Matchvorbereitung – Beispiel anhand eines Trainingsspiels

Schiri“ ist ein junger und ambitionierter Schiedsrichter aus der Region. Er wird uns in regelmässigen Abständen Anekdoten aus der Welt der Regionalfussball-Schiris berichten und wird unklare Referee-Entscheidungen aus der grossen Fussball-Welt aufschlüsseln.

Das Erste was ihr von einem Schiri meistens seht ist sein Einlaufen vor dem Match mit den Assistenten und das Letzte sein Abgang in die Garderobe. Falls du interessiert bist, was ich dafür tue um in dieser Zeit einen möglichst guten Eindruck zu hinterlassen, kannst du jetzt weiterlesen.

Die Matchvorbereitung beginnt bei mir rund zwei bis vier Tage vor dem Match. Bei Meisterschaftsspielen weiss ich gut 15 Tage vorher, wann in welcher Funktion ich wo im Einsatz stehe. Bei Trainingsspielen wie morgen läuft das anders: Dienstag, 19. Januar, 17.00: Der Berner Schiriaufbieter ruft an und fragt, ob man am Samstag schon was vor hat. Da ich im Moment eh schon viel auf dem Buckel habe, antworte ich mit einem vorsichtigen „kommt drauf an“ um mal zu erfahren, wohin die Reise dieses Mal führen soll. „Dürrenast 2. Inter gägä 1. Liga Düdinge, i bruche no e Schiri!“. Schwer zu erraten, als 2. Liga Schiri hat man für sowas immer Zeit. Sofort die Zusage geben und schnell noch dem Kollegen absagen, dem man zum 1000. Mal versprochen hat, dass es diesen Samstag mal für ein Bierchen reicht. Solche Geschichten haben mich übrigens auch schon x-mal zum Single gemacht. Macht nichts: ich bin verheiratet mit Königin Fussball und wir lieben einander wirklich sehr.

Diese Woche habe ich immerhin nebst dem Beruf 13 Stunden Training, dazu noch am Ice-Cup als SRA die Herren Rossi und Taljeivic kennen gelernt und noch eine Massage bei meinem Masseurgott hinter mir. Das sind alles Sachen, die für mich zur Matchvorbereitung als Schiri gehören, selbstverständlich alles freiwillig! Ich könnte es mir einfacher machen. Ohne mein Umfeld, das mich unterstützt und ohne einen toleranten Arbeitgeber wäre das alles nie möglich (jetzt rede ich schon wie ein Fussballprofi)! Wenn man berücksichtigt, dass dies eine Trainingsspiel-Woche im Januar ist, kann man sich vorstellen, was im April, Mai und Juni abgeht… Zeitmanagement; dieses Wort wird uns Jungschiris seit Jahren eingeimpft, ist doch die Professionalisierung des Schiriwesens im Moment etwa so weit weg wie der Meistertitel für den FC Aarau. Zur Erinnerung: Alle Oberligaschiris haben neben dem Pfeifen beruflich nahezu ein Vollpensum zu absolvieren.

Drei Tage vor dem Spiel: Schiri, Telefon!
Die Assisenten anrufen Themen sind: welche Kleider werden getragen? Wer fährt? Wo ist der Treffpunkt? Wer nimmt die Fahnen mit? Wer nimmt drei gleiche Einlaufleibchen mit? Und sowieso: Wer bist du überhaupt? Manchmal fährt man mit wildfremden Leuten an ein Spiel, für das Spiel von morgen Samstag ist das immerhin nicht der Fall. Ich kenne beide SRA bestens.

Der Abend vor dem Spiel: Rot für meine Kochkünste!
Teigwaren essen
Heute hab ich mal wieder grauenhaft gekocht. Notiz an mich für die nächsten Spiele: Restaurant aufsuchen oder WG-Kollegen kochen lassen!

Im Internet die Tabelle, Mannschaftsfotos und Spielernamen anschauen
Heute bedeutet dies: mit Freude feststellen, dass die Martin-Fraktion bei Düdingen immer noch Weber und Lengen heisst! Wenn Lengen wüsste, dass ich dieser 9-jährige Junge war, der immer bei seiner Freundin Schuhe im Ehrismann Wabern kaufen wollte, um sie über ihn ausquetschen zu können…

Einem Kollegen anrufen
Irgendein Kollege hat diese Mannschaften immer schon mal gepfiffen und kann mir nützliche Infos geben: Welches System spielen die Teams? Wer ist der Schlüsselspieler für die Mannschaft, wer ist der Schlüsselspieler für den Schiri? Wie verhalten sich die Trainer? Gibt es irgendeine Spezialität?

Rapportmaterial vorbereiten, Spesenquittung vorbereiten
Administrationsarbeit, zwecks Rapportierung an SFV, wenn was „schlimmes“ passiert.
Kabinengespräch vorbereiten Dazu nächste Woche mehr

Früh ins Bett Darf man in einem Blog lügen?

Was alles am Tag des Spiels geschieht und wie es ausgegangen ist, bleibt bis nächste Woche mein Geheimnis. Ich geh jetzt schlafen!

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