

Frey (ab 66‘ für C. Schneuwly): Hatte grossen Anteil am 0:1, ansonsten sah man nichts.

Vitkieviez (ab 77‘ für Nuzzolo): Immerhin bemüht, war einer der wenigen die Einsatz zeigten.

Martinez (ab 86‘ für Zarate): Ein paar Minuten Spielpraxis. Mehr nicht.

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