Vorteil

Schiri“ ist ein junger und ambitionierter Schiedsrichter aus der Region. Er wird uns in regelmässigen Abständen Anekdoten aus der Welt der Regionalfussball-Schiris berichten und wird unklare Referee-Entscheidungen aus der grossen Fussball-Welt aufschlüsseln.

Regel 5 – Der Vorteil

Mittels zwei parallel ausgestreckten Armen zeigt der Schiedsrichter einen Vorteil an. Was viele nicht wissen: Er setzt hier eine Regel um, es ist nicht so, dass dies – wie oft schon gehört- einfach eine Erfindung der Referees ist. Schauen wir uns die Regel 5 also mal genauer an.

Auszüge aus der Regelbibel des Fussballs

Die Spielregeln schaffen die Voraussetzungen, dass ein Spiel mit möglichst wenigen Unterbrechungen abgewickelt werde kann. Der Schiedsrichter darf daher nur absichtliche Regelverstösse unter Beachtung der Vorteilbestimmung ahnden.

Der Schiedsrichter soll bei einem Regelverstoss das Spiel nicht unterbrechen, wenn er der Überzeugung ist, dass durch diese Unterbrechung der regelverstossenden Partei ein Vorteil erwachsen würde. Unter der Voraussetzung, dass der erwartete Vorteil nicht eingetreten ist, kann er auf die Vorteilsgewährung zurückkommen, solange der unmittelbare Spielvorgang andauert, das heisst so lange, bis ein Gegenspieler den Ball berührt, oder der Schiedsrichter das Spiel aus einem anderen Grund unterbricht.

Schmerzhaft erinnern sich einige YB-Fans an die Szene beim Spiel YB-Sion (1:0), als in der 89. Minute Hochstrasser auf das Tor loszieht. Der Unparteiische hatte das Spiel aber unterbrochen um -zurecht- einen Sion-Spieler zu verwarnen. Allerdings wäre es eben möglich gewesen, den Angriff laufen zu lassen und den Sion-Spieler erst beim nächsten Unterbruch zu verwarnen. Diese Szene wäre ein Paradebeispiel für die Vorteilsregel geworden.

Schwierige Aufgabe für den Ref

So einfach es in Bern aussah, so schwierig ist die Handhabung für unsere Gilde. Ein guter Vorteilsentscheid will gelernt sein und braucht vor allem starke Nerven und eine gute Prise Geduld: Wir Schiris sind angewiesen, rasch und sicher zu entscheiden, da kommt es zwischendurch vor, dass man sofort unterbrechen will, um das Spiel zu beruhigen. Sinnvoll wäre aber, kurz zuzuwarten und zu schauen, was passiert. Ein Meister dieses Fachs ist für mich Massimo Busacca, bei ihm kann man sehr schön beobachten, wie er bei Regelverstössen immer wieder einen Moment Geduld hat, was mit dem Ball passiert, bevor er dann einschreitet oder das Spiel weiterlaufen lässt.

Erfolge für Schiris
In Holland hat ein Schiedsrichter im Jahr 2007 für Verstimmung bei den Fans gesorgt. Beim Spiel Ajax Amsterdam gegen den PSV Eindhoven freute sich Schiri Eric Braamhaar beim letzten Ajax-Tor mit. Mit geballter Faust brachte der Unparteiische seine Freude zum Ausdruck. Für die Fans vom PSV Eindhoven war danach alles klar, die vermuteten, dass bei der 5:1 Niederlage eben kein Unparteiischer am Werk war, sondern eben ein Ajax Amsterdam Fan. Der Schiedsrichter äusserte sich nach dem Spiel folgendermassen zu den Vorwürfen: „Es war ein schöner Moment für mich. Ich hatte vor dem Ajax-Angriff ein Foul von PSV gesehen, liess aber Vorteil gelten. Dann ist es schön, wenn man sieht, dass so eine Entscheidung gut für das beim Foul benachteiligte Team ausgeht. Das war für mich mal richtiger Fussball.
Auch ich hatte gerade letzen Samstag eine ähnliche Szene, als ich im Mittelfeld Vorteil laufen lassen konnte. Der Spieler, der gefoult wurde blieb verletzt liegen, aus dem Angriff entstand das 1:0 für die Heimmannschaft. Als ich zurücklief Richtung verletzten Spieler reklamierte er bei mir, dass ich nicht gepfiffen habe und wie falsch dies doch ist! „Säg zersch mau merci, es het Gou gä!“ Der Spieler entschuldigte und bedankte sich um dann das Tor zu feiern. Das sind so Szenen, daran erinnere ich mich wohl noch Jahre später daran.
Dem YB-Fan ist’s egal: Wird YB wegen einem Tor nicht Meister, hat er den Sündenbock gefunden. Dass Hochstrasser das Ding gemacht hätte, steht gar nicht in Frage, denn im Gegensatz zu Schiris machen die eigenen Spieler keine Fehler! Diese Art von Vorteil ist glücklicherweise noch nicht reglementiert…

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