Analyse: Saison 2015/16

Der Meisterkandidat und Rückrundenmeister

Vom Meisterkandidaten, über den Katastrophenstart, zurück zum Rückrundenmeister bis zur Vizemeisterschaft. Es war der ganz normale YB-Wahnsinn – möchte man meinen. Trotzdem versuchen wir die abgelaufene Saison zu analysieren und einen Ausblick in die Zukunft zu wagen.

Am Ende steht ein zweiter Platz in der heimischen Super League. Kombiniert mit dem Verpassen einer europäischen Gruppenphase und dem frühen Cup-Aus gegen den späteren Cupsieger und Absteiger FC Zürich, darf dieses Ergebnis als Erreichen des Minimalzieles bezeichnet werden.

“Wir wollen Meister werden!” “YB hat die beste Mannschaft der Schweiz!” “Europäisch überwintern!” „Holen wir keinen Titel, so habe ich versagt!“ und einige Medien schrieben uns nach dem Sulejmani Transfer auch wenig aussagekräftig zum “Transfersieger”. Doch es kam – vielleicht nicht einmal überraschend – alles ganz anders.

Unser Sportchef Fredy Bickel schaffte es das Gros der Mannschaft zusammenzuhalten und schien zudem mit der Verpflichtung des ehemaligen Supertalents Miralem Sulejmani und dem ex-Zürcher Loris Benito, beide kamen sie vom Grossklub Benfica Lissabon, die Mannschaft gezielt zu verstärken. Klar wusste man, dass sowohl Benito wie auch Sulejmani zuletzt kaum zu Spielpraxis kamen und eventuell etwas Startschwierig-keiten bekunden würden. Aber kann man Fredy den Vorwurf machen, dass die Beiden während fast der gesamten Vorrunde kaum positive Akzente setzen konnten? Vielleicht. Ganz sicher nichts konnte der Sportchef für die verletzungsbedingten Ausfälle wichtiger Spieler gleich zu Beginn der Meisterschaft. Trotzdem stand er schon nach wenigen Wochen in der Kritik und es war bereits Feuer unter dem YB-Dach. Der grösste Fehler, und davon passieren ihm nicht viele, unterlief Bickel aber bei der Besetzung des Trainerpostens. Besser gesagt beim Festhalten an Uli, obwohl ihm sein Bauch bereits nach Abschluss der Saison 2014/15 zu etwas anderem riet, hörte er auf sein Herz und schlug alle Warnzeichen in den Wind. Eine ganze Saisonvorbereitung, ein paar verlorene SL-Spiele und eine gescheiterte CL Quali später, kam er auf seinen Entscheid zurück und entliess den Headcoach. Fredy benötigte danach eine kurze Zeit, um Fehler zu analysieren, ein Profil zu erstellen und den neuen Übungsleiter zu engagieren. Der Zeitpunkt mag sehr suboptimal gewesen sein aber mit Adi Hütter kam dafür genau der Richtige nach Bern, denn von da an waren die Fortschritte im Verein auch wöchentlich auf dem Rasen zu beobachten. Der Schlafwagenfussball verwandelte sich in ein „Hurra die Gams“ und der Berner befasste sich fortan mit Pressing, Gegenpressing, und offensivem Verteidigen.

Gründe für den Turnaround

Neben der Entlassung UFOs gibt es noch drei weitere „was wäre wenn“ und „hätte, hätte Fahrradkette“. Betrachtet man Hin- und Rückrunde getrennt voneinander, so erkennt man schnell, wann die Gelbschwarzen die Meisterschaft vergeben haben, respektive an welchen Schräubchen unser Sportchef und der Staff drehten, damit es danach zum Rückrundenmeister (ja i weiss) reichte.

1. Hätte man vor der Saison unter den YB-Fans eine Umfrage gestartet, auf welche Spieler wir am meisten angewiesen sind, so wären wohl die Namen von Steve von Bergen, Sekou Sanogo, Alexander Gerndt und Gui Hoarau gefallen. Gaeubschwarz.be hat sich hierzu aber bereits ausführlich zur Verletzungshexe (Bitch) geäussert. Was die Jungs zu leisten im Stande sind, sah man, als die Hauptachse des Teams wieder fit auf den (Kunst)Rasen zurückkehrte.

2. „Hoarau… was erlaube Hoarau? Isse immer Verletzt un wenn spile, spile wie Gott.“ Hoarau fehlte uns in der Vorrunde 13 Spiele und traf daher auch nur 1-mal. In der Rückrunde spielte er alle 18 Spiele, traf 17-mal und gab zu 9 Toren den entscheidenden Pass… „Habe fertig“.

3. Mal hatte der Reni keine Lust und dann war der Steffen krank. Schlecht beraten und nur wenig motiviert für Gelbschwarz aufzulaufen, entschied sich der Aargauer gegen die Offerte von YB und verliess uns, natürlich mit unnötigem Getöse im Dummeleuteblatt, in Richtung Basel. Was hiesige Medien als Schwächung verschrien, entpuppte sich als Glücksfall. Ersetzt wurde der schweizweit und insbesondere in Basel unbeliebte Spieler durch den sympathischen Yoric Ravet (In Zahlen: Unruheherd Steffen 6 Skorerpunkte – Sympathieträger Ravet 15 Skorerpunkte!). Für allfällige Fragen, wenden sie sich bitte an einen Spezialisten oder direkt an Fredy Bickel, seines Zeichen Sportchef des BSC YB.

Fazit: Vorrunde 28 Punkte / 30:22 Tore – Rückrunde 41 Punkte / 48:25 Tore.

Die Jungen Wilden

Was blieb sonst noch hängen? YB Gewinnt erneut die U21 Trophy und mit Obexer bekam bereits das nächste Eigengewächs einen Profivertrag. Zakaria schaffte es vom ChL Backup bei Servette innert kurzer Zeit zum Stammspieler bei YB. Die Young Boys trafen 78-mal in der Meisterschaft ins Tor – zuletzt war dies in der Saison 09/10 unter Petkovic der Fall. Die HANDSCHRIFT von Hütter ist deutlich erkennbar und es gibt endlich wieder attraktiven Fussball im Wankdorf.

Also alles Friede, Freude, YB-Wurst? Natürlich nicht aber Bidu pflegt zu sagen: „Wo ghobblet wird, da flüge Spän“ und wir nehmen zur Kenntnis, dass die Zuzüge Sulejmani und Benito im ersten Saisonviertel nicht 100% fit waren (Loris fehlte sogar 31 von 44 Spielen verletzt). Wir machen uns Gedanken über die Transferposse um Sanogo und seinen Leistungsabfall danach, sowie über den teuer eingekauften Vilotić, der bei Hütter ausser Traktanden gefallen ist.

All diese Eindrücke braucht es um die vergangene Saison zu analysieren und die richtigen Schlüsse für die nächste zu treffen.

Nach der Meisterschaft ist vor der Meisterschaft

Fredy Bickel hat mit den Vertragsverlängerungen von Wüthrich, Rochat, Gerndt und Kubo einiges in die Wege geleitet, um sich fortan dem Justieren der diversen Mannschaftteilen und Erwehren feindlicher Übernahmen konzentrieren kann.

Es wird nicht einfach für unseren Sportchef aber wir gehen davon aus, dass er unsere Jungen mind. für eine weitere Halbsaison in gelbschwarz motivieren kann. Halbsaison weil die Vertragslaufzeit und einige Gerüchte um Hadergjonaj doch verdächtig an den kleinen Maler erinnern…

Neben den bereits bekannten Abgängen von Nuzz, Afum und Zulechner, muss auch ein Abgang von Lecjaks erwartet werden. Nicht nur weil er laut einem Zeugenbericht bereits die Autoschlüsselrückgabe hinter sich gebracht hat, sondern weil sich mit Benito, Obexer und Fekete viel Konkurrenz auf seiner Position tummelt. Auch Sanogos Zeit in Bern scheint ein Ende zu nehmen. Was bereits letzten Winter hätte vollzogen werden sollen, wird wohl in diesem Transferfenster nachgeholt, denn auch ohne erneutes Angebot des HSV dürfte es genügend Interessenten für den Mittelfeldprellbock geben. Wir würden Sanogo allerdings gerne weiterhin im Kader sehen, beim letzten Saisonspiel in Thun zeigte er warum. Hoffen wir also, dass auch Sekou gerne in Bern bleiben möchte. Bleibt noch die Altlast Costanzo, der in Bern zwar keine Zukunft, dafür aber einen weiterlaufenden Vertrag mit fürstlichem Lohn besitzt.

Das grösste Fragezeichen setzen wir hinter den Namen Vilotić. Als Leader und defensive Sicherheit wurde der kopfballstarke Serbe für teures Geld aus Zürich geholt. Unter Hütter mutierte er aber zum IV Nummer 4. Entscheidet man sich ihn gehen zu lassen, sollte sich Fredy nach einem Top IV umschauen, zumal von Bergen auch nicht mehr jahrzehntelang spielen wird. Ansonsten trauen wir dieser Verteidigung die EL-Gruppenphase zu.

Im Mittelfeld gibt es die grössten Lücken zu füllen. YB besitzen mit Ravet und Sulejmani eine Top Flügelzange aber dahinter fehlen die Backups, welche mit vielversprechenden Nachwuchsspielern aufgefüllt werden sollten. Eventuell sollten die Young Boys noch einmal beim Berater von Bua nachfragen, ob der nicht doch lieber Super League spielen will. Im Zentrum erwarten wir den diesjährigen Topshot, um einerseits die nach Sanogos erwarteten Abgang entstehende Lücke zu schliessen und andererseits um qualitativ einen weiteren (grossen) Schritt zu vollziehen. Wusstet ihr eigentlich, dass der Nationalspieler Dzemaili gute Kontakte zu Bickel pflegt?

Im Sturm sind die Plätze vergeben, doch hinter unserer Tormaschinerie Hoarau und Gerndt, gäbe es Platz um neben Kubo einen weiteren jungen Nachwuchsspieler an die erste Mannschaft heranzuführen.

Zum Schluss noch eine Dankeschön an die Leserschaft von gaeubschwarz.be für ihre Treue, Radion Gelb-Schwarz für ihre informativen, interessanten Berichte und Interviews aber auch dem 1898-Forum für die Inspiration. Mit besten Wünschen und Hoffnungen: Hopp YB!

Ein Notizzettel, welchen man in ein paar Wochen im Kocherpark finden wirdkönnte…:

160530 Notiz

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