Pfeifen die pfeifen

TacklingJeden Montag wird unter “getackelt”  das verbale Bein ausgefahren und der Gegenspieler vom Ball getrennt. Manchmal fair, manchmal nicht, aber immer auf den Ball gespielt.

 

Länderspiel Schweiz-Griechenland, etwa 70 Minute. Die Schweizer rennen gegen einen Gegener an, der mit Gefühlten sieben Verteidigern und drei Torhütern spielt und beissen sich die Zähne aus. Pfiffe ertönen, zuerst spärlich, dann immer lauter. Besonders der Kerl neben mir pfeift so gut und so laut er kann. Schliesslich beklagt er sich lauthals darüber, dass er ganz viel Geld bezahlt habe und wenn er schon einmal ein Spiel schauen gehe, doch bitte einen Sieg sehen wolle. Was genau die Spieler falsch machen, oder anders gesagt, warum er pfeift, verrät mein Nebenmann nicht. Er weist einzig darauf hin, dass diese Falschen nichts können würden, ausser Hakan (ich werde den Verdacht nicht los, dass dies der einzige ist, den er mit Namen kennt). Als schliesslich das erlösende Tor fällt, sind alle Spieler, die er kurz vorher ausgepfiffen hat, wieder Helden. Besonders der Hakan, das hat er ja schon immer gewusst.

Ich habe eigentlich nichts gegen Nati-Modas, vermutlich bin ich selber einer. Ich verspüre zumindest keinen inneren Drang, Natispieler wie Frei und Huggel stets vorbehaltslos das ganze Jahr hindurch zu unterstützen. Und eine Nichtqualifikation hätte auch keine mehrwöchige Depression, im Stile einer Cupfinalniederlage, zur Folge. Trotzdem, oder gerade deswegen würde es mir nie einfallen, die Spieler auszupfeifen, wenn es mal gerade nicht so läuft. Man darf und soll eine Mannschaft kritisieren. Man soll seinen Frust und Unmut über Spieler, Gegner und Schiedsrichter lauthals kundtun dürfen, denn das gehört doch irgendwie zur Fankultur. Sachliche Diskussionen in Ehren, aber manchmal braucht es im Stadion das Ventil des Fluchen. Pfeifen aber ist irgendwie feige.

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