Schiris ausschaffen?

Schiri ist nicht mehr der Jüngste. Seine Ambitionen sind zwar noch vorhanden, aber auch nicht mehr so intakt. Dennoch wird er immer hinter den Schiris stehen und berichtet über die Schiriszene, mal seriös, mal weniger.

Schiris ausschaffen

Die Diskussion um Fehlentscheide der Schiedsrichter nimmt kein Ende. Nun äussert sich eine neu gegründete politische Partei zur Problematik und hat eine einfache, klare Lösung: Ausschaffung aller Schiedsrichter, die einen matchentscheidenden Fehlentscheid treffen.

Die Argumentation der Schiedsrichter Weg Partei sieht wie folgt aus:

Mehr Sicherheit durch weniger schlechte Schiedsrichter:
Wer sich nicht an die Fussballregeln hält, muss die Schweiz verlassen!

Sicherung unserer Meisterschaft durch Senkung der Fehlentscheide:
Schiedsrichterfehlentscheide geschehen überdurchschnittlich oft! Dem muss ein Riegel geschoben werden!

Schutz der guten Schiedsrichter:
Anständige und gute Schiedsrichter sollen nicht länger unter schlechten Referees leiden!

Die Schiedsrichterkommission hat nun einen Gegenvorschlag ausgearbeitet, der genauer definiert, welche Fehlentscheide zur Ausschaffung führen und zusätzlich noch einen Artikel eingefügt, wonach Schiedsrichter besser integriert werden sollen.

Die SWP betont, wie wichtig eine Annahme der Initiative sei, Partei Chef Bruni Heiland-Tonner erklärt: „Die Initiative packt das Problem am Schopf und löst es durch restriktives Durchgreifen!“. Der Gegenvorschlag wird von Heiland-Tonner als „untauglich“ abgestempelt, „das ist linkes windelweiches Wischiwaschi-Zeugs, damit wird das Problem nicht gelöst“.

 Grosse Fussballerkarriere
Bruni selbst spielt übrigens auch Fussball, der Autor durfte den dynamischen Eidgenossen sogar schon als Spieler des FC Nationalrats bestaunen, wo er mit witzigen Sprüchen wie „ich bi Rächtsfuess“ oder „vom linke Flügel chöme nume Schissideene, diä traget nüt gschids zum Spiel bi“ überzeugte. Der Blondschopf sieht sich als „herte Büezer, der über rechts Dampf bringt!“ Partei-und Mannschaftskollege Borto Toniluzzi formuliert’s noch etwas plakativer: „Wir zeigen den Schiedsrichtern die rote Karte!“

Was passiert, wenn die Initiative abgelehnt wird? Die Reichen drohten bereits mit Auswanderung ins Steuerparadies Bulgarien! Ach nein, sorry! Falsche Initiative. Ehm, ja was passiert denn? Die Unterlegenen würden sicher zuerst mal Trost bei Lazio Rom suchen. Ach nein geht auch nicht mehr, es gibt ja so ein Bildli von di Canio, wie er mit einem Schwarzen auf einem Foto lacht, die sind auch nicht mehr was sie früher mal waren! Beweis

Schiris raus!

Nie mehr im Abseits stehen, wenn es ums Offside geht

Kategorie: Gelbschwarze Karte Autor: Biber

Schiri” ist ein junger und ambitionierter Schiedsrichter aus der Region. Er wird uns in regelmässigen Abständen Anekdoten aus der Welt der Regionalfussball-Schiris berichten und wird unklare Referee-Entscheidungen aus der grossen Fussball-Welt aufschlüsseln.

Im Fussballwissen eines Fussballfans sind meistens die Abseitsregeln in irgendeiner Gehirnschublade abgelegt. Dort weiss der Fan, dass es kein Offside ist, wenn der Spieler zwar im Abseits „steht“, der Ball aber vom Gegner kommt.

Aber: Wann kommt ein Ball vom Gegner? Es kann in den folgenden Beispielen ausgeschlossen werden, dass der verteidigende Spieler den Pass bewusst dem Gegner spielt; es muss also von Anfang an ein „Missgeschick“ vorausgesetzt werden. Folgende Beispiele sollen das Problem etwas ausleuchten:

– Der Verteidiger A will den im Strafraum aufspringenden Ball wegspielen, trifft ihn nicht richtig und der Ball landet beim im Offside stehenden Stürmer B.
Kein Offside, klassischer Fall von „Ball kommt vom Gegner“

– Erneut will A einen Pass des Gegners unterbinden und lenkt den Ball geringfügig ab. Er landet beim im Offside stehenden B.
Wie immer ist auch in dieser Situation die Stellung des Spielers B bei der Ballabgabe massgebend und nicht beim Abfälschen von A, somit Offside.

– A will wieder einen Pass unterbinden und lenkt den Ball entscheidend ab. Statt beim nicht Offside stehenden Angreifer C landet der Ball dadurch beim im Offside stehenden B.
Offside, denn Spieler B zieht aus seiner Position bei der Ballabgabe einen Vorteil. Die Absicht des Passes ist nicht massgebend.

– A versucht einen Freistoss weg zu köpfeln, trifft den Ball nicht wunschgemäss und er landet vor den Füssen des im Offside stehenden B. Speziell dabei ist, dass B bei der Ausführung des Freistosses noch nicht stand, im Zeitpunkt des Ablenkens aber eindeutig.
Jetzt erratet ihr es: Kein Offside, weil Spieler B bei der Ballabgabe seines Mitspielers nicht im Offside steht.

Weitere Fragen zum Offside? Die Kommentar-Funktion weiss zu helfen.

Schiri-Spezial

Kategorie: Gelbschwarze Karte Autor: Pele

Papi, heute hab ich es begriffen!

Ich hatte neulich eine dieser Sinnkrisen: im letzten Spiel verlorene Meisterschaften, verlorene Cupfinals, unsäglich traurige Niederlagen in internationalen Bewerben oder unfassbare Cupouts wie Wil auswärts oder Lausanne zu Hause. Diese ewigen Frustrationen, diese doofen “i has dr geng gseit diä schaffes nie!”-Sprüche von irgendwelchen Anti-Fussballern, denen YB’s Misserfolg eine gute Gelegenheit bietet, das eigene Unglück zu kaschieren und sich daran aufzugeilen, dass sie immerhin nicht dieses Loser-Gen von YB in sich tragen. Nichts hinderte mich aber daran, die Gelbschwarzen weiterhin zu YBen…

Dennoch begann ich, auf meinen Papi böse zu werden: Er war es, der mich, als ich zarte vier Jahre alt war, in dieses baufällige Wankdorf schleppte: Elf gelbschwarze Männlein standen auf dem Platz, ganz still und stumm. Ein paar Tausend treue Seelen schauen sich jeweils das Gekicke an, ich will eigentlich nur den Flusco-Drink und hoffte, dass YB gewinnt, weil mein Papi sonst immer so böse schimpfte und dabei rot in der Rübe wurde. Schiedsrichter, so werde ich belehrt, sind Leute, die selber nicht Fussball spielen können und sich dann in den Mittelpunkt drängen. Gegnerische Fans sind arme Leute, weil es für sie in Bern keinen Platz hatte. Das war damals moderne Erziehung… Lieder singen war irgendwie auch toll und als ich ein bisschen grösser wurde erlaubte mir Papi auch beim “UFTA” mitzumachen… So war es auch klar, dass ich nach Nyon fuhr, dass Locarno für ein NLB-Spiel nahe genug ist und auch ein Cupspiel in Vevey Sinn macht. Erfolgserlebnisse: Ein paar geile Siege (für mich unvergessen das 7:2 gegen Lausanne) und eine Aufstiegsfeier… Titel: Fehlanzeige…

Papi meinte immer: “Irgendwann wirst du es begreifen”, tönt wie eine Seifenoper, ist aber so. Er hat gut reden: Er wurde nicht paar Monate nach dem letzten Titel geboren und wartet seither, ohne zu wissen, was das bedeutet… Ich suchte meine Erlösung im deutschen Fussball und obwohl Rudis und Carstens wunderschöne blonden Haare und Ulfs Qualitäten als Skorer mich zum Leverkusen-Fan machten: Glücklicher wurde ich dadurch nicht.

Heute, ja heute bin ich froh, heute hab ich was gelernt. Dafür hat es sich alles gelohnt, dieser eine verdammte Sieg, die Aussicht auf fünf internationale Partien, die Hoffnung, dass der Funken in der Meisterschaft nun auch überspringt und vielleicht auch in die eine oder andere Cup-Partie… Vielleicht holen wir endlich einen Chübu… Auch ohne Chübu lässt sich sagen:

Papi, heute hab ich es begriffen!

Vorteil

Kategorie: Gelbschwarze Karte Autor: Pele

Schiri” ist ein junger und ambitionierter Schiedsrichter aus der Region. Er wird uns in regelmässigen Abständen Anekdoten aus der Welt der Regionalfussball-Schiris berichten und wird unklare Referee-Entscheidungen aus der grossen Fussball-Welt aufschlüsseln.

Regel 5 – Der Vorteil

Mittels zwei parallel ausgestreckten Armen zeigt der Schiedsrichter einen Vorteil an. Was viele nicht wissen: Er setzt hier eine Regel um, es ist nicht so, dass dies – wie oft schon gehört- einfach eine Erfindung der Referees ist. Schauen wir uns die Regel 5 also mal genauer an.

Auszüge aus der Regelbibel des Fussballs

Die Spielregeln schaffen die Voraussetzungen, dass ein Spiel mit möglichst wenigen Unterbrechungen abgewickelt werde kann. Der Schiedsrichter darf daher nur absichtliche Regelverstösse unter Beachtung der Vorteilbestimmung ahnden.

Der Schiedsrichter soll bei einem Regelverstoss das Spiel nicht unterbrechen, wenn er der Überzeugung ist, dass durch diese Unterbrechung der regelverstossenden Partei ein Vorteil erwachsen würde. Unter der Voraussetzung, dass der erwartete Vorteil nicht eingetreten ist, kann er auf die Vorteilsgewährung zurückkommen, solange der unmittelbare Spielvorgang andauert, das heisst so lange, bis ein Gegenspieler den Ball berührt, oder der Schiedsrichter das Spiel aus einem anderen Grund unterbricht.

Schmerzhaft erinnern sich einige YB-Fans an die Szene beim Spiel YB-Sion (1:0), als in der 89. Minute Hochstrasser auf das Tor loszieht. Der Unparteiische hatte das Spiel aber unterbrochen um -zurecht- einen Sion-Spieler zu verwarnen. Allerdings wäre es eben möglich gewesen, den Angriff laufen zu lassen und den Sion-Spieler erst beim nächsten Unterbruch zu verwarnen. Diese Szene wäre ein Paradebeispiel für die Vorteilsregel geworden.

Schwierige Aufgabe für den Ref

So einfach es in Bern aussah, so schwierig ist die Handhabung für unsere Gilde. Ein guter Vorteilsentscheid will gelernt sein und braucht vor allem starke Nerven und eine gute Prise Geduld: Wir Schiris sind angewiesen, rasch und sicher zu entscheiden, da kommt es zwischendurch vor, dass man sofort unterbrechen will, um das Spiel zu beruhigen. Sinnvoll wäre aber, kurz zuzuwarten und zu schauen, was passiert. Ein Meister dieses Fachs ist für mich Massimo Busacca, bei ihm kann man sehr schön beobachten, wie er bei Regelverstössen immer wieder einen Moment Geduld hat, was mit dem Ball passiert, bevor er dann einschreitet oder das Spiel weiterlaufen lässt.

Erfolge für Schiris
In Holland hat ein Schiedsrichter im Jahr 2007 für Verstimmung bei den Fans gesorgt. Beim Spiel Ajax Amsterdam gegen den PSV Eindhoven freute sich Schiri Eric Braamhaar beim letzten Ajax-Tor mit. Mit geballter Faust brachte der Unparteiische seine Freude zum Ausdruck. Für die Fans vom PSV Eindhoven war danach alles klar, die vermuteten, dass bei der 5:1 Niederlage eben kein Unparteiischer am Werk war, sondern eben ein Ajax Amsterdam Fan. Der Schiedsrichter äusserte sich nach dem Spiel folgendermassen zu den Vorwürfen: “Es war ein schöner Moment für mich. Ich hatte vor dem Ajax-Angriff ein Foul von PSV gesehen, liess aber Vorteil gelten. Dann ist es schön, wenn man sieht, dass so eine Entscheidung gut für das beim Foul benachteiligte Team ausgeht. Das war für mich mal richtiger Fussball.
Auch ich hatte gerade letzen Samstag eine ähnliche Szene, als ich im Mittelfeld Vorteil laufen lassen konnte. Der Spieler, der gefoult wurde blieb verletzt liegen, aus dem Angriff entstand das 1:0 für die Heimmannschaft. Als ich zurücklief Richtung verletzten Spieler reklamierte er bei mir, dass ich nicht gepfiffen habe und wie falsch dies doch ist! “Säg zersch mau merci, es het Gou gä!” Der Spieler entschuldigte und bedankte sich um dann das Tor zu feiern. Das sind so Szenen, daran erinnere ich mich wohl noch Jahre später daran.
Dem YB-Fan ist’s egal: Wird YB wegen einem Tor nicht Meister, hat er den Sündenbock gefunden. Dass Hochstrasser das Ding gemacht hätte, steht gar nicht in Frage, denn im Gegensatz zu Schiris machen die eigenen Spieler keine Fehler! Diese Art von Vorteil ist glücklicherweise noch nicht reglementiert…

Videobeweis – nicht alles Gold was glänzt!

Kategorie: Gelbschwarze Karte Autor: Pele

Schiri” ist ein junger und ambitionierter Schiedsrichter aus der Region. Er wird uns in regelmässigen Abständen Anekdoten aus der Welt der Regionalfussball-Schiris berichten und wird unklare Referee-Entscheidungen aus der grossen Fussball-Welt aufschlüsseln.

Nicht ganz unerwartet verstärken sich die Bedürfnisse der Fans, den Fussball mit einer weiteren technischen Unterstützung zu versehen und den Schiedsrichter stärker zu unterstützen. Denken wir zurück: früher war in der Mitte ein Mann in schwarz, der mit einer Trillerpfeife und zwei Linienrichtern mit Holzfahnen ohne Karten auf dem Platz rumrannte. Heute tragen die Schiris unterschiedlichste Farben, haben gelbe und rote Karten dabei, wenn ein Schiedsrichterassistent etwas sieht, ruft er es in ein Mikrofon, drückt auf der Fahne und der Schiri hört es und spürt es am Arm. Die Frage lautet nun: ist der Videobeweis ein sinnvolles Hilfsmittel?
Zuerst möchte ich mich vom Argument der Fussball-Romantiker (gleichzeitig Videobeweis-Gegner) distanzieren, wonach der Videobeweis böse ist, weil er ein 150 Jahre altes Regelwerk von Grund auf reformieren will oder das Fussballspiel gar zerstören könnte. Ich bin nicht gegen den Videobeweis, weil ich Neuerungen nicht befürworte. Obwohl das Fussballreglement als relativ starr betrachtet werden kann, hat dieses immer wieder einschneidende und sinnvolle Anpassungen gekannt, die von zeitgenössischen Standpunkten inspiriert waren. So wurden Ende des 19. Jahrhunderts Bäume und Sträucher von den Spielfeldern verbannt, weil der Rasenmäher erfunden wurde – oder Ende des 20. Jahrhunderts der Rückpass an den Torhüter verboten, weil diese Regel nicht mehr der aktuellen Spielphilosophie entsprach. Heute reden wir vom Aluminiumtreffer, während früher Tore aus Holz auf den Naturrasen gestellt wurden, als YB-Fans wisst ihr bestens, dass heute nicht mehr überall Gras gefressen wird.

Nur eine Regelkonstellation hat in der Geschichte des Fussballs eine konstante Ablehnung einer Regelanpassung gekannt: der Einbezug des Videobeweises. Dies liegt wohl vor allem daran, dass zur Einführung des Videobeweises gleich mehrere Regeln angepasst werden müssten, was wie schon eingangs angedeutet, bei den Nostalgikern des verantwortlichen FIFA-Regelboards nicht auf grosse Gegenliebe stösst.
Es stehen sich in der Debatte philosophische und ökonomische Betrachtungsweisen gegenüber. Auf der Höhe der Zeit stütze ich meine Meinung vor allem auf Effizienz-orientierte Kriterien und komme zum Schluss, dass die Effizienz der Schiedsrichter-Entscheidung (also ein 100% richtiger Entscheid) nur bei Torsituationen, nicht aber bei Tatsachenentscheiden im laufenden Spiel (Foul, Abseits etc.) gesichert werden kann. Daher spreche ich mich für einen Einbezug technischer Hilfsmittel ausschliesslich zur Beurteilung von Torsituationen (hat der Ball die Torlinie in vollem Umfang überschritten?) aus.
Die wichtigste Frage für mich ist: kann mit dem Videobeweis eine effiziente Beurteilung der Spielsituation erreicht werden? Also: kann jegliches Fehlerpotenzial der Beurteilung eliminiert werden?

Was die Beurteilung von Tor/nicht-Tor Situationen (hat der Ball die Torlinie mit vollem Umfang überschritten?) anbelangt, bin ich der Überzeugung, dass mit dem Videobeweis eine absolute Sicherheit erreicht werden kann. Die allerneusten grafischen Darstellungen wie 3D-Analysen erlauben eine sehr präzise Aufschlüsselung der Torsituation. Auch aus der philosophischen Position ist die Sicherheit der richtigen Anerkennung des Torerfolgs unbedingt nötig, schliesslich kann im Fussball eine einzelne Torsituation spielentscheidend sein. Obwohl das Spiel zur Beurteilung der Videobilder zweifelsohne ein paar Minuten lang unterbrochen würde, ist der Mehrwert des Videobeweises klar gegeben. Die verlorene Zeit kann am Ende der Halbzeit nachgespielt werden oder gestoppt werden. Zudem sind solche knappen Torsituationen auch im modernen Fussball nach wie vor selten. Dem Videobeweis zur Aufschlüsselung von umstrittenen Torsituationen ist also zuzustimmen.

Die Anwendung des Videobeweises wird jedoch über alle Tatsachenentscheidungen des Schiedsrichters gefordert, notabene wiederum über die spielentscheidenden Szenen wie Penaltysituationen, Abseitsentscheide und Unsportlichkeiten. Erlaubt die Anwendung des Videobeweises eine unfehlbare Beurteilung solcher Spielsituationen? NEIN. Trotz Einbezug der Videobilder wäre die Beurteilung dieser Spielszenen nach wie vor subjektiv. Team A und Team B nähmen bei der Entscheidungsfindung nach der Betrachtung der Videobilder zu Penaltyszenen oder Abseitssituationen mit hoher Wahrscheinlichkeit entgegen gesetzte Positionen ein, so dass letztendlich wiederum ein unabhängiger Schiedsrichter entscheiden müsste.

Nun kann man sich fragen, ob es sinnvoll ist, dem Schiedsrichter als alleinige Entscheidungsinstanz die Möglichkeit zu geben, zur sicheren Beurteilung einer Spielsituation die Videobilder zur Verfügung zu stellen? Folglich lägen dem Schiedsrichter die Videobilder aus allen möglichen Kamerawinkeln vor. Wiederum unter Berücksichtigung des Effizienzgedankens würde man aufgrund der Verfügbarkeit der Videobilder vom Schiedsrichter nun erwarten, einen unfehlbaren Entscheid zu treffen. Schliesslich ist es genau das, was mit dem Videobeweis erwirkt werden soll. Doch bei Tatsachenentscheiden wie Penaltysituationen und Abseitsentscheiden ist eine unfehlbare Entscheidung des Schiedsrichters trotz Videobilder nicht garantiert. Es besteht ein Restrisiko einer falschen Beurteilung. Schliesslich kommt es oft vor, dass eine Foulbeurteilung im Strafraum nicht von allen Kamerawinkeln den gleichen Schluss zulässt oder dass eine Abseitsentscheidung falsch ausfällt, wenn die Kamera nicht zentimetergenau auf der Abseitslinie installiert ist. Daher ist der Videobeweis für Tatsachenentscheidungen des Schiedsrichter aus meiner Sicht nicht anwendbar, weil er keine endgültige Sicherheit über die Entscheidung des Schiedsrichters zulässt, da die Spielsituationen trotz Videobilder interpretierbar bleiben (also anders als bei einem Tor/Nicht-Tor Entscheid).

Bester Beweis für die YB-Fans meiner Thesen sollte das Spitzenspiel gegen Basel sein. Es war faszinierend mit Baslern und Berner über zwei entscheidende Szenen des Spiels zu diskutieren: während viele Hauptstädter der Überzeugung sind, dass Streller nicht berührt wird, regen sich diverse Basler auf, dass Wölfli nicht rot sieht. Beim Tor zum 3:0 sind quasi alle Berner sicher, dass Offside gepfiffen werden sollte, die Basler aber finden, dass der Stürmer nicht eingreift. Klar, das sind Diskussionen mit gelb-schwarzen und rot-blauen Brillen, aber auch im Kreise meiner Schirikollegen wird kontrovers erörtert und richtig einig wird man sich nicht. Es sind diese klassischen Grauzonen-Entscheide, die schlicht in der Beurteilung des Schiris liegen. Was bringt ein Videobeweis in solchen Situationen? Nichts!

Last but not least zweifle ich an der Umsetzbarkeit in kleinen Stadien wie dem Communale, Brügglifeld oder auch einem Stadion wie dem Tourbillon, auch wenn ich wahrlich nicht aus dem technischen Bereich komme. Es kann aber nicht sein, dass Zürich, Basel oder YB einen Videobeweis haben und Bellinzona zu Hause darauf verzichten müsste.

Das Fussballreglement kennt nur 17 Regeln, insofern werden die Sachverhalte des Spiels relativ grob zusammengefasst. Eine dieser Regeln ist die Regel 10. Eigentlich wird in dieser Regel nicht viel geregelt, was nicht auch unter der Regel 9 “Ball in und aus dem Spiel” hätte geregelt werden können, wenn es nicht um den spielentscheidende Sachverhalt gehen würde, nämlich “Wie ein Tor erzielt wird”. Dem Torerfolg widmet das Regelwerk also eine eigene Regel. Dies verdeutlicht den Stellenwert des Torerfolgs in unserem Sport und ist somit mit Videos zu unterstützen.

Der Matchtag – Mehr Vorbereitungsaufwand als Spielzeit

Kategorie: Gelbschwarze Karte Autor: Pele

Schiri” ist ein junger und ambitionierter Schiedsrichter aus der Region. Er wird uns in regelmässigen Abständen Anekdoten aus der Welt der Regionalfussball-Schiris berichten und wird unklare Referee-Entscheidungen aus der grossen Fussball-Welt aufschlüsseln.

 Die Topvorbereitung vom Vortag hat genutzt: fit und munter stehe ich auf stürze mich in 200 Schichten Thermowäsche und in die Joggingschuhe um als erstes einfach mal eine Runde durch das Dorf zu drehen, Footing heisst das Fluchwort. Ich denke nicht, dass ich noch jemals einen Match pfeifen könnte, ohne am Morgen das verdammte 15-minütige Footing zu machen.
Back home gibt’s Kaffee, Brot und möglichst noch eine Banane, die mich dann zugleich noch an das Laufkonzept erinnern soll: Schiris sollten nämlich immer eine Banane laufen und zwar immer links vom Assistenten.
Danach kommt mein Horror vor dem Spiel und das einzige, was mich wirklich nervös macht: Tasche packen! Ich bin einer dieser Refs, der einfach immer etwas vergisst. In der vergangen Saison reiste ich nach Genf – ohne Fussballschuhe! In Dornach war ich ohne Uhr anwesend. In Basel fehlten mir mal die Stulpen und durchschnittlich in jedem zweiten Match muss ich auf frische Unterwäsche verzichten… und ja… jedes Mal denke ich: mach dir eine Liste mit den Dingern, die du brauchst. Dieses Projekt liegt seit sieben Jahren (also seit Beginn) brach. Nie mehr vergessen werde ich meine Linsen (ich habe ca. 100 Dioptrien Minus…), denn vor rund zwei Jahren musste ich mal einen Match mit Brille leiten. Die Herren auf dem Biz füllten 300 Seiten mit ihren schlechten Witzen!
Wenn ich dann doch alles habe werde ich als Nichtautofahrer meist komfortabel vor der Haustüre abgeholt und fahre mit den Assistenten zum Spiel. Am Spielort möglichst nicht negativ auffallen und mal dezent in die Garderobe, meist aber ist dies nicht möglich. Oft kommt der Smalltalk mit dem Platzwart, dem Trainer oder den Spielern, hier möglichst einen guten Eindruck hinterlassen: „You never get a second chance to make a first impression!“. Danach brauche ich fast immer meinen Kaffee am Spielort, rund 75 Minuten vor Beginn dann geht’s zum Umziehen.
Nun folgt das Administrative: Absprache mit den Betreuern der beiden Teams Administrative Besprechung mit den Betreuern, Kontrolle der Mannschaften (Passfoto, Ausrüstung) und danach das Kabinengespräch mit den Assistenten: dort wird angesprochen, welche Linie heute gefahren werden soll welche Foullinie gefahren werden soll, wie ich mit einzelnen Situationen umgehen und was ich dort dann von ihnen erwarte. Danach 20 Minuten Einlaufen mit den Assis und das Spiel kann beginnen. Die ganze Prozedur dauert übrigens rund 90 Minuten.
Schwer zu erraten, dass eine seriöse Vorbereitung also das A und O eines Schiris ist, wenn man bedenkt, dass sie am Spielort gleich lange dauert, wie das Spiel selbst. Vielleicht brauchen wir ja schon bald alles nicht mehr, schliesslich wird der Videobeweis immer lauter gefordert… Dies bereits der Steilpass zum nächsten Thema!

Matchvorbereitung – Beispiel anhand eines Trainingsspiels

Kategorie: Gelbschwarze Karte Autor: Pele

Schiri” ist ein junger und ambitionierter Schiedsrichter aus der Region. Er wird uns in regelmässigen Abständen Anekdoten aus der Welt der Regionalfussball-Schiris berichten und wird unklare Referee-Entscheidungen aus der grossen Fussball-Welt aufschlüsseln.

Das Erste was ihr von einem Schiri meistens seht ist sein Einlaufen vor dem Match mit den Assistenten und das Letzte sein Abgang in die Garderobe. Falls du interessiert bist, was ich dafür tue um in dieser Zeit einen möglichst guten Eindruck zu hinterlassen, kannst du jetzt weiterlesen.

Die Matchvorbereitung beginnt bei mir rund zwei bis vier Tage vor dem Match. Bei Meisterschaftsspielen weiss ich gut 15 Tage vorher, wann in welcher Funktion ich wo im Einsatz stehe. Bei Trainingsspielen wie morgen läuft das anders: Dienstag, 19. Januar, 17.00: Der Berner Schiriaufbieter ruft an und fragt, ob man am Samstag schon was vor hat. Da ich im Moment eh schon viel auf dem Buckel habe, antworte ich mit einem vorsichtigen „kommt drauf an“ um mal zu erfahren, wohin die Reise dieses Mal führen soll. „Dürrenast 2. Inter gägä 1. Liga Düdinge, i bruche no e Schiri!“. Schwer zu erraten, als 2. Liga Schiri hat man für sowas immer Zeit. Sofort die Zusage geben und schnell noch dem Kollegen absagen, dem man zum 1000. Mal versprochen hat, dass es diesen Samstag mal für ein Bierchen reicht. Solche Geschichten haben mich übrigens auch schon x-mal zum Single gemacht. Macht nichts: ich bin verheiratet mit Königin Fussball und wir lieben einander wirklich sehr.

Diese Woche habe ich immerhin nebst dem Beruf 13 Stunden Training, dazu noch am Ice-Cup als SRA die Herren Rossi und Taljeivic kennen gelernt und noch eine Massage bei meinem Masseurgott hinter mir. Das sind alles Sachen, die für mich zur Matchvorbereitung als Schiri gehören, selbstverständlich alles freiwillig! Ich könnte es mir einfacher machen. Ohne mein Umfeld, das mich unterstützt und ohne einen toleranten Arbeitgeber wäre das alles nie möglich (jetzt rede ich schon wie ein Fussballprofi)! Wenn man berücksichtigt, dass dies eine Trainingsspiel-Woche im Januar ist, kann man sich vorstellen, was im April, Mai und Juni abgeht… Zeitmanagement; dieses Wort wird uns Jungschiris seit Jahren eingeimpft, ist doch die Professionalisierung des Schiriwesens im Moment etwa so weit weg wie der Meistertitel für den FC Aarau. Zur Erinnerung: Alle Oberligaschiris haben neben dem Pfeifen beruflich nahezu ein Vollpensum zu absolvieren.

Drei Tage vor dem Spiel: Schiri, Telefon!
Die Assisenten anrufen Themen sind: welche Kleider werden getragen? Wer fährt? Wo ist der Treffpunkt? Wer nimmt die Fahnen mit? Wer nimmt drei gleiche Einlaufleibchen mit? Und sowieso: Wer bist du überhaupt? Manchmal fährt man mit wildfremden Leuten an ein Spiel, für das Spiel von morgen Samstag ist das immerhin nicht der Fall. Ich kenne beide SRA bestens.

Der Abend vor dem Spiel: Rot für meine Kochkünste!
Teigwaren essen
Heute hab ich mal wieder grauenhaft gekocht. Notiz an mich für die nächsten Spiele: Restaurant aufsuchen oder WG-Kollegen kochen lassen!

Im Internet die Tabelle, Mannschaftsfotos und Spielernamen anschauen
Heute bedeutet dies: mit Freude feststellen, dass die Martin-Fraktion bei Düdingen immer noch Weber und Lengen heisst! Wenn Lengen wüsste, dass ich dieser 9-jährige Junge war, der immer bei seiner Freundin Schuhe im Ehrismann Wabern kaufen wollte, um sie über ihn ausquetschen zu können…

Einem Kollegen anrufen
Irgendein Kollege hat diese Mannschaften immer schon mal gepfiffen und kann mir nützliche Infos geben: Welches System spielen die Teams? Wer ist der Schlüsselspieler für die Mannschaft, wer ist der Schlüsselspieler für den Schiri? Wie verhalten sich die Trainer? Gibt es irgendeine Spezialität?

Rapportmaterial vorbereiten, Spesenquittung vorbereiten
Administrationsarbeit, zwecks Rapportierung an SFV, wenn was „schlimmes“ passiert.
Kabinengespräch vorbereiten Dazu nächste Woche mehr

Früh ins Bett Darf man in einem Blog lügen?

Was alles am Tag des Spiels geschieht und wie es ausgegangen ist, bleibt bis nächste Woche mein Geheimnis. Ich geh jetzt schlafen!

Von Schiris, Senf und 5-Gängern

Kategorie: Gelbschwarze Karte Autor: Pele

“Schiri” ist ein junger und ambitionierter Schiedsrichter aus der Region. Er wird uns in regelmässigen Abständen Anekdoten aus der Welt der Regionalfussball-Schiris berichten und wird unklare Referee-Entscheidungen aus der grossen Fussball-Welt aufschlüsseln.

Als ich von Pele zum Bloggen auf dieser Seite angefragt wurde, war ich gleichzeitig geehrt und unsicher:
Darf ein Schiri sowas grundsätzlich überhaupt? Was soll ich bloss schreiben?

Meine Gedanken kamen grundlos zu Frau N.P. und der „Schnegge-Check“ bot sich an, ich entschied mich aber LJ dies zu überlassen und bin gespannt, ob er meinen Steilpass annimmt… (obwohl er in am Fanturnier immer wieder bewiesen hat, dass ihm die Ballkontrolle erhebliche Schwierigkeiten bereitet).
So belasse ich es für heute bei einigen kleinen Stories mit weniger Gehalt und werde dann versuchen in der Saison auf aktuelle Anlässe einzugehen. Jedenfalls ein „Danke“ an Pele für die Anfrage, es ist mir eine grosse Freude, hier ein wenig aus dem Leben eines Schiris plaudern zu dürfen.

Hier einige Gedanken:
Ein Einsatz in Romont bedeutet immer das grosse Bangen um die eigene Ausrüstung. Wenn man als Schiedsrichterassistent auf der Seite der Buvette im Einsatz steht, sollte der SRA 1 (Schiedsrichterassistent, d.red.) immer versuchen, den Schiri zu überzeugen, heute das gelbe Leibchen zu tragen. Es ist schlicht das einzige Leibchen, das man die ganze Saison senfverschmiert tragen kann. Das Publikum hinter dem Assistent ist so nahe am Geschehen, dass die Zuschauer beim „Wurst-in-den-Senf-Prozess“ gleich dem „Fähnlima“ eine Portion abgeben. Wenn Romont in Rückstand gerät, hat man sowieso den halben Fribourger-Senf-Vorrat am Dress… Diesbezüglich sind Matches in der Ostschweiz vorteilhaft…

Anders läuft es in Dornach: die Spiele dort sind zwar auch immer eher schwierig und sehr emotional (das letzte Mal zeigte der Schiri zehn gelbe und zwei rote unter den Augen von Uli Forte) , aber statt die Schiris während dem Spiel mit Essen zu bewerfen, servieren sie dem Trio an einem im Clubhaus reservierten Tisch einen unglaublichen 5-Gänger, egal wie das Spiel ausging. Da geht man gerne wieder hin!

Schön ist auch, wenn man in der Region Bern einen Platz betritt und es heisst: „ah super lue iz, du wieder mau, das freut mi iz, mau wieder e guete Schiri“. Nach einer Niederlage heisst’s dann: „Es isch jedes mau z gliche we du chunnsch huere gopfertammi!!!“. Ein Trainer von dieser Art (ca. 97% funktionieren so) hielt früher im Wankdorf übrigens den Kasten dicht und ich jubelte ihm dabei zu. Ich mag ihn eigentlich heute noch, aber ich glaube er wünscht sich, dass ich mich dort in einen See stürze, wo er am tiefsten ist… Das wäre übrigens noch einer fürs Donnerstags-Quiz .

Der geneigte Leser denkt sich jetzt, warum zum Teufel wird man denn eigentlich Schiri? Das kann‘s doch nicht sein, am Wochenende quer durch die Schweiz zu reisen, um ein paar Beleidigungen und ein paar Fränkli abzuholen?! Ich kann euch nur sagen, dass man es selber erleben muss, um genau nachvollziehen zu können, was der Reiz dieses HOBBYS ist. Als Schiri baust du dich an kleinen Freuden auf, man freut sich über ein „merci“ nach dem Spiel oder auf das Abklatschen mit den Kollegen in der Garderobe, nachdem ein Spiel gut über die Bühne ging. Oder die Gratiswurst (mit Senf!) am Fanclubturnier.

Ich liebe meine Herausforderung: 22 unterschiedliche Charaktere auf dem Platz, die beiden Trainercrews, Ersatzspieler, Zuschauer, Schiedsrichterinspizienten und je höher die Liga, kommt noch die Presse (in Bern sind ab der 2. Liga sind fast immer Journis dabei) : das gibt Zielkonflikte! Ausserdem können die zuvor genannten Komponenten eines Matches genau das, was ich heute mache, alle viel besser als ich und dennoch entscheiden sie sich, es nicht zu tun.

Sich innerhalb dieser Kontroversen zu bewegen (damit meine ich auch die rund 10 km Laufarbeit pro Spiel) und versuchen so gut wie möglich daraus herauszukommen, das finde ich spannend und das ist mein Antrieb, wenn ich mal wieder eine Diät mache oder am Mittwoch bei Minus 100 Grad nach dem Feierabend um 20.30 noch einen Lauf durch halb Zollikofen absolviere, weil ich ja konditionell noch fit sein sollte…

Und dann denk ich wieder an den 5-Gänger in Dornach, und meine Beine werden schneller.

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