„ Schiri“ ist ein junger und ambitionierter Schiedsrichter aus der Region. Er wird uns in regelmässigen Abständen Anekdoten aus der Welt der Regionalfussball-Schiris berichten und wird unklare Referee-Entscheidungen aus der grossen Fussball-Welt aufschlüsseln.
Die Topvorbereitung vom Vortag hat genutzt: fit und munter stehe ich auf stürze mich in 200 Schichten Thermowäsche und in die Joggingschuhe um als erstes einfach mal eine Runde durch das Dorf zu drehen, Footing heisst das Fluchwort. Ich denke nicht, dass ich noch jemals einen Match pfeifen könnte, ohne am Morgen das verdammte 15-minütige Footing zu machen.
Back home gibt’s Kaffee, Brot und möglichst noch eine Banane, die mich dann zugleich noch an das Laufkonzept erinnern soll: Schiris sollten nämlich immer eine Banane laufen und zwar immer links vom Assistenten.
Danach kommt mein Horror vor dem Spiel und das einzige, was mich wirklich nervös macht: Tasche packen! Ich bin einer dieser Refs, der einfach immer etwas vergisst. In der vergangen Saison reiste ich nach Genf – ohne Fussballschuhe! In Dornach war ich ohne Uhr anwesend. In Basel fehlten mir mal die Stulpen und durchschnittlich in jedem zweiten Match muss ich auf frische Unterwäsche verzichten… und ja… jedes Mal denke ich: mach dir eine Liste mit den Dingern, die du brauchst. Dieses Projekt liegt seit sieben Jahren (also seit Beginn) brach. Nie mehr vergessen werde ich meine Linsen (ich habe ca. 100 Dioptrien Minus…), denn vor rund zwei Jahren musste ich mal einen Match mit Brille leiten. Die Herren auf dem Biz füllten 300 Seiten mit ihren schlechten Witzen!
Wenn ich dann doch alles habe werde ich als Nichtautofahrer meist komfortabel vor der Haustüre abgeholt und fahre mit den Assistenten zum Spiel. Am Spielort möglichst nicht negativ auffallen und mal dezent in die Garderobe, meist aber ist dies nicht möglich. Oft kommt der Smalltalk mit dem Platzwart, dem Trainer oder den Spielern, hier möglichst einen guten Eindruck hinterlassen: „You never get a second chance to make a first impression!“. Danach brauche ich fast immer meinen Kaffee am Spielort, rund 75 Minuten vor Beginn dann geht’s zum Umziehen.
Nun folgt das Administrative: Absprache mit den Betreuern der beiden Teams Administrative Besprechung mit den Betreuern, Kontrolle der Mannschaften (Passfoto, Ausrüstung) und danach das Kabinengespräch mit den Assistenten: dort wird angesprochen, welche Linie heute gefahren werden soll welche Foullinie gefahren werden soll, wie ich mit einzelnen Situationen umgehen und was ich dort dann von ihnen erwarte. Danach 20 Minuten Einlaufen mit den Assis und das Spiel kann beginnen. Die ganze Prozedur dauert übrigens rund 90 Minuten.
Schwer zu erraten, dass eine seriöse Vorbereitung also das A und O eines Schiris ist, wenn man bedenkt, dass sie am Spielort gleich lange dauert, wie das Spiel selbst. Vielleicht brauchen wir ja schon bald alles nicht mehr, schliesslich wird der Videobeweis immer lauter gefordert… Dies bereits der Steilpass zum nächsten Thema!
jetzt wird mir einiges klarer und ich kann vermeintliche Fehlentscheide besser verstehen, ja sogar akzeptieren:
„…Absprache mit den Betreuern der beiden Teams…“
„…dort wird angesprochen, welche Linie heute gefahren werden soll…“
pele, chasch bitte ändere:
– Administrative Besprechung mit den Betreuern
– welche Foullinie gefahren werden soll
dein wunsch sei mir befehl…
elegenat gelöst 🙂
lüt doch äube mir a, zum frage öp aues hesch 😉
Fussballschuhe
Pfeife (vor dem Einpacken testen)
gelbe Karte
rote Karte
Blöckli
Schreibzeug
Stoppuhr (je nach Sponsor)
Schiri-Papierkram
Schiri-Libli (das schwarze und das gelbe/rote)
Schiri-Hosen
Schiri-Stulpen
Kontaktlinsen
Mitli und Stirnband
Stinkefinger
Brille
Duschmittel (Köbi Kuhnz hilft gerne beim Finden des passenden Duftes)
Haarshampoo (sofern Du keine Fleischmütze trägst)
Deo
Nivea
Haargel (oder sonstige Frisierprodukte)
Adiletten
Dusch-Tüechli
FRISCHE UNTERWÄSCHE
Aufgebot
Assis
Leeres Couvert
schinsch e profi z si, danke 🙂