Pele, das Orakel

Was war das für eine Hinrunde! Man ist sich in der Super League vieles gewohnt, aber ein solches Mass an Turbulenzen hat es wohl seit den glorreichen Zeiten von Kubilay Türkilmaz nicht mehr gegeben.

Wir gehen aber noch einen Schritt weiter und wagen bereits heute die Prognose auf das Ende der Saison. Lesen Sie, wer im Mai wo steht und warum:

 1. Zuerst wäre da der FC Basel. Obwohl die Bebbi wiederum nicht durch Spielkultur zu glänzen wussten, konnten sie sich auf Ihr Sturmduo Streller/Frei verlassen, die so ziemlich jedes knappe Spiel zu entscheiden wussten. Da spielte es auch keine Rolle, dass Wunderzwerg Shaqiri den Verein bereits in der Winterpause Richtung München verliess und der junge Xhaka im März seinen Wechsel zu Hamburg im kommenden Sommer bekannt gab. Dennoch werden die Basler mit Ihrer Saison nicht ganz zufrieden sein: Die Cupfinal-Niederlage im Wankdorf gegen den FC St. Gallen sowie die verweigerte Teilnahme an den Champions League Spielen gegen Bayern München wiegen schwer, und abgesehen von den noch ausstehenden finanziellen Entschädigungen aus Sitten und Muri wird hier auch kein weiteres Trostpflaster vergeben werden.

2. In Bern stand der Frühling ganz im Zeichen der Wiedergutmachung. Die Young Boys standen nach der enttäuschenden Hinrunde schwer in der Schuld und konnten zumindest teilweise die Gunst der Fans zurückgewinnen. Die positive Tendenz (in spielerischer Hinsicht) konnte konserviert werden und Dank des neuen Angreifers (N’Djeng von Esperance Tunis) wurden auch wieder Tore erzielt. Zwar schmerzte der Abgang Mayukas im Februar noch ein wenig, da aber neben N’Djeng sogar Nassim Ben Khalifa aufzublühen vermochte, steigerten sich die Gelb-Schwarzen deutlich. Zuhause wurde kein einziges Spiel verloren und auswärts sammelte man auch etliche Punkte, so dass man den FC Luzern in den letzten 4 Runden noch auf Rang 3 verdrängen konnte. Die Transferbombe platzte dann nach dem letzten Saisonspiel: Stolz verkündete Ilja Kaenzig den Zuzug von Mladen Petric auf die neue Saison hin. Hätte Benno O. in der anschliessenden Pressekonferenz nicht etwas von der vierten Phase schwadroniert – es wäre ein versöhnlicher Saisonschluss geworden.

3. Unter Murat Yakin erreichte der FC Luzern den beachtlichen 3. Rang. Den Abgang von Hakan Yakin versuchte man mit einer überraschenden Personalie zu ersetzen: Unter der Voraussetzung, nur am Sonntag eingesetzt zu werden, verpflichtete Walter Stierli Johann Vonlanthen! Dieser schlug auch gleich ein, erzielte in den ersten 3 Spielen stattliche 6 Tore. Stierli sprach bereits von einem Angriff auf die Tabellenspitze und die Fans der Leuchtenstädter wollten bereits wieder den „Bleck zom Tetel“ richten. Doch erstens kam es anders, und zweitens als man dachte: Der überraschende Tod von Uriella machte dem FCL nämlich einen dicken Strich durch die Rechnung. JvL zögerte keinen Moment, als ihn Icordo eines Morgens anrief und kündigte darauf hin umgehend bei Stierli sein Arbeitspapier. Seit dem 4. März amtet Vonlanthen nun bereits als Sprachrohr Gottes und leitet als solches die Geschicke von Fiat Lux.

4. Trotz turbulenter Rückrunde, konnte sich der FCZ noch auf Rang 4 vorkämpfen. Urs Fischer blieb fest im Sattel, auch als Fredy Bickel neuer Sportchef bei Hertha Berlin wurde und damit nicht mehr auf die kurzfristigen Abgänge von Leoni und auch Guatelli reagieren konnte. Zwar wurde der Zuzug von Davide Da Costa auf die neue Saison vermeldet, im Tor stand vorerst aber Ancillo Canepa welcher das Durcheinander clever nutzte und sich in der Winterpause eine Spielberechtigung verschaffte. Nach 3 Spielen wurde Canepa aber gesperrt: Er widersetzte sich dem generellen Rauch- und Pyroverbot im Letzigrund und wurde für den Rest der Saison gesperrt, nachdem er sich mehrmals weigerte, seine Pfeife vor dem Betreten des Spielfeldes auszuklopfen.

5. Nein, die versprochenen Aufstiegs-Autos haben die Grenats noch immer nicht erhalten. Ebenfalls warten die meisten Spieler auch im Juni noch auf Ihre April-Löhne. Aufgrund der Tatsache, dass beim Verband aber niemand mehr übrig war, der sich um die Situation bei Servette hätte kümmern können, durften die Genfer die Saison unbeschadet beenden und erreichten den starken fünften Rang. Für die kommende Saison hat Herr Pishyar die Qualifikation für die Champions League als Ziel herausposaunt – allerdings wird bezweifelt, ob die Grenats überhaupt noch in die neue Saison starten werden. Schliesslich hat der Schweizer Fussballverband reagiert und 20 neue Anwälte engagiert, um künftig schneller und gnadenloser durchgreifen zu können.

6. Nachdem Christian Schneuwly bereits im Januar zurück nach Bern beordert wurde, musste sich der FC Thun für die kommenden Aufgaben rüsten: Mit Mario Raimondi und Marco Schneuwly wechselten gleich zwei ausgemusterte YBler in DIE ARENA. Beide konnten sich auf Anhieb durchsetzen und waren wichtige Bestandteile des Projektes „Klassenerhalt“. Da sich dieses Ziel aufgrund juristischer Querelen in anderen Klubs bald einmal erledigt hatte, ging es in Thun nur noch um die goldene Ananas. Immerhin: die Ticketpreise wurden mittlerweile nach unten angepasst und Bernard Challandes leitet nun im Rahmen einer Resozialiserungsmassnahme nebenbei noch Entspannungskurse für aufbrausende Sportler.

7. Ciriaco Sforza schwärmte wie üblich von seiner tollen jungen GC-Truppe, die toll gekämpft hat, sich toll entwickelte und dank der tollen Verkäufe der tollen Spieler Zuber, Toko, Abrashi und Mustafi eine tolle Summe abstottern konnte. Weniger toll sind die Aussichten für die kommende Saison: Nach einem weniger tollen Saisonstart wird die weniger tolle Situation beklagt, seine tollen Spieler immer abgeben zu müssen. So könne keine tolle Konstanz gewährleistet werden, weswegen der tolle Ciriaco wohl zu einem tollen Deutschen Klub wechseln wird.

8. Auch nach der Entlassung von Martin Rueda, konnte sich Lausanne nicht an das Tempo in der Super League gewöhnen. Mit ganzen drei gewonnen Spielen in der Rückrunde war der sportliche Klassenerhalt utopisch – doch dank bereits erwähnten Querelen dürfen die Waadtländer auch in der kommenden Spielzeit Punkte liefern. Es sei denn, dem neuen Trainer gelingt der Umbruch im Sommer – dann wäre Turnaround möglich. Und gerade dafür ist Andy Egli ja eigentlich der richtige Mann.

9. Das Schlusslicht bildet – nicht ganz überraschend – Xamax Neuchâtel. Nach dem knapp verhinderten Konkurs war die neue Führung in Neuenburg erstmal damit beschäftigt, pünktlich auf das erste Rückrundenspiel ein 18-Mann-Kader zu stellen, da nicht weniger als 14 Spieler den Verein im Winter verliessen/verlassen musste. Mit den damit verbundenen Erlösen und diversen Zuwendungen aus der ganzen Schweiz, konnte der Spielbetrieb immerhin aufrecht erhalten werden. Die 50 abgezogenen Punkte waren aber eine zu grosse Hypothek – und so startet Xamax nächste Saison in der Challenge League. Immerhin.

(-) Das die Super League zum Ende der Saison 2011/12 nur noch 9 Teams aufweist, liegt natürlich am FC Sion. Dank Christian Constatin war der SFV bis und mit März aus dem Spielbetrieb der UEFA und FIFA ausgeschlossen. Weder Champions League noch Nationalmannschaftsspiele fanden statt – und es wurde April bis der SFV die Notbremse zog und den FC Sion aus dem Verband ausschloss. Sämtliche Spiele mit Sion-Beteiligung mussten zu Null gewertet werden, etliche Proteste seitens der Walliser wurden abgewiesen. „Null-Toleranz“ nannten die Verbandsspitze Ihren Plan und zogen diesen auch konsequent durch. Christian Constatin wurde seit Anfang Juni nicht mehr gesehen. Gerüchtehalber konnte man vernehmen, dass er zusammen mit Fredy Chassot und den verbleibenden 4 Spielern versucht, den FC Sion beim Französischen Fussballverband anzumelden.

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